Julia Extra Band 364 (German Edition)
weißen Ziegenhaarteppich. Den Mittelpunkt des Schlafzimmers bildete ein mächtiges hölzernes Himmelbett mit luftigen weißen Vorhängen. Am liebsten hätte Sydney sich sofort in die weichen Kissen fallen lassen, wäre ihr nicht in diesem Moment eingefallen, dass sie ihre Koffer gar nicht abgeholt hatte.
„Sie sind unterwegs hierher“, beruhigte Malik sie. „In der Zwischenzeit findest du im Badezimmer alles, was du brauchst, um dich frisch zu machen.“
Er deutete auf eine weitere Tür und öffnete sie. Beeindruckt sah Sydney sich in dem großzügig gestalteten Badezimmer um, bewunderte die in den Boden eingelassene Badewanne, den schimmernden Marmor und die hübschen kleinen Mosaikfliesen.
„Ich hoffe, die Räumlichkeiten werden deinen Ansprüchen gerecht.“
Sydney wirbelte herum, als sie Maliks Stimme so dicht hinter sich hörte.
„Es ist wirklich alles … wunderschön“, antwortete sie stockend. Warum fühlte es sich bloß so irreal an, hier zu sein? Vielleicht weil das alles eine absolut fremde Welt für sie war. Das hier war Jahfar, nicht Paris und auch nicht Los Angeles.
Malik trat einen Schritt auf sie zu und umfasste ihr Gesicht sanft mit beiden Händen. Sofort schlug Sydneys Herz schneller, das Blut rauschte in ihren Ohren.
Sie wollte protestieren, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Sydney“, erklärte er leise. „Wir schaffen das schon.“
Als er seinen Kopf zu ihr herunterbeugte, schloss sie automatisch die Augen. Natürlich nur, weil sie müde war. Warum sonst?
Er lachte leise, während seine Lippen leicht über ihre Stirn und Schläfen strichen. Sein Lachen traf sie mitten ins Herz, versetzte sie zurück in eine andere Zeit, als sie noch an ein Happy End mit dem schönen Prinzen geglaubt hatte.
„Nicht“, presste sie erstickt hervor.
Sofort ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
„Entschuldige“, antwortete er mit belegter Stimme.
Unwillkürlich fuhr Sydney sich mit zitternden Fingern an die Kehle – nur um die Hand schnell wieder sinken zu lassen, als ihr klar wurde, wie verängstigt und hilflos die Geste wirken musste. Aber sie war weder verängstigt noch hilflos. Nervös war sie. Schließlich hatte sie ihn einmal geliebt. Sie war durch die Hölle gegangen wegen ihm. Und diese Situation hier war sehr seltsam für sie.
Für sie beide, korrigierte sie sich. Wahrscheinlich wäre er jetzt lieber mit seiner aktuellen Geliebten zusammen, statt mit ihr, der Ehefrau, von der er geglaubt hatte, er sei sie ein für alle Mal los.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn wir … uns nicht anfassen“, erklärte sie.
Erstaunt sah Malik sie an.
„Hast du etwa Angst vor einer kleinen Berührung, Sydney? Ich dachte, du hättest kein Problem damit, mir zu widerstehen …“
Jetzt machte er sich auch noch über sie lustig. Das war ja klar. Sie hob die Hand, um ihre nächsten Worte zu unterstreichen.
„Es gibt keinen Grund für Berührungen, Malik. Wir sind weder glücklich verheiratet, noch haben wir Gefühle füreinander. Nicht mehr jedenfalls. Mir ist klar, dass ich dir hier zur Last falle. Du musst nicht so tun, als ob es nicht so wäre, nur damit ich mich wohler fühle. Ich möchte das hier alles genauso schnell hinter mich bringen wie du.“
In Maliks Augen schien es aufzublitzen.
„Verstehe. Du bist ja sehr weise geworden, Sydney. Als seist du mit allen Wassern gewaschen.“
„Ich dachte immer, du stehst auf erfahrene Frauen“, gab sie hochmütig zurück. Dabei blieben ihr die Worte fast im Hals stecken. Sie hatte ihm deutlich machen wollen, dass sie ihm die nächsten vierzig Tage mit kühler Höflichkeit begegnen würde, und war kläglich gescheitert.
Jetzt lehnte er scheinbar lässig am Türrahmen. Doch diesmal ließ sie sich nicht beirren. Er war nicht entspannt, nein, er war höchst kontrolliert. Und das war eine Eigenschaft von ihm, die sie schon damals fast verrückt gemacht hatte – diese Fähigkeit, seine Emotionen so weit zu unterdrücken, dass er schon fast nicht mehr menschlich erschien.
„Hast du dir darüber etwa Gedanken gemacht?“
„Natürlich nicht!“, versicherte Sydney eilig.
Nun richtete Malik sich zu seiner vollen Größe auf.
„Lass uns keine Spielchen spielen, Habibi . Du hast eine lange Reise hinter dir. Nimm ein Bad und ruh dich ein wenig aus. Wir sehen uns später, wenn du hoffentlich wieder vernünftig geworden bist.“
Sofort stieg ihr das Blut in den Kopf angesichts seines
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