Julia Extra Band 362
waren versiegt.
Behutsam lehnte Riley sich zurück. „Fühlst du dich besser?“
„Ja, danke. Tut mir leid …“
Zärtlich presste er ihr einen Finger auf die Lippen. „Niemand sollte sich dafür entschuldigen, dass er Trost braucht.“
„Ich …“ Er hatte ja recht. „Okay. Vielen Dank, Riley.“
„Gern geschehen.“ In seinen sanften blauen Augen lagen Fürsorge und Zärtlichkeit, aber auch Gefühle, die sie nicht einordnen konnte. „Eine Frau wie dich habe ich noch nie kennengelernt“, flüsterte er.
„Ich bin nur eine Kellnerin aus Dorchester. Nichts Besonderes, Riley.“
„In diesem Punkt irrst du dich gewaltig, Stace Kettering.“ Er ließ den Regenschirm zu Boden fallen und küsste sie. Erst zärtlich und liebevoll, fast ehrfürchtig. Zwei Seelenverwandte, die einander Trost spendeten. Doch als Stace sich sehnsüchtig an ihn drängte, wurde der Kuss fordernder, sinnlicher.
Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit gab Stace sich ganz ihren Gefühlen hin. Sie spürte Rileys harten Körper, die zärtlichen Hände, die Zunge, die mit ihrer spielte.
Und sie fühlte, wie Riley McKenna sich in ihrem Herzen einnistete.
8. KAPITEL
Riley hatte nicht vorgehabt, Stace zu küssen. Eigentlich hatte er sie lediglich trösten wollen, weil sie so verzweifelt geweint hatte. Doch dann hatte sie ihn mit großen Augen traurig angesehen und scheu gelächelt. Da war es einfach über ihn gekommen. Sie sollte ihm gehören. Ihm ganz allein!
Natürlich war das gefährlich. Aber was sollte er machen? Er dachte ja Tag und Nacht fast nur an sie, sehnte sich nach ihrer Nähe, fühlte sich einsam, wenn Stace nicht da war. All das waren eindeutige Zeichen: Er war drauf und dran, sich in sie zu verlieben. Doch das durfte nicht geschehen! Sie hatte einen Mann verdient, der das kleine Haus in Dorchester mit ihr teilte, das Dach reparierte und in Bad und Küche auch mal den Klempner spielte. Mit anderen Worten: eine dauerhafte Beziehung. Damit konnte er nicht dienen. Hier auf dem Friedhof war er gerade wieder daran erinnert worden, dass nichts von Dauer war. Wer das Gegenteil behauptete, erlebte eines Tages einen schmerzlichen Schock.
Deshalb hatte er sich behutsam von Stace gelöst, obwohl es ihm sehr schwergefallen war. Gemeinsam fuhren sie zum Morning Glory, um die erschöpfte Irene abzulösen, die sich überschwänglich bei ihnen bedankte.
„Das Baby schläft noch nicht durch“, erklärte sie. „Wenn ich Glück habe, bekomme ich zwischen ihren Mahlzeiten etwas Schlaf.“
Als Riley und Stace wieder das Kommando übernahmen, wurde ihm klar, dass er die tägliche gemeinsame Routine nicht mehr lange aushielt. Die Vorstellung tagein, tagaus auf engem Raum mit Stace zusammenzuarbeiten, schnürte ihm die Kehle zu. Er ertrug einfach keine Nähe. Jedes Mal, wenn jemand mehr Einsatz oder Zuwendung von ihm erwartete, ergriff er die Flucht.
Riley McKenna suchte Ablenkung, damit seine Gedanken nicht mehr ständig um den zärtlichen Moment im Regen kreisten.
Zum Glück herrschte viel Betrieb im Lokal, so verging die Zeit bis zum Feierabend schnell. Stace war schon fort, weil sie Jeremy von der Schule abholen wollte. Riley holte die beiden von der U-Bahn-Station ab und brachte sie zurück zum Gästehaus.
Man konnte den Eindruck gewinnen, sie wären eine glückliche Familie. Auf der Heimfahrt redete Jeremy ununterbrochen über seinen ersten Schultag an der Wilmont Akademie. Kaum waren sie im Haus, breitete er Papier, Bleistifte und Farben auf dem Küchentisch aus, um sich mit Feuereifer an seine erste Hausaufgabe zu machen.
„Darf ich den Pool benutzen?“, fragte Stace.
„Selbstverständlich. Fühl dich wie zu Hause.“ Riley war drauf und dran, ihr Gesellschaft zu leisten, doch dann fiel ihm ein, wie erregend sich ihr Körper beim letzten gemeinsamen Bad im Pool an seinem angefühlt hatte. Unweigerlich würde es wieder zum Kuss kommen. Und dieses Mal würde es nicht bei dem einen Kuss bleiben …
Während Stace also einsam ihre Bahnen zog, widmete er sich dem Haushalt. In der Küche blickte er gerade kurz aus dem Fenster und bewunderte, wie athletisch Stace durchs Wasser glitt, als sein Handy klingelte. Alecs Name erschien auf dem Display. Riley überlegte kurz, ob er den Anruf ignorieren sollte, nahm ihn dann aber doch an.
„Hallo Alec.“
„Bist du krank, Kumpel? Oder wieso bist du sonst am Freitagabend zu Hause?“
Freitagabend? Schon? Nicht einmal das hatte er bemerkt, weil seine Gedanken nur um Stace
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