Julia Extra Band 362
fliegen nach New York.“
„ Sie fliegen nach New York. Ich will sofort nach Hause.“
„Sie wollen nach Hause?“ Sein Tonfall wurde hart. „Wirklich? Sind Sie deshalb eben erst mit einem Koffer von zu Hause weggegangen?“ Er fuhr langsamer, weil er vorhatte, die Ausfahrt zu nehmen. „Ich habe Ihnen geraten, mich nicht für dumm zu verkaufen, Rachel. Sie wollten doch unbedingt weg, oder?“
„Das können Sie vergessen, Hoheit. Ich fliege mit Ihnen nirgendwo hin. Und wenn Sie glauben, dass … dass Sie dort weitermachen können, wo Sie vorhin aufgehört haben …“
Er musterte sie kalt. Dann fuhr er rechts ran.
„Ms Donnelly, ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht im Mindesten an Ihnen interessiert bin.“
„Wenn Sie das für eine angemessene Entschuldigung halten …“
„Es ist eine Tatsache. Was da vorgefallen ist, war ein Fehler.“
„Das will ich aber auch meinen. Unterstehen Sie sich …“
„Hören Sie“, sagte er mit erzwungener Ruhe. „Ich möchte mit Ihnen reden, aber ich habe in New York wichtige Termine, die ich unbedingt einhalten muss. Deshalb bitte ich Sie freundlich, mich zu begleiten.“
„Ich habe auch Termine.“
Er lachte. Sie spürte ihr Gesicht heiß werden. „Ich bin überzeugt, dass Ihnen mein Leben nicht annähernd so bedeutend erscheint wie Ihr eigenes, aber für mich und mein Kind sieht das anders aus“, sagte sie mühsam beherrscht.
„Ich werde einen Vaterschaftstest vornehmen lassen.“
Sein Tonfall war ausdruckslos. Und so selbstverständlich, als ob bereits alles klar wäre. Das ängstigte Rachel mehr als alles andere. Seine Entschiedenheit. Diese Gewissheit, dass auf jeden Fall er sich durchsetzen würde.
„Der Name des Vaters geht Sie nichts an“, erklärte sie mit aller Festigkeit, die sie aufbringen konnte.
„Wenn es sich dabei um meinen verstorbenen Bruder handelt, schon.“
Dagegen war schwer etwas einzuwenden.
„Was ist los, Rachel“, sagte er sanft. „Sind Ihnen die Argumente ausgegangen?“
„Die Botschaft ist folgende, Hoheit: Vergessen Sie den Test. Weil ich mein Kind um nichts in der Welt hergeben würde.“
„Selbstverständlich kann ich Sie nicht zwingen“, gab er gelassen zurück.
Rachel ersparte sich eine süffisante Antwort. Sie verschränkte nur schweigend ihre Arme vor der Brust und wartete.
„Natürlich können Sie sich weigern, das ist Ihr gutes Recht.“ Er lächelte. Es war ein grausames Lächeln, bei dem es ihr kalt über den Rücken lief. „Aber ich habe ebenfalls Rechte. Und behaupten Sie jetzt nicht, ich hätte keine. Ich habe bereits mit meinem Anwalt gesprochen.“
„Dann haben Sie ja schon einen arbeitsreichen Morgen hinter sich“, sagte sie betont gelassen, obwohl ihr Herz raste.
„Ich habe guten Grund, anzunehmen, dass Rami der Vater des Kindes ist.“
„Das sagten Sie bereits.“
„Und mein Anwalt wird Ihnen dasselbe sagen. Das heißt, dass ich das Recht habe, die Angelegenheit gerichtlich klären zu lassen.“ Er schwieg einen Moment. „Die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Wer weiß, wie lange Ethan in einer Pflegefamilie leben muss.“
Rachel spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. „Nein! Sie können nicht …“
„Selbstverständlich kann ich. Ich lasse mich von einer der erfolgreichsten Anwaltskanzleien der USA vertreten. Und wer vertritt Sie ?“ Um seine Mundwinkel huschte ein kaltes Lächeln. „Das dürfte eine interessante Auseinandersetzung werden.“
Karim konnte ihr ansehen, dass er einen Volltreffer gelandet hatte. Er hätte seinen Triumph gern ausgekostet, aber es gelang ihm nicht. Über leichte Siege hatte er sich noch nie freuen können. Er hatte alle Machtmittel in Händen, und sie hatte nur Ramis Sohn. Warum aber wollte sie nicht zugeben, dass das Kind Ramis Sohn war? Ganz einfach. Weil sie die Spannung anheizen und den Preis hochtreiben wollte.
Es sei denn, sie wollte das Kind tatsächlich behalten, weil es ihr etwas bedeutete. Das wäre immerhin eine Möglichkeit, wenn auch eine verschwindend geringe, die zudem gegen seine eigene Erfahrung sprach. Seine Mutter jedenfalls hatte ihren Hunden mehr Zuneigung entgegengebracht als ihm oder Rami. Obwohl sich so ein Mangel nicht unbedingt nachteilig auf ein Kind auswirken musste. Im Gegenteil. Es tat Kindern gut, in einem Gefühl von Unabhängigkeit aufzuwachsen. War er selbst nicht das beste Beispiel dafür?
Doch wie auch immer. Letzten Endes würde Rachel der hübschen Summe, mit der er sie für ihren
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