Julia Extra Band 364 (German Edition)
auf dem Gang mit Sergios. Er hatte sich den ganzen Tag freigenommen, was sie wirklich erstaunte.
Die Operation verlief schnell und ohne Komplikationen. Bee nahm danach an Elenis Bett Platz. Zu diesem Zeitpunkt erwachte das kleine Mädchen schon wieder aus der Narkose. Sie war zwar groggy, schien aber keine Schmerzen zu haben. Dass Bee an ihrer Seite war, beruhigte die Kleine, die bald schon wieder einschlief. Eine der Nannys kam und setzte sich an das Bett, während Sergios darauf bestand, dass Bee etwas zu Mittag aß.
„Du bist erschöpft. Warum bezahle ich zwei Nannys, wenn du trotzdem in diesem Zustand bist? Komm mit mir nach Hause“, drängte er, als Bees Kopf gegen Ende des Lunchs immer mehr nach unten sackte.
Rasch richtete sie sich wieder auf. „Ich möchte an Elenis Seite sein, wenn sie aufwacht. In ihrem Zimmer steht ein Bett, das ich benutzen kann“, erwiderte sie. „Insofern wird es keine schlaflose Nacht werden.“
„Hin und wieder solltest du an dich denken“, wandte Sergios ein.
Bee verspannte sich. Sagte er sich das auch, wenn er Lust auf etwas Exotischeres als das Ehebett hatte? Waren dann Langeweile oder Begierde seine Entschuldigung? Mein Gott, brauchte er überhaupt eine Entschuldigung, oder war der Sex mit Melita etwas so Selbstverständliches, dass er für ihn gar keine eheliche Untreue darstellte?
„Was ist los?“, fragte er abrupt. „Du bist ganz blass. Eleni geht es gut. Hör auf, dir das anzutun. Es war eine Routine-Operation, die völlig problemlos verlaufen ist.“
„Ich weiß … es tut mir leid. Ich glaube, ich bin nur müde“, murmelte Bee ausweichend. Es war ihr unangenehm, dass er sie gut genug kannte, um zu wissen, dass es ihr emotional nicht gut ging. Melita war eine Sexbombe – daran gab es nichts zu rütteln. Jeder Mann in der Taverne zwischen fünfzehn und achtzig hatte die heiße Blondine angestarrt. Und Bee konnte nicht vergessen, dass sie selbst hatte halb nackt sein und einen verführerischen Pole Dance tanzen müssen, um ihren Ehemann dazu zu bringen, aus ihrer Beziehung eine echte Ehe zu machen.
„Du machst dir viel zu viele Sorgen.“ Sergios schüttelte den Kopf. „Es ist, als würdest du ständig auf ein Desaster warten.“
Bee war wieder an Elenis Bett, als sie eine SMS bekam, ihr Handy aus der Jackentasche nahm und sich fragte, ob das wieder Jon Townsend war. Kaum hatte er erfahren, dass sie in London war, versuchte er einen Lunch mit ihr und verschiedenen Vertretern der Wohltätigkeitsorganisation zu arrangieren. Doch diesmal war es nicht Jon, der ihr schrieb …
Ich bin in London und würde Sie gerne unter vier Augen treffen. Melita.
Bee starrte ihr Handy an, als hätte es sie gebissen. Die Geliebte ihres Ehemanns schrieb ihr eine SMS? Wie in aller Welt war Melita Thiarkis an Bees Nummer gekommen? Hatte sie auf Sergios’ I-Phone nachgesehen? Das war die wahrscheinlichste Erklärung – eine, die Bee bis ins Mark traf, weil sie die Nummer noch nicht lange hatte und es bedeutete, dass Sergios erst vor Kurzem Kontakt mit der anderen Frau gehabt haben musste.
In dieser Nacht fand sie nur wenig Schlaf, auch wenn Eleni kein einziges Mal aufwachte. Sergios schaute am Morgen auf dem Weg in sein Londoner Büro kurz vorbei. Als sie ihn sah, juchzte Eleni und streckte die Arme nach ihm aus.
Ein merkwürdiges kleines Lächeln machte seinen Mund weicher. Er legte das Paket ab, das er dabeihatte, beugte sich hinunter und hob das kleine Mädchen aus dem Bett. Dabei sprach er sie auf Griechisch an.
Und zum allerersten Mal antwortete Eleni und schaute ihn mit ihren großen, dunklen Augen an. Die Worte waren nicht zu verstehen, die Satzstruktur inexistent, aber es war eine Reaktion, die sie vor der Operation nicht gezeigt hätte.
„Mir ist sofort aufgefallen, dass sie viel aufmerksamer ist, schon als sie heute Morgen aufwachte“, erzählte Bee ihm mit gezwungener Fröhlichkeit. „Sie kann definitiv mehr hören. Ihre Augen wandern auch nicht mehr hin und her, wenn du mit ihr sprichst.“
Sie half der Kleinen, das Holzpuzzle auszupacken, das Sergios mitgebracht hatte, und klappte dazu den Tisch an ihrem Bett hoch. Eine Schwester steckte den Kopf zur Tür herein und bot ihnen einen Kaffee an.
„Für mich nicht, danke“, sagte Sergios. „Ich habe gleich einen Termin.“
„Wenn der Arzt sagt, dass alles in Ordnung ist, darf Eleni heute Nachmittag entlassen werden“, teilte Bee ihm mit.
„Gut. Die Jungs haben dich gestern Abend vermisst“,
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