Julia Extra Band 374
normalerweise eines Blickes würdigen, weil er glauben müsste, ich wäre nur auf sein Geld aus, stimmt’s?“
Sein Magen krampfte sich zusammen, denn Alex musste wieder an Susan denken.
„Also muss ich den Eindruck vermitteln, dass ich auch vermögend und erfolgreich bin. Eine Adresse im richtigen Stadtteil, die richtigen Klamotten, die richtigen Gesprächsthemen.“ Jen trank einen Schluck Kaffee. „Und die richtigen Locations. Deshalb war ich heute auf der Vernissage. Und deshalb habe ich mich für Ihre Klamotten und Ihren Lebensstil interessiert. Ich hätte Sie ja gefragt, aber ich dachte, Sie wären nicht begeistert in Anbetracht …“
„In Anbetracht meiner Vergangenheit, richtig?“ Nicht zum ersten Mal wurde er wütend, weil so viel aus seinem Privatleben bekannt war. „Sie geben sich also als Schickeriatussi aus, um sich einen reichen Mann zu angeln? So etwas Lächerliches habe ich noch nie gehört!“
„Ich tue doch nur so. Ich würde mich niemals freiwillig mit so einem Mann einlassen.“
Unwillkürlich fragte sich Alex, warum Jen so giftig klang.
„Die Chefredakteurin von Gossip ! hätte meine Idee sofort abgeschmettert, wenn es einer dieser üblichen Beiträge gewesen wäre. Ich berichte aus erster Hand, und das Ganze ist durchaus ironisch gemeint.“
„Das wird nie funktionieren. Glauben Sie etwa, es reicht, wenn Sie sich neue Klamotten kaufen und sich an den richtigen Orten sehen lassen?“
„Sie waren heute Abend doch auch da. Und einer aktuellen Umfrage zufolge stehen Sie auf der Rangliste der begehrtesten Junggesellen in England auf Platz sechsunddreißig.“
Sie hatte also Nachforschungen über ihn angestellt? Das würde er später wieder aufgreifen.
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Dass man nur an die richtigen Orte gehen muss, um einen reichen Junggesellen kennenzulernen. Und das habe ich getan. Ich habe bloß etwas zu viel getrunken.“
„Stimmt. Ihr Experiment scheint nicht besonders gut zu laufen.“ Alex verspürte einen unerwarteten Anflug von Bedauern, als er den Ausdruck in ihren Augen bemerkte. Offenbar war sie auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Nur warum interessierte es ihn?
„Aber falls Sie gehofft haben, ich würde das Handtuch werfen und verschwinden, haben Sie sich getäuscht. Ich werde den Artikel schreiben, egal, wie.“
„Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass Sie einfach verschwinden, so schön ich es auch fände, mein altes Leben zurückzubekommen.“
Aufgrund seines Reichtums und seiner gesellschaftlichen Stellung war er es gewohnt, sein Leben in allen Bereichen zu kontrollieren. Und dass er es diesmal nicht konnte, machte ihn verrückt. Aber nicht mehr lange.
„Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen“, erklärte Alex.
Interessiert beugte Jen sich vor.
„Eine Verschwiegenheitsvereinbarung“, fuhr er fort. „Wenn Sie sie unterzeichnen, können Sie noch die restlichen vier Wochen bleiben. Lange genug, um diesen schwachsinnigen Artikel zu beenden.“
„Einen Maulkorberlass?“, hakte sie verächtlich nach.
„Es handelt sich um einen Standardvertrag. Den muss jeder unterzeichnen, den ich einstelle.“
„Ich arbeite aber nicht für Sie.“
„Wir werden beide davon profitieren. Und Sie können über alles schreiben – nur nicht über mich.“
Hatte sie auch nur die geringste Ahnung, wie es war, ständig Opfer der Presse zu sein? Die schlimmste Zeit seines Lebens durchzumachen und dabei pausenlos von Reportern belagert zu werden? Und dann jede intime Einzelheit über seine gescheiterte Ehe in den Zeitungen lesen zu können?
Alex beobachtete, wie Jen einen Moment lang nachdenklich in ihre Tasse blickte. Schließlich sah sie ihn stirnrunzelnd an.
„Ich könnte es wirklich mit einem neuen Ansatz versuchen“, räumte sie ein. „Also, wie wäre es mit einer Abmachung?“
Fast hätte er sein Angebot zurückgezogen und sie aufgefordert zu verschwinden. Aber etwas an ihrer trotzigen Haltung faszinierte ihn, und das in mehr als nur einer Hinsicht. Jens Anwesenheit bot eine willkommene Abwechslung. Die Frage war nur, ob das gut war oder nicht.
Alex stellte seine Tasse ab und blickte Jen an.
„Was für eine Abmachung?“
Sie zuckte die Schultern. „Ich habe tatsächlich keine Kontakte zur Presse. Aber ich könnte bei einer Boulevardzeitung anrufen und eine Insiderstory über die Tage anbieten, die ich hier nach dem Skandal mit Ihnen verbracht habe.“
Das hätte er sich denken können.
„Sie wissen also, wo ich vorher
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