Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
Vom Netzwerk:
die uns beide an diesen Punkt gebracht hat.“
    In Annies Augen schimmerte es feucht, und ihre Lippen zitterten.
    „Und was hast du gesagt?“
    „Was hätte ich denn sagen sollen?“
    „Dass unsere Fehler nicht auch ihre sein müssen, zum Beispiel.“
    Annie machte nur eine abwehrende Handbewegung.
    „Hast du ihr gesagt, dass sie wahrscheinlich bloß müde und durcheinander ist und die Dinge übermäßig dramatisiert?“
    „Ja.“
    „Gut.“
    „Das dachte ich zuerst auch“, seufzte sie. „Aber Dawn meint, dass sie lediglich praktisch denkt. Sie will die Beziehung mit Nick lieber jetzt beenden, solange sie einander noch lieben, anstatt zu warten, bis … bis sie anfangen, sich zu hassen.“
    „Du lieber Himmel, Annie. Wir hassen uns doch nicht. Das hast du ihr doch gesagt, oder nicht?“
    Annie nickte. „Aber sie meint, ich mache mir was vor, dass Liebe und Hass zwei Seiten derselben Medaille sind und dass es keinen Mittelweg gibt, sobald Menschen, die sich einmal geliebt haben, sich nicht mehr lieben.“
    Chase stieß geräuschvoll den Atem aus. „Meine Tochter, die Philosophin.“
    Annie schaute auf. „Was sollen wir bloß tun?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Dawn bricht es das Herz. Irgendetwas müssen wir doch unternehmen! Wir können nicht zulassen, dass sie Nick einfach so verlässt. Sie liebt ihn, Chase. Und er liebt sie.“
    „Ich weiß. Ich weiß.“ Chase kämmte sich mit den Fingern durchs Haar.
    „Unsere Tochter hat fürchterliche Angst vor der Ehe, und es ist unsere Schuld!“
    Chase sprang auf. „Aber das ist doch ausgemachter Blödsinn.“
    „Es ist die Wahrheit.“
    „Ist es nicht. Schlimm genug, dass unsere Ehe gescheitert ist, aber ich will verdammt sein, wenn ich Schuldgefühle kriege, weil Dawns Ehe nicht funktioniert. Hörst du, Annie?“
    „Das ganze Haus hört dich“, fuhr sie ihn halblaut an. „Sprich leiser, sonst weckst du noch die Kinder.“
    „Du hast mir doch gerade erklärt, dass sie keine Kinder mehr sind. Unsere Tochter war alt genug zu entscheiden, dass sie heiraten wollte, obwohl du es ihr angeblich auszureden versucht hast.“
    „Angeblich?“ Annie schoss empor, die Hände auf den Hüften. „Ich habe es versucht! Aber du hattest ja schon nachgegeben und ihr diesen Quatsch von wegen ‚Folge deinem Herzen‘ erzählt. Du hast ihr gesagt, sie solle tun, was sie für richtig hält!“
    „Das ist nicht wahr.“ Zornig sah Chase sie an. „Ich habe sie gebeten, es sich wirklich gut zu überlegen. Ich hab’ ihr gesagt, dass sie zu jung ist, um einen so wichtigen Schritt zu wagen. Und weißt du was? Ich hatte recht!“
    Annie ließ die Schultern nach vorn sinken. „Okay, okay. Wir haben also beide versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie noch warten sollte. Und vielleicht hätte sie auf uns hören sollen. Aber das hat sie eben nicht getan.“
    „Nein. Sie hat ihr eigenes Ding durchgezogen. Und dann sieht sie uns zusammen tanzen, und ganz plötzlich verwandelt sie sich in Sigmund Freud und denkt sich aus, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hat. Sie hat getan, was sie wollte, und jetzt glaubt sie, sie könnte unsere Scheidung dafür verantwortlich machen?“ Chase presste den Mund zusammen. „Das finde ich nicht.“
    „Sie will niemand für irgendetwas verantwortlich machen. Sie ist aufgeregt.“
    „Sie ist aufgeregt? Und was ist mit allen anderen? Meint sie etwa, dass wir uns hier prima amüsieren?“ Chases Miene verfinsterte sich. „Kannst du dir vorstellen, wie das für mich gewesen ist, als Nick vor meiner Tür stand, um mir zu sagen, dass Dawn davongelaufen war und er sie nirgendwo finden konnte? Hast du überhaupt eine Ahnung, was der Junge und ich ausgestanden haben?“
    „Sich jetzt noch darüber aufzuregen, hat keinen Sinn. Dawn braucht unsere Hilfe. Sie kann Nick und ihre Ehe nicht aus so völlig falschen Gründen im Stich lassen.“
    „Da stimme ich dir völlig zu. Zum Henker, wieso konnte sie nicht einfach mit ihm zusammenziehen. Musste es denn gleich in einer Heirat enden?“
    „Gerade eben warst du noch sauer, weil sie mit ihm zusammengezogen ist!“
    „Hast du ihr denn überhaupt keine Selbstbeherrschung beigebracht? Wenn ihre Hormone nicht verrückt gespielt hätten …“
    „Wie kannst du es wagen? Ausgerechnet du redest von Selbstbeherrschung? Falls du welche gehabt hättest, wären wir vielleicht heute noch verheiratet!“
    „Ich bin es leid, mich gegen diese alte Anschuldigung zu verteidigen, Annie. Außerdem, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher