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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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auch gar nicht so lang erschienen.
    „Ich … kann nicht“, stammelte sie, bevor ihr Mitgefühl für ihren Stiefsohn und ihr mütterlicher Instinkt die Oberhand gewannen. Schnell stellte sie ihren Becher ab, bevor sie ihn womöglich fallen ließ. „Ich möchte Luis ja helfen, aber … ich hatte eigentlich nicht vor, nach Florida zurückzukommen.“
    Es war nicht zu übersehen, wie wütend Christian war. Dabei hatten seine markanten Züge etwas ausgesprochen Sinnliches. In diesem Moment war sie dafür allerdings nicht empfänglich.
    „Was hast du denn vor?“, erkundigte er sich.
    Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte, doch sie beherrschte sich.
    „Ich habe … andere Pläne“, erwiderte sie ausweichend. Und dazu gehörte auch, dass sie die nächsten Monate damit verbringen wollte, ihre Schwangerschaft vor ihm geheim zu halten.
    „Was denn für Pläne?“, hakte er nach, und sie überlegte, ob ihm klar war, wie arrogant seine Frage geklungen hatte.
    Wahrscheinlich schon, dachte Olivia, während sie ihn verstohlen betrachtete. In der Regel wusste Christian genau, was er tat. Von dem Moment an, als Tony den Sohn seines verstorbenen Cousins in seine Firma geholt hatte, war dieser sehr zielstrebig gewesen. Immer hatte er sich gewünscht, eines Tages Tonys Nachfolger zu werden, und nun hatte er es geschafft. Trotzdem hatte er kein Recht, ihr vorzuschreiben, welche Verpflichtungen sie hatte.
    Plötzlich verspürte sie Schuldgefühle. Schließlich hatte sie nicht die Absicht, ihm zu erzählen, dass sie ein Baby von ihm erwartete. Denn ihr war klar, was er tun würde, wenn er je davon erfuhr, und das machte ihr Angst. Mit Sicherheit würde Christian eine wichtige Rolle im Leben seines Kindes spielen wollen.
    Aber das Letzte, was sie wollte, war noch eine Ehe wie die mit Tony. Sicher, vermutlich war es naiv von ihr gewesen anzunehmen, dass Tony sie aus Liebe geheiratet hatte, aber sie hätte zumindest eine gewisse Loyalität von ihm erwartet. Stattdessen hatte sie nur wenige Wochen nach der Hochzeit herausgefunden, dass er immer noch eine Affäre mit seiner letzten Geliebten hatte. Nicht eine Sekunde hatte er die Absicht gehabt, sein Leben zu ändern, weil er den Reiz der Jagd zu sehr liebte.
    In diesen Dingen war Christian genau wie Tony. Sicher erwartete er von seiner zukünftigen Frau, dass sie unberührt in die Ehe ging, während er schlief, mit wem er wollte. Unmöglich, die Anzahl seiner Freundinnen in den letzten acht Jahren zu zählen. Anscheinend hatte er nicht mehr Respekt vor Frauen als Tony.
    Dass er ihr einen Heiratsantrag machen könnte, war allerdings eher unwahrscheinlich. Schließlich war sie mindestens sechs Jahre älter als er. Nur weil sie ein Kind von ihm bekam, durfte sie nicht glauben, dass er seine Freiheit für sie aufgeben würde. Allerdings ging ihm die Familie über alles – genau wie Tony. Vielleicht war er doch dazu bereit, nur damit sein Kind seinen Namen trug.
    Wenn ihr doch nur jemand anderes die Nachricht von Tonys Tod überbracht hätte! Selbst jetzt konnte sie kaum fassen, was sie damals getan hatte. Sie hatte einen Riesenfehler gemacht und musste nun die Konsequenzen tragen. Also durfte er nichts von der Schwangerschaft erfahren, wenn sie ihre Unabhängigkeit behalten wollte.
    Als ihr bewusst wurde, dass Christian auf eine Antwort wartete, beschloss sie, ihm die halbe Wahrheit zu sagen und damit zu riskieren, dass er sie auslachte. „Ich … ich möchte Kinderbücher schreiben und illustrieren“, erklärte sie schnell und widerstand dem Drang, ihm ihr Innerstes bloßzulegen. „Das wollte ich schon immer machen, aber … na ja, ich hatte nie die Zeit dazu.“
    „Nein?“ Er zog die Augenbrauen hoch und blickte sie ungläubig an.
    „Nein.“
    „Ach so.“ Spöttisch verzog er die Lippen. „Und womit warst du so beschäftigt?“
    „Das geht dich nichts an“, erwiderte sie. „Das sind jedenfalls meine Pläne.“
    „Und du hattest in all den Jahren, in denen du mit Tony verheiratet warst, nicht die Zeit, einen Stift in die Hand zu nehmen und zu schreiben?“
    „Nein, nicht wirklich“, antwortete sie gequält.
    Während Christian noch einen Schluck Kaffee trank, sah er sie unverwandt an. Sie spürte, wie ihr Puls sich beschleunigte und ihre Handflächen feucht wurden. Sicher fragt er sich, warum ich plötzlich den Drang verspüre zu schreiben . Hoffentlich hatte sie ihn nicht unterschätzt, schließlich war Christian

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