Julia Extra Band 364 (German Edition)
Jahfar ferngehalten. Jetzt, wo sie hier war, konnte er sie seiner Familie jedoch nicht mehr entziehen. Stirnrunzelnd dachte er daran, dass seine Brüder Sydney sicher freundlich aufnehmen würden, ganz im Gegensatz zu seiner Mutter …
„Und? Wirst du sie demnächst mit in den Palast bringen?“
Angespannt biss Malik die Zähne zusammen, bis sein Kiefer knackte. Er hatte seinem Bruder nicht gesagt, warum Sydney hier war. Er hatte es niemandem erzählt.
„Vielleicht in ein paar Tagen. Oder auch nicht. Ich habe Geschäftliches zu erledigen in Al Na’ir.“
„Du kannst doch sicher mal einen Abend freinehmen. Ich möchte sie gern kennenlernen, Malik.“
„Ist das ein Befehl?“
Die Antwort kam ohne Zögern.
„Ja.“
Manchmal konnte Malik es nicht glauben, wie leicht Adan an die Macht gekommen war. Er war nicht einmal der direkte Thronfolger gewesen, ebenso wenig wie Malik. Bis ihr Cousin bei einem Bootsunfall ums Leben kam und ihr Onkel, der damalige König, kurz darauf unerwartet verstarb.
Adan war ein guter und gerechter König.
„Gut. Dann werde ich sie demnächst mitbringen. Aber nicht heute. Sie ist noch müde von der Reise.“
„Natürlich“, antwortete Adan. „Dann sehen wir uns morgen Abend zum Abendessen. Isabella freut sich schon.“
„Morgen Abend also, in Ordnung.“
Ihre Verabschiedung war – wie jedes Mal, wenn sie telefonierten – förmlich. Malik kannte es nicht anders. Sie hatten eine ziemlich traurige Kindheit gehabt, mit vielen wechselnden Kindermädchen und förmlichen Ritualen und Regeln, an die sie sich halten mussten.
Malik wusste selbst nicht, warum er und seine Geschwister so distanziert miteinander umgingen. Sie liebten sich, wenngleich ihre Beziehung zueinander nicht immer einfach war. Doch je älter sie wurden, desto mehr schien sich die Kluft zwischen ihnen zu vertiefen.
Vielleicht hatte er sich deswegen so zu Sydney hingezogen gefühlt. Mit ihr fühlte er sich nicht mehr so allein. Schnell war er süchtig nach diesem Gefühl geworden. Bis sie ihn enttäuscht hatte. Bis sie bewiesen hatte, dass sie nicht anders als alle anderen Menschen in seinem Leben war.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Es waren mehr als sechs Stunden vergangen, seit Sydney angekommen war.
Er fand sie auf der kleinen Terrasse vor ihrer Suite. Der Wind, der vom Meer herüberwehte, hatte ihr rotbraunes Haar zerzaust. Sie trug ein langes cremefarbenes Kleid, das ihre schlanke Figur betonte. Es war nur eine Nuance dunkler als ihre milchfarbene Haut. Sie sah aus wie ein Engel.
Als er auf sie zukam, sah sie auf und setzte ihre Kaffeetasse, die sie mit beiden Händen gehalten hatte, ab. Sie schien sich um einen möglichst unbeteiligten Gesichtsausdruck zu bemühen, doch Malik war das sehnsüchtige Verlangen, das für einen Moment in ihren Augen aufblitzte, nicht entgangen.
„Fühlst du dich wieder fit?“, erkundigte er sich.
„Ja, danke“, entgegnete sie und sah an ihm vorbei.
Er zog einen Stuhl heran und rückte ihn so zurecht, dass er das Meer und ihr Gesicht anschauen konnte.
„Hast du dein Gepäck erhalten?“
„Ja, es ist alles angekommen.“
Als sie die Kaffeetasse wieder anhob, sah er, wie ihre Finger zitterten. Lag es an seiner Anwesenheit, dass sie so nervös war?
Es erinnerte ihn daran, wie sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Sie war keine Jungfrau mehr gewesen, doch auch nicht besonders erfahren. Alles, was er mit ihr machte, schien eine Offenbarung für sie zu sein. Aber schon bald hatte sie ihre Zurückhaltung abgelegt und nach mehr verlangt.
Malik spürte, wie er bei dem Gedanken daran hart wurde.
Das war das Problem, dachte er verärgert. Diese Erregung, die ihm jedes Mal fast den Verstand raubte, wenn sie in seiner Nähe war. Er war nie einer dieser Männer gewesen, die nur an das eine dachten und sich von ihren Gelüsten treiben ließen – bis Sydney in sein Leben getreten war und alles durcheinandergebracht hatte.
Frustriert stieß er die Luft aus und beobachtete das Containerschiff, das in der Ferne in den Hafen lief. Es war nicht nur körperliche Anziehung, die ihn so verrückt machte nach Sydney.
In sexueller Hinsicht hatte er sich bereits ausgetobt, bevor er Sydney begegnet war. Er hatte nichts ausgelassen. Und eine Menge Spaß dabei gehabt.
Am Anfang jedenfalls.
Während der letzten Jahre jedoch hatte er festgestellt: Je mehr Frauen er hatte, desto leerer fühlte er sich.
Und sie schien diese Leere in ihm irgendwie zu füllen.
„Ich werde
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