JULIA GOLD Band 32
Schlag hallte erschreckend laut in der Stille des Wagens wider.
Er bewegte sich nicht. Meine Güte, was hatte sie getan? Wie hatte sie ausgerechnet ihn schlagen können? „Es tut mir leid.“
Er sagte nichts, und sie saß wie erstarrt auf ihrem Sitz, die Hand an den Mund gepresst, die Augen weit geöffnet vor Schock. Sie starrte auf seine Wange und sah trotz der Dunkelheit, dass sie rot wurde.
„Zweimal hast du heute Abend die Hand gegen mich erhoben, einmal hast du mich tatsächlich getroffen.“ Seine Stimme klang völlig ausdruckslos. „Das ist keine gute Angewohnheit.“
Sie wollte sich noch einmal entschuldigen, doch sie brachte keinen Ton über die Lippen. Zu viele widersprüchliche Gefühle zerrissen sie. Sie liebte ihn, sie hasste ihn. Sehnte sich nach seiner Berührung und wollte ihn doch verletzen.
Es war zum Verrücktwerden. In seiner Nähe zu sein, machte sie verrückt. Wie sollte sie es schaffen, ihm wieder zu entfliehen?
„Diese Angewohnheit muss ich dir schleunigst austreiben. Verstehst du, Prinzessin al-Assad?“
„Nenn mich nicht Prinzessin. Ich bin keine Prinzessin.“
„Doch. Solange du meine Frau bist, hast du ein Anrecht auf meinen Namen, mein Vermögen, meinen Schutz.“
„Nein …“
„Du kannst dem nicht entkommen. Unsere Hochzeit hat dein Leben verändert.“ Er nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her aus dem Wagen. „Für immer.“
3. KAPITEL
Im Haus klingelte das Telefon. Bryn hörte es draußen auf dem Bürgersteig. Schnell lief sie die Treppe hinauf und mühte sich mit dem Schlüssel ab. Aber ihre Hände zitterten so sehr, dass sie es nicht schaffte, ihn ins Schloss zu stecken.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Kahlil spöttisch.
„Nein!“
Das Telefon klingelte immer noch. Die Hartnäckigkeit des Anrufers bereitete Bryn Sorgen. War es Mrs. Taylor? War Ben womöglich etwas passiert? Endlich steckte der Schlüssel, und sie schloss auf. In dem Moment hörte das Telefon auf zu klingeln.
Kahlil musste ihrem Seufzer entnommen haben, wie frustriert sie war, denn als er an ihr vorbeiging, berührte er ihre Nasenspitze mit dem Finger. „Wenn es wichtig war, Liebes, ruft er wieder an.“
Ohne Aufforderung ging er ins Haus hinein, durch die dunkle Diele hindurch in ihre winzige Küche. Bryn folgte ihm wütend.
Mit angespannter Haltung beobachtete sie, wie er kritisch die Schränke musterte, von denen die Farbe abblätterte, und den abgenutzten beigefarbenen Linoleumboden inspizierte. Nichts entging ihm, nicht einmal die alten Geschirrtücher, die an einer Chromstange hingen.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du Geld brauchst?“, fragte er schließlich und drehte sich zu ihr um. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Diese Haltung betonte seine breiten Schultern. Kahlil war auch für amerikanischen Standard ein ausgesprochen großer und muskulöser Mann.
Sie schnappte nach Luft. Ihr Kopf schmerzte, das Herz war ihr schwer. Sie würde nicht zulassen, dass sein Reichtum ihre Gefühle verletzte. Dieses Haus war ihr Zuhause und erinnerte sie an jeden schönen Moment ihres Lebens mit Ben. An sein erstes Lächeln, seinen ersten Zahn, seinen ersten Schritt, sein erstes Wort. Babypuder und Schlaflieder. Püriertes Gemüse und süße, feuchte Küsse. Es war ein Kokon, den sie um sich und ihrem Sohn herum gesponnen hatte. Eine kleine Welt, die ihr Kraft gegeben hatte. Bis jetzt.
„Ich brauche dein Geld nicht. Mein Haus gefällt mir. Es ist gemütlich.“
„Gemütlich nenne ich etwas anderes. Dies hier ist alt und verfallen.“
Sie biss die Zähne zusammen, kämpfte gegen die Tränen der Scham an. Natürlich rümpfte er die Nase über Secondhand-Möbel. In Scheich al-Assads Welt war alles vom Feinsten. Die teuersten Autos. Die elegantesten Möbel. Die schönsten Juwelen. Aber sie konnte sich diesen Luxus nicht erlauben. Sie schaffte es kaum, jeden Monat die Miete zu bezahlen. Aber Ben war gesund und glücklich, und sie würde seine Sicherheit nicht gegen den Luxus der ganzen Welt tauschen. „Ich habe dich nicht hereingebeten. Wenn es dir nicht gefällt, sieh zu, dass du verschwindest. Du weißt, wo die Tür ist.“
„Und dann? O nein, ich bleibe.“ Er lehnte sich entspannt gegen den Küchentresen und lächelte. „Ich muss jedoch sagen, für eine Frau aus den Südstaaten ist deine Gastfreundschaft schockierend. Eigentlich gehört es sich doch, einem Gast eine Erfrischung anzubieten.“
In spätestens einer Stunde musste sie ihn los sein. In einer Stunde
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