Julia Festival Band 0103
einen Sprung, so freute sie sich über Lukes uneingeschränktes Lob. „Möchten Sie vielleicht …“ Unsicher verstummte sie, und er sah sie von der Seite an.
Holly nahm all ihren Mut zusammen. „Möchten Sie sich vielleicht die Wohnung anschauen? Sie haben sie doch noch gar nicht fertig gesehen.“
„Sehr gern.“ Er überhörte die innere Stimme, die ihn nachdrücklich davor warnte.
„Schließlich haben Sie die Renovierung bezahlt“, argumentierte sie und fragte sich, wieso sie das Gefühl hatte, sich rechtfertigen zu müssen, während Luke anscheinend keine Probleme damit gehabt hatte, sie für zwei Wochen nach Apson House einzuladen.
Luke sah, dass sie bebte, und runzelte die Stirn. „Wie viel Wein haben Sie eigentlich getrunken?“
„Nicht einen Schluck. Ich war viel zu aufgeregt, und außerdem wollte ich einen klaren Kopf bewahren.“
„Und wie wäre es jetzt mit einem Glas Champagner? Heute haben Sie keine Pflichten mehr und können Ihren Erfolg so richtig genießen.“
„Das wäre schön! Nur habe ich leider keinen Champagner im Hause. Vielleicht …“
Luke lachte nur, ging an den Kühlschrank der kleinen Teeküche im Nebenraum und kehrte mit einer stark beschlagenen Flasche zurück. „Vorausblickend, wie ich nun einmal bin, habe ich die heute Vormittag mitgebracht. Es wundert mich, dass Sie es nicht bemerkt haben.“
Holly wunderte das nicht. Sie hatte nur Augen für ihn gehabt und nicht für den Inhalt der Tragetasche, die er in der Hand gehalten hatte.
„Worauf warten wir also noch?“, fragte er, als Holly sich immer noch nicht rührte.
„Dann kommen Sie.“ Holly griff sich zwei Gläser und eine unangebrochene Tüte mit Nüssen.
Die Wohnung roch nach frischem Holz und frischer Farbe. Die Decken waren neu verputzt und die Wände in warmen Gelb- und Orangetönen gestrichen. Nur das Schlafzimmer, in das Luke bloß einen äußerst flüchtigen Blick warf, war in Blau gehalten. Das winzige Bad wirkte durch einige geschickt angebrachte Spiegel plötzlich beeindruckend geräumig – eine Idee, auf die Holly besonders stolz war.
Nachdem Luke alles gebührend bewundert hatte, machte er den Champagner auf, und sie gingen ins Wohnzimmer. Erschöpft ließ sich Holly aufs Sofa sinken und leerte fast das ganze Glas auf einen Zug. Der Alkohol wirkte sofort. Die Anstrengungen des Tages waren vergessen, sie seufzte, streifte die Schuhe ab und zog die Beine auf die Couch.
Luke, der ihr gegenüber im Sessel saß, ließ sie nicht aus den Augen. Wieder fragte er sich, warum er sich in eine Situation gebracht hatte, über die er die Kontrolle zu verlieren drohte. Sprach Holly seinen Beschützerinstinkt so stark an, dass er alle Vorsätze vergaß? Oder bildete er sich ernsthaft ein, er könne dem Charme dieser Frau widerstehen?
Holly suchte nach den passenden Worten, in denen eine Mieterin ihrem Vermieter ihren Dank auszudrücken pflegte. Denn ab heute würden Luke und sie ein rein geschäftliches Verhältnis zueinander haben. Die zwanglose und kameradschaftliche Beziehung, die sie in Apson House zueinander gehabt hatten, gehörte der Vergangenheit an.
„Vielen Dank für alles, was Sie für mich getan haben, Luke.“ Sie schluckte. „Der heutige Tag war ein Riesenerfolg für mich, der in dieser Form ohne Ihre Hilfe nicht möglich gewesen wäre. Hätten Sie mich nicht unterstützt, hätte ich noch Monate für die Renovierung gebraucht – und mein Kapital wäre dadurch auch fast ganz aufgezehrt worden. Also wirklich: Ganz herzlichen Dank.“
„Ich habe es gern getan, Holly, und das ist keine leere Floskel. Ich werde Sie sehr vermissen.“ Warum er ihr das gesagt hatte, wusste er selbst nicht.
„Wirklich?“ Erstaunt und erfreut sah sie ihn an.
„Ja, denn ich bin gern mit Ihnen zusammen.“
„Und ich mit Ihnen“, gestand sie atemlos. Er sah sie an, und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
Luke hob die Flasche hoch. „Kommen Sie, trinken Sie noch einen Schluck“, forderte er sie auf.
„Wenn Sie meinen.“ Sie hielt ihm ihr Glas hin und lachte, als etwas Schaum über den Rand lief. Holly trank einen Schluck und streckte ihre Beine behaglich aus. Es war schon eigenartig mit Champagner, je mehr man trank, desto durstiger wurde man.
Holly legte den Kopf zurück und schloss kurz die Augen. Das Leben war schöner als jeder Traum: Ihr Atelier würde ein Erfolg werden, und ihr gegenüber saß der tollste Mann, der ihr je begegnet war. Sie versank in einem Meer von Champagnerseligkeit.
Wenn sie
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