JULIA GOLD Band 32
diesen Einwand nicht mindestens tausendmal in Gedanken gehört seit jener Nacht, in der sie ihn verlassen hatte?
Selbst in ihrer Wut war sie hübscher als ein Fotomodell, mit ihrem süßen herzförmigen Gesicht, das von hellblonden Haaren eingerahmt war. Er hatte ihre Haare immer geliebt, hatte es geliebt, die seidigen Strähnen, die in herrlichen Goldtönen schimmerten, durch die Hände gleiten zu lassen.
Es hatte ihn um den Verstand gebracht, als Amin ihm von Bryns bevorstehender Hochzeit erzählte. Er konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich einen anderen Mann heiraten wollte. Die Wut brannte so heiß in ihm, dass er Angst vor dem hatte, was er würde tun können, wenn er zu ihr käme, doch als sie die Tür geöffnet hatte, war die Wut verblasst und nur Entschlossenheit übrig geblieben. Sie gehörte ihm. Sie würde mit ihm nach Hause kommen.
„Natürlich hast du die Wahl. Entweder gehörst du mir drei Nächte lang, oder du gehörst mir für den Rest deines Lebens, auf dem Papier. Es liegt also an dir.“
Entsetzt starrte sie ihn an, und einen Moment lang verspürte er fast Mitleid, bis er sich daran erinnerte, wie sie ihn verlassen hatte. Keine Entschuldigung, kein Versuch der Versöhnung, nichts. Sie hatte geschworen, ihn bis ans Ende des Lebens zu lieben, und sie hatte diesen Schwur nach weniger als einem Jahr gebrochen.
Es war höchste Zeit, dass sie die Bedeutung eines Versprechens lernte. In Zwar hing das Leben davon ab.
Bryn drehte sich um und brühte Kaffee auf. Er beobachtete ihre Hände, sah ihren konzentrierten Gesichtsausdruck.
Sie reichte ihm seine Tasse, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. „Woher weißt du eigentlich, dass ich wieder heiraten will?“
„Amin hat es mir gesagt.“ Er hob die Tasse an die Lippen und trank einen Schluck von dem starken schwarzen Getränk. Ihm entging das plötzliche Aufflackern in ihren Augen nicht, und auch nicht, dass sie die Lippen zusammenpresste. „Es ist mir unverständlich, warum du Amin so sehr hasst. Das hat er nicht verdient. Niemand hat dich mehr unterstützt als er.“
„Natürlich.“
„Du traust mir nicht?“
„Ich misstraue ihm“, entgegnete sie kalt. „Wie hat er herausgefunden, dass ich heiraten will?“
Kahlil zuckte mit den Schultern. „Er hat die Anzeige im Internet entdeckt, als er die Zeitung von Dallas las.“
„Was für ein Zufall! Findest du das nicht ziemlich merkwürdig? Amin liest im Internet die Zeitung von Dallas? Warum sollte er sich für Nachrichten aus Dallas interessieren?“
„Ich habe hier einige Investitionen laufen. Ölraffinerien.“ Er beobachtete, wie sie sich bemühte, ihr Temperament zu zügeln, und runzelte die Stirn. „Du spottest über seine Loyalität, aber er war treuer als du, meine junge Ehefrau.“
Es lag ihr auf der Zunge, Amin zu verraten, Kahlil die schreckliche Wahrheit über seinen Cousin zu erzählen, doch bevor sie etwas sagen konnte, hörte sie einen Wagen vor ihrem Haus vorfahren.
Sie bekam eine Gänsehaut. Das konnte doch noch nicht Mrs. Taylor sein, oder?
Sie ging an die Tür. Rannte beinah. Sie hörte Kahlil sprechen, irgendetwas über ihre Entscheidung, doch sie antwortete nicht. Panisch vor Angst, brachte sie kein Wort über die Lippen.
Durch das Fenster erhaschte Bryn einen flüchtigen Blick auf Mrs. Taylors alten Ford Pick-up. Und neben Mrs. Taylor entdeckte sie einen dunklen Haarschopf. Ben.
Das war der Anruf gewesen. Mrs. Taylor wollte Bescheid sagen, dass sie Ben schon früher nach Hause brachte. Und da kamen sie nun zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Ben lief seinem Vater direkt in die Arme.
„Freunde?“, fragte Kahlil und trat hinter sie. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, spürte jedoch seine Anspannung, als er den Blick auf den Wagen draußen richtete.
Die Autotür wurde geöffnet, und ein Kind in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen sprang heraus.
Im nächsten Moment hatte Bryn schon die Tür geöffnet und war die Stufen hinabgelaufen. Sie rannte auf den Wagen zu, hatte nur Augen für Ben. Als sie zu ihrem Sohn kam und ihn in die Arme schloss, wusste sie, dass sie verloren hatte.
Ihr wurde kalt. Sie begann zu zittern. Ihre Beine gaben nach, und sie sank auf den rauen Asphalt. Es war vorbei. Das Versteckspiel, das Weglaufen, die Geheimniskrämerei. Es war vorbei.
Sie hielt Ben fest umschlungen. Jede Entscheidung in ihrem Leben, jeder Fehler, den sie gemacht hatte, hatte hierher geführt.
Sie hörte Kahlils Schritte hinter sich. Hilflos schloss
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