Julia Extra Band 364 (German Edition)
seine Armbanduhr, wobei er überrascht feststellte, dass er nun schon seit fast einer halben Stunde mit Gemini Bartholomew redete, obwohl er nur zehn Minuten eingeplant hatte. Die Zeit war wie im Flug vergangen!
„Ich glaube, Miss Bartholomew ist auch alles losgeworden, was sie hat loswerden wollen, richtig?“, fragte Drakon an sie gewandt.
Aber Gemini hatte nicht vor, sich einfach so abschieben zu lassen. Deshalb versuchte sie es jetzt anders und ging auf Markos zu, der immer noch auf dem obersten Treppenabsatz stand. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr Lyonedes.“ Bei diesen Worten reichte sie ihm lächelnd die Hand.
Markos warf Drakon einen erstaunten Blick zu, bevor er ihre Hand nahm. „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss Bartholomew.“ Markos’ Stimme war tief und leicht heiser geworden.
„Gemini“, sagte sie mit einem charmanten Lächeln.
„Markos“, erwiderte er.
Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich muss mich entschuldigen, dass ich die wertvolle Zeit Ihres Cousins so lange in Anspruch genommen habe.“
„Das geht schon in Ordnung.“ Markos hielt immer noch diese schlanke Hand in seiner, während er sie bewundernd anschaute. „An Drakons Stelle hätte ich mich auch nicht sonderlich beeilt, Sie loszuwerden, nur um an einer langweiligen Sitzung teilnehmen zu können.“
Drakon spürte Verärgerung in sich aufsteigen. Was sollte das denn jetzt? Flirteten die beiden etwa miteinander? Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Gemini lachte heiser auf, bevor sie Markos mit einem entschiedenen Ruck ihre Hand entzog.
„Ich bin sofort da, Markos“, verkündete Drakon schroff.
Sein Cousin warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Ich hätte nichts dagegen, hier deinen Platz einzunehmen und Gemini Gesellschaft zu leisten, bis du von dem Meeting mit Bob Thompson zurück bist.“
Drakon presste die Lippen zusammen. „Das wird nicht nötig sein. Miss Bartholomew und ich haben uns eben darauf verständigt, dass wir alle noch offenen Fragen heute Abend beim Essen klären.“
Sie riss erstaunt die Augen auf. „Wirklich?“
Drakon schluckte peinlich berührt. Wieso hatte er das denn jetzt gesagt? Nur weil er sich darüber geärgert hatte, dass Markos Geminis Hand viel zu lange gehalten hatte? Sehr seltsam, wirklich … Immerhin hatte sich diese Frau heute hier fast gewaltsam Zutritt verschafft und darüber hinaus auch noch völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen aufgestellt. Und für dieses bizarre Benehmen wollte er sie jetzt auch noch belohnen, indem er sie zum Abendessen einlud?
Nun, in dem Sinn „eingeladen“ hatte er sie ja nicht. Er hatte nur gesagt, dass sie heute Abend beim Essen die noch strittigen Fragen klären wollten. Was etwas völlig anderes war …
„Ja, wirklich“, bestätigte Drakon mit unbewegtem Gesicht. „Ich sage meinem Fahrer, dass er Sie um halb acht von Bartholomew House abholen …“
„Da wohne ich schon seit Jahren nicht mehr.“ Sie rümpfte die Nase. „Meine Stiefmutter hat mich recht bald nach der Heirat mit meinem Vater diskret darauf hingewiesen, dass es wohl besser ist, wenn ich ausziehe.“
Drakons Miene verfinsterte sich. Himmel, in was war er denn da hineingeraten? Da Bartholomew House ein riesiges Anwesen war, in dem eine Person mehr oder weniger gar nicht auffiel, roch das schwer nach Familienfehde.
„Dann hinterlassen Sie am besten unten an der Rezeption Ihre aktuelle Adresse“, schlug er vor.
„Ich bringe Gemini nach unten“, bot Markos an.
Drakon musterte seinen Cousin argwöhnisch. „Ich bin mir sicher, dass Miss Bartholomew ihren Weg auch allein findet, nachdem sie es heute schon so erfolgreich geschafft hat, auf sich aufmerksam zu machen“, bemerkte er säuerlich und verspürte einen leisen Triumph, als er sah, dass Gemini rot wurde.
Markos grinste. „Stimmt. Aber sollte sich nicht wenigstens einer von uns beiden mit eigenen Augen davon überzeugen, dass sie das Gebäude auch tatsächlich verlässt?“
Die Röte auf Geminis Wangen vertiefte sich. „Das klingt ja fast, als ob ich eine Kriminelle wäre“, sagte sie empört.
„Verzeihung, aber so etwas zu behaupten würde mir nie im Leben einfallen“, beteuerte Markos mit Unschuldsmiene.
„Geschenkt“, gab sie großzügig zurück. „Mir ist einfach nichts Besseres eingefallen, um auf mein Anliegen aufmerksam zu machen.“
„Nun, wie man sieht, solltest du die junge Dame also unbedingt nach unten begleiten, sonst kommt sie womöglich noch mal auf
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