JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
als wollte er sie mit seinen Blicken verschlingen.
Nein! Sie wollte sich nicht daran erinnern. Es war zu spät. Zu lange her. Zu falsch gelaufen. Er hatte Jodie gewählt.
„Wir haben einen Tisch auf der unteren Ebene“, sagte Antonio jetzt, womit er ihr bedeutete, dass sie nicht auf derselben Terrasse wie Flynn essen würden.
Erleichtert ging Hannah weiter. Niemand rief ihren Namen. Oder Antonios. Noch eine Treppe. Dann ein Tisch für zwei am Rand der unteren Restaurantebene, so weit entfernt wie möglich von Flynns Tisch, obwohl er sie von seinem Platz aus zweifellos sehen und beobachten konnte, wenn er es wollte. Allerdings wies Antonio ihr den Stuhl mit dem Rücken zu Flynn zu, und die hohe Rückenlehne bot ihr zusätzlichen Schutz. Da Flynn so nicht in ihrem Blickfeld war, hätte sie einfach so tun können, als wäre er gar nicht da. Aber sie wusste, dass er da war. Und Jodie war natürlich bei ihm.
Nur ganz am Rande nahm sie wahr, wie Antonio Cocktails und eine Flasche Wein bestellte und die Empfangsdame ihr die Speisekarte reichte. Sie nickte und lächelte automatisch, als man sie ansprach, konnte sich aber nicht auf das, was sie las, konzentrieren. Es war das Einfachste, sich Antonios Vorschlägen anzuschließen. Der Appetit war ihr sowieso vergangen.
Dann waren sie und Antonio allein. Hannah atmete tief ein und sah Antonio direkt an, um nicht an Jodie und Flynn denken zu müssen. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie den wachsamen Ausdruck in seinen Augen bemerkte.
Antonio wusste genau, wie sie sich fühlte. Er wusste, dass Flynn und Jodie hier waren. Er hatte es von Anfang an gewusst. Jodie und Flynn waren „die anderen Herrschaften“!
„Warum?“, platzte Hannah heraus.
Er versuchte gar nicht, sich unwissend zu stellen. Sein Blick verriet unbeirrbare Entschlossenheit, und Hannah spürte den eisernen Willen dahinter, jedem möglichen Protest ihrerseits zuvorzukommen. „Weil es mir nicht gefällt, was zwischen dir und den Lovetts abläuft, und es Zeit ist, es zu beenden“, antwortete er genauso direkt, wie sie gefragt hatte.
Hannah hob flehentlich die Hände. „Du verstehst nicht …“
„Dann versuch, es mir verständlich zu machen, Hannah.“
Das war keine Bitte, sondern ein Befehl. Eine unverblümte Herausforderung, aus der Antonio sie nicht entlassen würde. Er beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. Sie spürte seine Kraft und Wärme, die sie nachdrücklich daran erinnerte, wie viel sie bereits miteinander geteilt hatten.
„Du bist mit mir zusammen hier. Du hast den Nachmittag in denkbar intimer Weise mit mir verbracht. Und dennoch lässt du zu, dass diese beiden zwischen uns kommen. Weshalb haben sie so viel Macht über dich, Hannah?“
Er hatte recht. Es war falsch, sich diesen wundervollen Abend mit Antonio durch schmerzliche Erinnerungen verderben zu lassen, die nichts mit ihm zu tun hatten. „Es tut mir leid. Ich habe die beiden seit zwei Jahren nicht gesehen, und sie bringen die Erinnerung an das zurück, was … war.“
„Dann erzähl mir endlich, was war, damit ich weiß, womit ich es zu tun habe. Du hast es viel zu lange für dich behalten. Teile es mit mir.“
„Lieber nicht, Antonio, wirklich. Bitte … lass uns über etwas anderes reden. Erzähl mir von deinen Teeplantagen, ja? Bitte. Ich möchte mehr über dich wissen.“
„Und ich möchte mehr über dich wissen. Warum du davonläufst, Hannah. Du bist aus deinem alten Leben ausgestiegen und davongelaufen, und du läufst immer noch davon. Aber ich möchte nicht als Fluchtweg benutzt werden. Und genau das bin ich im Moment für dich.“
Hannah fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Scham und Panik. Sie wusste, dass Antonio recht hatte, aber ihr wurde übel bei dem Gedanken, ihm den schlimmsten Augenblick ihres Lebens offenlegen zu müssen, als ihre Welt eingestürzt war. Es war zu demütigend.
„Sei mir gegenüber fair, Hannah.“
Seine sanfte Stimme drängte sie, sich zu entscheiden. Hannah schreckte davor zurück, ihn in ihre Seele blicken zu lassen. Aber hatte sie nicht heute Nachmittag nackt in seinen Armen gelegen, und war es nicht ein gutes Gefühl gewesen? Sollte sie ihm nicht auch in anderer Hinsicht vertrauen? Er hatte heute zu ihr gestanden. Er stand jetzt zu ihr. Aber sie würde ihn verlieren, wenn sie ihm gegenüber nicht fair war. Und plötzlich sah sie glasklar, welchen Weg sie beschreiten musste. Ein wesentlicher Faktor gab den Ausschlag: Sie wollte Antonio King nicht
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