JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
tief Luft und nahm ihren ganzen Mut zusammen, doch bevor sie beginnen konnte, läutete das Telefon. Ihre Mutter stand auf und eilte davon.
Noch bevor sie zurückkam, traf Max’ Frau Maddy ein und brachte das Obst vorbei, mit dem Jenny die Törtchen für die Party füllen wollte. Kaum war Maddy wieder fort, klingelte es erneut an der Haustür. Es waren Louise, Gareth und Nick, die aus Brüssel zum Familienfest eintrafen. Katie wusste, dass die Gelegenheit, in Ruhe mit ihren Eltern über Seb zu reden, vorbei war. Sie wusste allerdings nicht, ob sie darüber erleichtert oder verärgert sein sollte.
„So, das war die letzte Ladung Essen für Queensmead. Wir sollten uns langsam umziehen, finde ich“, meinte Louise, während sie ihrem Sohn die Schokolade aus der Hand nahm, bevor er sie über ihr Kleid schmieren konnte.
„Ich kann es kaum abwarten, dich in dem Kleid zu sehen“, sagte sie zu ihrer Schwester.
Katie senkte den Blick, und sofort baute Louise sich vor ihr auf.
„Du wirst es doch anziehen, oder?“
„Das kann ich nicht“, erwiderte Katie. „Es ist nicht … es ist zu … wie auch immer, ich habe es nicht hier. Es ist in meiner Wohnung, und ich habe keine Zeit mehr. Nein, Lou“, protestierte sie, als Louise nach ihrer Handtasche griff und die Wohnungsschlüssel herausholte.
„Aber ich habe Zeit. Das heißt, ich nehme sie mir einfach, und du, meine liebe Zwillingsschwester, wirst dieses Kleid tragen“, erklärte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Gareth“, rief sie über die Schulter ihrem Mann zu, der gerade mit Jon in die Küche gekommen war. „Du musst Nick waschen und ihm frische Sachen anziehen. Seine Sachen liegen oben auf dem Bett.“
„Louise“, protestierte Katie erneut, aber es war schon zu spät. Ihre Schwester war bereits aus dem Haus und eilte zu dem Mietwagen, den sie und Gareth sich am Flughafen in Manchester genommen hatten.
Stirnrunzelnd legte Seb den Hörer auf. Er hatte gerade zum fünften Mal in Katies Wohnung angerufen, aber offenbar war sie nicht zu Hause. Zumindest nahm sie nicht ab.
Erst als er in der Kanzlei nach ihr gefragt hatte, hatte er von Olivia erfahren, dass sie überraschend nach Brüssel geflogen und nach ihrer Rückkehr sofort zu einer Gerichtsverhandlung nach Ehester gefahren war.
War das der Grund dafür, dass er sie nicht erreichen konnte, oder wich sie ihm absichtlich aus? Heute sollte die Familienfeier zu Ehren ihres Großvaters stattfinden, ein Fest, zu dem er sie eigentlich begleiten sollte. Jedenfalls hatte Guy ihm das erzählt.
Oh ja, er hatte mehr als genug Gründe, Katie sprechen zu wollen. Aber die waren es nicht, die diese geradezu schmerzhafte Sehnsucht nach ihr auslösten. Eine Sehnsucht, die nicht nur seine Gefühle, sondern auch seine Gedanken beherrschte. Wie eine Serie von grell aufblitzenden Erinnerungen kamen ihm immer wieder Bilder in den Kopf. Bilder aus der Nacht, in der sie miteinander geschlafen hatten. Bilder, die jeden einzelnen seiner fünf Sinne ansprachen.
Seb fragte sich, was Katie in diesem Moment dachte und fühlte. Bereute sie, was zwischen ihnen geschehen war? Gab sie ihm die Schuld daran? Hasste sie ihn vielleicht sogar? Wich sie ihm aus, weil es ihr peinlich wäre, ihm zu begegnen? Oder wollte sie ihn weder sehen noch sprechen, weil sie zornig auf ihn war?
Er brauchte nur daran zu denken, was er zu ihr gesagt hatte, bevor sie miteinander geschlafen hatten. An die Vorwürfe. An die Wut. Aber dann hatte er sie geküsst, sie berührt, sie in die Arme gezogen, und sie hatte jede seiner Zärtlichkeiten erwidert.
Es hatte keinen Sinn, sich in seiner Wohnung zu vergraben und Trübsal zu blasen. Also beschloss er auszugehen.
Louise verließ gerade Katies Wohnung, als Seb seine Tür öffnete.
„Katie …“, begann er und verstummte, als er seinen Fehler bemerkte. Louise war nicht entgangen, wie die Hoffnung und das Verlangen in seinen Augen erloschen waren, als er nicht Katie, sondern sie gesehen hatte. Sie schwor sich, dass ihre Zwillingsschwester das neue Kleid tragen würde. Und wenn sie es ihr selbst anziehen und sie darin zur Familienfeier schleifen musste.
„Katie ist zu Hause und hilft meiner Mutter bei den Vorbereitungen für Großvaters Party“, erklärte Louise ihm.
„Ja. Ja, natürlich. Ich … Wie geht es ihr?“, fragte Seb nervös.
Louise sah ihn an. Obwohl die beiden Schwestern eineiige Zwillinge waren, wusste Seb, dass er die beiden nie miteinander verwechseln würde. Katie war
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