Julia Extra Band 370
sexuellen Ausstrahlung eingebüßt hatte. Ganz im Gegenteil. Ihr schien die Sexualität so unübersehbar aus allen Poren zu strömen, dass er ganz unruhig geworden war. An jeder roten Ampel hatte er den Drang verspürt, den Kopf zu wenden und sie anzuschauen. Und jedes Mal wenn er diesem Drang nachgegeben hatte, war er versucht gewesen, sofort an den Straßenrand zu fahren, um sie an sich zu ziehen und zu küssen.
Was für ein abstruser Gedanke! Ausgerechnet bei einer Frau wie ihr nach Trieberfüllung zu suchen!
Es kostete ihn einige Mühe, sich wieder auf die lange Auffahrt zu konzentrieren.
„Ich kann mich nicht erinnern, einen Witz gemacht zu haben.“
„So war das auch nicht gemeint. Aber Sie haben vergessen zu erwähnen, dass Sie in so etwas wie einem Palast leben. Wirklich, Titus, das ist atemberaubend! Und da hinten, das kann doch unmöglich …“ Mit zusammengekniffenen Augen schaute sie auf einen Silberstreif am Horizont. „Jetzt sagen Sie bloß nicht, dass das das Meer ist!“
„Doch“, antwortete er schroff und presste den Mund zu einem schmalen Strich zusammen. „Das ist unser Strand.“
„Ein eigener Strand?“, wiederholte sie ungläubig. „So ein riesiges Stück Land muss ja heutzutage einen unermesslichen Wert haben!“, platzte sie heraus.
„Diese Frage stellt sich mir nicht“, erwiderte er brüsk.
„Heißt das, Sie würden es für kein Geld der Welt verkaufen?“
„Es heißt, dass ich es gar nicht verkaufen könnte , selbst wenn ich es wollte.“ Der Bentley rollte gemächlich an einem Gärtner vorbei, der grüßend eine Hand hob, und Titus erwiderte den Gruß mit einem Nicken.
„Ich hätte gar kein Recht, das Anwesen zu verkaufen, ganz im Gegenteil. Es ist meine Pflicht, das alles hier meinen Nachkommen in einem möglichst guten Zustand zu hinterlassen. Das ist der Preis, den ich für die vielen Privilegien, die ich habe, bezahlen muss.“
Sie glaubte, in der Ferne eine Kirche erkennen zu können. War es möglich, dass er sogar seine eigene Kirche besaß? „Mir kommen gleich die Tränen. In diesem Palast könnte man ja halb England unterbringen.“
Titus umklammerte angewidert das Lenkrad, während er den Blick über die prächtige Residenz seiner Vorfahren schweifen ließ. Wie vulgär sie war. Als sie geschmeidig ein schlankes Jeansbein über das andere schlug, packte ihn erneut Verlangen. War diese extreme sexuelle Ausstrahlung Teil ihrer Persönlichkeit oder versuchte sie, ihn zu verführen?
Doch wenig später spürte er, wie seine Anspannung langsam von ihm abfiel, während er auf Valeo Hall zufuhr. Obwohl das traditionsreiche Anwesen für ihn bittere Erinnerungen an seine nicht gerade glückliche Kindheit barg, war es doch sein Zuhause.
Roxy tat sich immer noch etwas schwer damit zu begreifen, dass dies ihr neuer Arbeitsplatz sein sollte. „Wie viele Leute arbeiten denn hier?“
Er seufzte. „Inzwischen leider nicht mehr so viele. Auch wir sind gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen.“
„Mir blutet das Herz! Vielleicht sollten Sie ja überlegen, ein paar tausend Hektar Land zu verkaufen, wenn Sie knapp bei Kasse sind. Ich könnte mir vorstellen, dass sogar in so einem tragischen Fall immer noch genug übrigbleibt.“
„Gut gekontert“, gestand er ihr kühl zu. „Trotzdem schlage ich vor, dass Sie sich in Zukunft lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, statt sich über Fragen, die Sie nichts angehen, den Kopf zu zerbrechen. Also kommen wir zur Sache: Sie sind, wie alle anderen Angestellten auch, meiner Haushälterin Vanessa unterstellt. Sie ist weisungsbefugt und hat in sämtlichen organisatorischen Fragen das letzte Wort.“
„Verstanden“, sagte Roxy kleinlaut, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Deshalb fragte sie: „Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man so für alles seine Leute hat?“
Titus bremste den Wagen leicht ab. „Das Gefühl müssten Sie als ehemaliger Popstar eigentlich kennen. Da war es doch bestimmt auch nicht anders.“
Sie versuchte den sarkastischen Unterton zu überhören, der eben bei dem Wort Popstar in seiner Stimme mitgeschwungen hatte. „Ja, aber die waren von der Plattenfirma oder von den Hotels. Ich persönlich hatte nie Angestellte.“
„Zumindest einen Manager müssen Sie doch gehabt haben.“
„Das war mein Vater.“
Er bemerkte den frostigen Unterton in ihrer Stimme. „War?“
„Er lebt noch, falls Sie das meinen.“
„Das habe ich nicht gemeint.“
Roxy starrte auf ihre
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