JULIA FESTIVAL Band 97
so viel Geld zu haben wäre schön.“
Tess schüttelte den Kopf. Vor dem vor ihnen liegenden Abend fürchtete sie sich. Sie hatte das Gefühl, sie würden es mit drei oder vier Personen zu tun haben, von denen jeder seine eigenen Ziele verfolgte. Was hielt Marco davon, dass sein Vater sich einmischte? Was war nach Marcos Rückkehr geschehen? Würde Signora di Castelli auch anwesend sein?
Es gab zu viele offene Fragen, und Tess wünschte sich zum ersten Mal, sie wäre ihrer Schwester ähnlicher. Ashley freute sich auf den Abend und die Konfrontation mit Raphael.
Als der Wagen unter dem Säulenportal angehalten hatte, stieg Tess aus. Sogleich fielen ihr die hellen Mauern des Gebäudes und die Veranda mit den blühenden Blumen auf. In der hell erleuchteten Eingangshalle standen Blumentöpfe mit exotischen Pflanzen und Vasen mit bunten Blumen. Der Fußboden war mit weißen, goldfarbenen und blauen Fliesen ausgelegt, und die Wände waren weiß gestrichen.
Ein uniformierter Hausangestellter nahm sie in Empfang und führte sie ins Haus. Dann entschuldigte er sich und verschwand umgehend, um seinen Arbeitgeber über die Ankunft der Gäste zu informieren. Und wieder fragte Tess sich, warum sie sich überhaupt auf dieses Abenteuer eingelassen hatte.
Es ist das Zuhause eines reichen Mannes, überlegte sie, während sie den Luxus um sich her betrachtete. Hatte Raphael sie und Ashley nur eingeladen, um sie mit seinem Reichtum zu beeindrucken oder einzuschüchtern? Nein, das konnte sie sich kaum vorstellen, denn das hatte er nicht nötig.
Plötzlich kam jemand die Treppe hinter ihnen herunter. Tess drehte sich um und erblickte einen schlanken, großen jungen Mann in weißem T-Shirt und marineblauer Hose. Er sah Raphael so ähnlich, dass es eigentlich nur Marco sein konnte.
„Hallo“, begrüßte Ashley ihn und ging ihm entgegen. „Was für ein schönes Haus“, sagte sie und schien zu spüren, dass er nicht erfreut war, sie zu sehen. „Ich hatte ganz vergessen, dass es so … imposant ist.“
„Ach ja?“ Marco lächelte so flüchtig, dass es kaum wahrzunehmen war. Er kam mit ausgestreckter Hand auf Tess zu. „Mein Vater hat mich gebeten, Sie auf die Terrasse zu führen. Leider ist er durch ein wichtiges Telefongespräch aufgehalten worden. Er kommt gleich.“
Tess reichte ihm die Hand. „Sie sind Marco, stimmt’s? Sie sehen Ihrem Vater sehr ähnlich.“
Ashley gefiel es nicht, ignoriert zu werden. Deshalb hakte sie sich bei Marco ein. „Ist alles in Ordnung, mein Lieber?“, fragte sie und versuchte damit, den Eindruck zu erwecken, sehr vertraut mit ihm zu sein. „Ich habe gehört, du hättest deinem Vater tatsächlich nichts von unserem kleinen Ausflug erzählt.“
Er sah sie mit undefinierbarer Miene an. „Stimmt. Das war ein Fehler.“ Er löste sich unauffällig von ihr. „Kommen Sie bitte mit?“, wandte er sich an Tess.
Sie merkte, wie wenig Ashley Marcos Verhalten gefiel. Sie zog die Augenbrauen zusammen und schien irritiert zu sein. Tess fragte sich, ob ihre Schwester sich nur eingebildet hatte, der Junge sei in sie verliebt. Vielleicht hatten ihm auch der Malkurs oder sein Vater die Augen geöffnet.
14. KAPITEL
Marco, Tess und Ashley durchquerten den eleganten Salon und einen anderen Empfangsraum mit hohen, mit Fresken verzierten Decken und Marmorfußböden. Die Einrichtung wirkte hier weniger formell, und die Terrassentüren waren geöffnet. Neben einem Flügel standen hohe Lampen.
Auf der Terrasse saß Lucia di Castelli in einem Sessel. Sie war nicht allein und beobachtete Tess und Ashley. Der ältere Mann, der neben ihr saß, stand höflich auf. Er trug einen Smoking aus Samt, und Tess hoffte, das Essen würde keine hochoffizielle Angelegenheit werden. Im Gegensatz zu Lucia lächelte er freundlich.
„Das ist Conte Vittorio di Mazzini, ein guter Freund meiner Großmutter“, stellte Marco ihn vor. „Und das sind die beiden Miss Daniels, Onkel Vittorio.“
Der Mann beugte sich über Tess’ Hand. „Willkommen in Italien. Haben Sie einen schönen Urlaub in San Michele?“
„Ich lebe hier, und Tess ist auf Besuch bei mir“, mischte Ashley sich ein, ehe Marco es erklären konnte. Dann sah sie Lucia an. „Sie müssen Signora di Castelli sein, Marcos Großmutter.“
Tess war es geradezu peinlich, wie wenig zurückhaltend Ashley sich verhielt.
Lucia erhob sich mit regloser Miene. „Ja, ich bin Lucia di Castelli. Sind Sie die junge Frau, die für Augustin Scottolino arbeitet? Marco,
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