Julia Extra Band 364 (German Edition)
ob ich heute noch nach New York zurückfliegen oder in London bleiben soll, damit wir uns überlegen, ob wir noch mal ganz von vorn anfangen sollen.“ Jetzt wirkte sein Gesichtsausdruck extrem angespannt.
„Noch mal von vorn anfangen? Womit?“ Gemini musste einfach nachfragen, weil sie Angst hatte, irgendetwas misszuverstehen und damit womöglich sie beide in eine unangenehme Situation zu bringen.
Drakon atmete tief durch. „Mit allem“, stieß er hervor. „Wir haben uns unter ungewöhnlichen Umständen kennengelernt, und unsere Beziehung ist bis heute ungewöhnlich geblieben.“ Er kniete sich neben dem Sessel, in dem sie saß, hin. „Deshalb wollte ich dich fragen, ob wir nicht einfach noch mal von vorn anfangen können.“ Als er sich anschickte, nach ihren Händen zu greifen, merkte er, dass er immer noch den Umschlag in der Hand hielt. „Ach so, das hätte ich jetzt bei der ganzen Aufregung fast vergessen …“ Er starrte mit gerunzelter Stirn auf den dicken wattierten Umschlag. „Ich wollte ihn dir schon die ganze Zeit geben.“
„Was denn jetzt noch? Hast du mir nicht schon genug gegeben?“, fragte Gemini ganz benommen.
Drakon schob eine Hand in den Umschlag und zog eine kleine grüne Schatulle heraus, die er ihr hinhielt. „Ich glaube, das gehört auch dir“, sagte er.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Gemini atemlos herausbrachte: „Was ist das?“
Er lächelte. „Ich bin sicher, du weißt es bereits.“
Ja, sie wusste es tatsächlich. In der Schatulle konnten nur der mit Smaragden und Brillanten besetzte Verlobungsring und der schlichte goldene Ehering ihrer Mutter sein! Sie blinzelte die Tränen weg, die ihr plötzlich in die Augen schossen. „Musstest du deshalb gestern Abend unbedingt noch mal telefonieren, nachdem wir in Verona angekommen waren?“
„Ja.“
Gemini nahm die Schatulle fast andächtig entgegen und klappte sie auf. Als sie die Ringe sah, die ihr so vertraut waren, schloss sie für einen Moment aufgewühlt die Augen. Dabei konnte sie nicht verhindern, dass ihr heiße Tränen übers Gesicht liefen.
„Oh, Drakon …“ Weiter kam sie nicht, weil sie, überwältigt von ihren Gefühlen, haltlos zu schluchzen begann.
„Bitte weine doch nicht, Gemini.“ Erschrocken zog er sie an sich und presste ihr Gesicht an seine warme Brust. „Ich will doch nur, dass du glücklich bist“, murmelte er heiser. „Bitte, bitte nicht weinen, agapi mou . Das ertrage ich nicht.“
Aber Gemini war völlig aufgelöst. Sie konnte sich nicht erinnern, wann zuletzt irgendwer etwas so Selbstloses, etwas so ganz und gar Wundervolles für sie getan hatte.
Als sie sich endlich so weit beruhigt hatte, dass sie sprechen konnte, fragte sie: „Und warum wolltest du gestern Abend nicht mit mir schlafen, obwohl du doch ganz genau wusstest, wie sehr ich es will?“
Sein Gesicht bekam wieder einen angestrengten Ausdruck. „Weil es falsch gewesen wäre, die Situation auszunutzen und …“
„Und?“, drängte Gemini mit heftigem Herzklopfen.
Er lächelte bemüht. „Nun, ich sagte es bereits. Weil es weder ein Himmelbett noch Rosenblätter gab.“
„Und ich habe dir gesagt, dass mir das jetzt nicht mehr wichtig ist …“
Er presste die Lippen zusammen. „Aber mir ist es wichtig!“, erwiderte er heftig. „Verdammt, Gemini, du hast ja keine Ahnung, wie schwer es mir gestern gefallen ist, der Versuchung zu widerstehen. Aber ich liebe dich, und weil das so ist, will ich erst mit dir schlafen, wenn alles andere in deinem Leben geklärt ist.“
Gemini riss ungläubig die Augen auf. „Du liebst mich?“, wiederholte sie atemlos. Ihr Herz geriet ins Stolpern und setzte kurz aus, bevor es wieder anfing, regelmäßig zu schlagen, schneller und kräftiger jetzt.
Drakon fuhr zusammen. „Oh! Das sollte eigentlich noch eine Weile mein Geheimnis bleiben.“
Sie musterte ihn fragend. „Warum?“
„Weil du etwas Besseres verdienst. Ich hätte mir gewünscht, erst angemessen um dich werben und dich nach Strich und Faden verwöhnen zu können, bevor ich dir meine Gefühle offenbare.“
„Und was ist mit meinen Gefühlen zu dir? Ist dir nicht aufgefallen, dass ich dich ebenfalls liebe? Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr!“ Mit vor Leidenschaft brennenden Augen schaute sie ihn an. „Obwohl deine mit Sturheit gepaarte Arroganz wirklich absolut unerträglich ist.“
„Aber du liebst mich trotzdem?“ Ihm versagte fast die Stimme.
„Aber ich liebe dich trotzdem“, versicherte sie ihm
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