Julia Festival Band 0103
okay?“ Amber nickte und machte sich dann mit Ursula auf die Suche nach dem Waschraum.
Amber beugte sich gerade über das Waschbecken, um ihren Lippenstift aufzufrischen, als sie im Spiegel sah, dass Ursula sie nachdenklich betrachtete.
„Alles in Ordnung, Amber?“, fragte sie besorgt.
Mit ausdrucksloser Miene presste Amber die Lippen auf ein Papiertuch, um das überschüssige Rot zu entfernen. „Warum denn nicht?“
Ursula seufzte. „Ich weiß nicht, du bist irgendwie anders. Du bist so grüblerisch und verschlossen. Finn übrigens auch. Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“
Amber schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin nur müde und abgespannt, und Finn geht es noch schlimmer, da Jackson ausgerechnet vor Weihnachten nach Amerika musste. Außerdem hat Finn mir übel genommen, dass ich das Interview gegeben habe. Das ist alles.“
„Okay.“ Ursula zögerte. „Du würdest mir doch sagen, wenn etwas wäre, oder?“
„Natürlich, du Dummchen. Du wärst die Erste, die es erfahren würde, denn schließlich bist du der Mensch, der mir am nächsten steht.“
Dankbar lächelte Ursula ihrer Schwester im Spiegel zu und überlegte, ob sie sich auch die Lippen nachziehen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Warum die Mühe, wenn sie neben Amber doch nicht beachtet werden würde?
Amber und Ursula gingen Arm in Arm in den sogenannten Silbernen Salon. Schon von Weitem erblickten sie Karolina Lindberg, die von einem Heer Fotografen umlagert war. Amber sah sich nach Finn um und entdeckte ihn auch sofort, da er gut einen Kopf größer war als die meisten Männer. Als auch er die beiden Frauen bemerkt hatte, schloss er sich ihnen an.
„Mit der Dekoration hat sich Prodigy ja wirklich etwas ganz Besonderes einfallen lassen“, meinte er. „Was haltet ihr denn davon?“
„Aufsehenerregend.“ Amber zwinkerte Finn zu und deutete mit dem Kopf auf eine Serviererin, die sich in einem hautengen Kleid aus Silberlamé durch die engen Tischreihen schlängelte. Finn musste lächeln.
Ursula war fasziniert von den Tischdecken aus silberfarbenem Satin, der im Licht der Halogenspots metallisch glänzte. Auch die Kerzenhalter waren aus Silber, anstelle von Gläsern standen silberne Becher auf dem Tisch, und in den schwarzen Netzen, die kunstvoll an den Wänden und der Decke drapiert waren, funkelten silberne Sterne. „Es ist wirklich ausgefallen“, bemerkte sie.
„So?“ Finn kniff die Augen zusammen. „Aber solche Events dürften doch gerade dir, die du in der Werbebranche arbeitest, nicht fremd sein.“
„Doch. Ich gehe nämlich nie hin.“ Ursula hatte es sich zur Regel gemacht, an den gesellschaftlichen Veranstaltungen ihrer Agentur nicht teilzunehmen. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn bei diesen Anlässen wurde Alkohol getrunken, die Umgangsformen wurden lockerer – eine gefährliche Situation, wenn man verzweifelt bemüht war, sich nur ja nicht in seinen Boss zu verlieben. Ursula reckte sich, um einen Blick auf Karolina zu erhaschen, die von einem Schwarm Fotografen umgeben war. „Dein Model scheint ja der Star des Abends zu sein“, bemerkte sie.
Karolina genoss ganz offensichtlich die Aufmerksamkeit, die sie erregte, in vollen Zügen. Unermüdlich posierte sie in ihrem weißen Kleid auf dem ebenfalls weißen Sofa. Sie trug ein schlichtes Satinkleid und einen Kranz weißer Rosen in ihrem silberblondem Haar. Fasziniert beobachtete Ursula, wie Karolina ihre makellose Figur nach allen Regeln der Kunst zur Schau stellte. „Wie alt ist sie überhaupt?“, fragte sie.
„Sechzehn.“
„Noch so jung!“, staunte Ursula.
„Ja“, bestätigte Finn. „Manche meinen, sie sei noch viel zu jung.“
Amber sah, wie sich seine Gesichtszüge verhärteten. Obwohl keinerlei Kritik in Ursulas Stimme mitgeschwungen hatte, glaubte Amber, sie müsse Finn verteidigen. „Karolina hat genug Zeit für Schule und Hausaufgaben und wird zu jedem Termin begleitet, sodass ihr keine unseriösen Angebote gemacht werden können.“
In diesem Moment entdeckte Karolina Finn. Sofort erhob sie sich grazil und bahnte sich einen Weg durch die Schar der Fotografen. Trotz ihrer schwindelerregend hohen Absätze bewegte sie sich leichtfüßig und anmutig.
„Finn!“, rief sie aus und lächelte ihn verführerisch an, was sie reifer wirken ließ, als sie war. „Finn Fitzgerald, mein Boss, der mich stets herumkommandiert, in Person.“ Sie zog einen niedlichen Schmollmund.
„Hallo, Karolina“, begrüßte Finn sie und
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