Julia Extra Band 369
gleich ins Bett gehe.“
„Das hätte ich auch nicht vermutet.“
Sie sah ihm offen ins Gesicht. „Und ich bin auch nicht nach Italien gekommen, um eine billige Urlaubsromanze zu erleben, falls Sie das meinen.“
Er legte den Kopf zur Seite. „Auch das habe ich mir schon gedacht.“
Die Lässigkeit, mit der er die Zurückweisung zur Kenntnis nahm, verletzte ihren Stolz. Offensichtlich hatte er kein Interesse an einer echten Beziehung. Doch wenn er sich einbildete, er könne sie durch sein Verhalten reizen, hatte er sich getäuscht. Auch sie wusste dieses Spiel zu spielen.
„Umso besser“, antwortete sie glatt. „Ich wollte nur keine Missverständnisse aufkommen lassen – falls ich mich dazu entschließe, Sophias Wunsch zu erfüllen.“
„Verstanden.“ Mit einer knappen Verbeugung trat er zurück auf den Flur und zog die Tür ins Schloss.
6. KAPITEL
Die schlaflos verbrachte Nacht empfand Cherry als gerechte Strafe für ihre Dummheit. Wie hatte sie sich nur von Vittorio küssen lassen und seine unverschämten Zärtlichkeiten auch noch erwidern können? Bestimmt bildete er sich jetzt ein, er brauche nur mit dem Finger zu schnippen und schon würde sie mit ihm ins Bett springen.
Es war gerade sieben Uhr und ein herrlicher Maimorgen. Wenn sie das Frühstück erst überstanden hatte, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis der Ersatzwagen geliefert wurde und sie ihre Reise fortsetzen konnte. Dann würde sie die Provinz Foggia erkunden, wo es das berühmte Castel del Monte und ein Amphitheater aus der Römerzeit zu besichtigen gab. Das würde sie die Geschwister Carella und deren Probleme vergessen lassen.
Voller Optimismus stand Cherry auf und duschte. Nachdem sie sich angezogen hatte, räumte sie ihre Sachen zusammen und ging hinunter ins Esszimmer. Nach Sophia suchte sie vergeblich, denn Vittorio saß allein am Tisch, die Zeitung aufgeschlagen neben sich.
Er erhob sich, begrüßte sie freundlich und rückte ihr den Stuhl neben sich zurecht. Obwohl Cherry etwas mehr Abstand lieber gewesen wäre, setzte sie sich notgedrungen auf den angebotenen Platz. Vittorio war heute lässig gekleidet, er trug Jeans und Poloshirt – beides natürlich mit dem Logo eines Edeldesigners.
Typisch, dachte Cherry verächtlich. Vittorio war mit einem goldenen Löffel im Mund geboren und nach Strich und Faden verwöhnt worden. Was wusste ein Mann wie er schon vom wirklichen Leben? Wahrscheinlich hatte er noch keinen einzigen Tag lang ernsthaft gearbeitet.
„Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen?“
Seine Frage schreckte sie aus ihren Gedanken auf. „Danke, sehr gut sogar“, log sie, während die Hausmädchen Servierpfannen, Platten und Kannen auf die Anrichte stellten. Lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen, als ihm die Wahrheit zu verraten.
„Morgens bedienen wir uns selbst“, erklärte Vittorio, nachdem die beiden Mädchen wieder gegangen waren. „Darf ich Ihnen ein Glas Orangensaft einschenken?“
Sie nickte.
„Übrigens hat sich die Verleihfirma bereits gemeldet und sich entschuldigt“, meinte er, während er nach dem Krug griff. „Aufgrund eines Engpasses kann der Ersatzwagen erst morgen gestellt werden.“
„Wie bitte?“ Cherry, die bisher jeden Blickkontakt vermieden hatte, sah entsetzt in Vittorios faszinierende graue Augen. Was sich sogleich als Fehler entpuppte, denn prompt setzte wildes Herzklopfen bei ihr ein …
„Keine Angst, ich habe die Dame am Telefon beruhigt“, redete er weiter. „Ich sagte ihr, es sei wirklich kein Problem, morgen Vormittag wäre früh genug.“
Wie konnte ein Mensch nur derart anmaßend sein! Erregt sprang sie auf. „Das Auto sollte innerhalb von vierundzwanzig Stunden geliefert werden, das hatte man mir versprochen. Ich brauche es dringend. Wenn ich heute nicht aufbreche, gerät meine ganze Planung durcheinander, und ich kann mir nicht ansehen, was ich mir vorgenommen hatte.“
„Müssen Sie gleich so aufbrausen?“ Vittorio schüttelte den Kopf und lächelte milde. „Wenn mich nicht alles täuscht, wollten Sie doch noch bleiben und sich um Sophia kümmern.“
Cherry nahm ihren Teller, ging zur Anrichte und bediente sich wahllos mit Schinken und Käse. „Ich bin nicht die Richtige, um Ihrer Schwester zu helfen“, widersprach sie. Wenn sie Vittorio nicht verfallen wollte, musste sie seiner Nähe entkommen. Frisch rasiert, das Haar noch feucht und nach einem angenehm herben Aftershave duftend, wirkte er noch verführerischer als sonst.
„Da bin ich
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