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JULIA GOLD Band 32

JULIA GOLD Band 32

Titel: JULIA GOLD Band 32 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Penny Jordan , Tracy Sinclair
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legte er den Hörer auf und starrte auf das Foto auf seinem Schreibtisch. Ein Foto in einem Silberrahmen, das Amin und ihn zeigte. Amin hatte es ihm geschenkt. Es war ein Schnappschuss nach einem Polomatch vor ein paar Jahren. Amin hatte den Arm um Kahlils Schulter gelegt, und sie lachten über einen Scherz, den Amin gemacht hatte. Auf dem Bild sahen sie aus wie die besten Freunde.
    Eine Zeit lang hatte Kahlil auch geglaubt, sie seien die besten Freunde, oder zumindest sehr gute Freunde.
    Aber das hatte sich vor sehr langer Zeit geändert – schon bevor sie Erwachsene waren und Pflichten übernehmen mussten. Verantwortung. Kahlil fragte sich, wann aus Freundschaft Feindschaft geworden war. Wann sich die ehrliche Zuneigung in Abneigung verwandelt hatte, die mit Neid und Manipulation einherging.
    Mit zwanzig hatten sie noch zusammen gelacht und gelegentlich einen Abend zusammen verbracht, doch schon damals hatte es eine unterschwellige Spannung gegeben. Und Schuldgefühle. Kahlil musste nicht daran erinnert werden, dass das Schicksal sie unterschiedlich behandelt hatte – Kahlil, der Kronprinz. Amin, der arme Verwandte.
    Und jetzt wollte Amin wieder zu Besuch nach Zwar kommen. In den letzten dreieinhalb Jahren war Amin nur ein Mal zu Hause gewesen, und das auch nur für einen Nachmittag anlässlich der Beerdigung von Kahlils Vater. Sie hatten nicht einmal miteinander gesprochen. Amin hatte sich verhalten, als sei das Begräbnis eine reine Regierungsformalität.
    Warum also wollte er jetzt zurückkehren? Warum nicht vor sechs Monaten? Vor sechs Wochen? In sechs Monaten?
    War es wegen Bryn?
    Kahlil nahm das Foto. Er betrachtete Amins jungenhaftes Gesicht, die hellgrauen Augen, den lachenden Mund.
    Vielleicht war es an der Zeit, den Spekulationen ein Ende zu bereiten. Wenn wirklich etwas zwischen Bryn und Amin gewesen war, würde er es jetzt herausfinden.
    Kahlil stellte das Foto wieder auf den Tisch und griff nach dem Telefonhörer. Rasch tippte er die Nummer von Amins Apartment in Monte Carlo ein. Amin meldete sich sofort.
    „Du hast recht“, sagte Kahlil mit kühler Stimme. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben. Komm nach Hause. Lass uns die Zeit nachholen.“
    Bryn beobachtete ihre Dienerin beim Auspacken des kleinen Koffers, den sie von Dallas mitgebracht hatte.
    Schweigend sortierte Lalia Bryns Wäsche in den Kleiderschrank. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als sie die Kleider und einen Hosenanzug aus dem Koffer nahm. „Das ist nicht die angemessene Kleidung für eine Prinzessin“, sagte sie.
    Aber ich will keine Prinzessin sein, dachte Bryn. Sie wollte einfach Bryn sein, eine vierundzwanzigjährige Mutter mit einem kleinen, aber netten Freundeskreis. In Texas hatte sie sich ihr Leben eingerichtet; es war nicht aufregend, und auch ihre finanziellen Mittel waren begrenzt, aber es war ihr Leben, und sie beklagte sich nicht.
    Lalia hängte Bryns Kleider auf, doch sie tat es mit offensichtlichem Widerwillen. Dann öffnete sie die zweite Schranktür und zeigte auf die farbenprächtigen Gewänder. Türkis, königsblau, violett, rosa, pfirsichfarben, zitronengelb, elfenbeinfarben, weiß, goldfarben. Seide, Chiffon, Satin, Samt. Lange, mit Perlen bestickte Gewänder. „Für die Prinzessin“, sagte Lalia. „Schön?“
    Unglaublich. Wie lange hingen diese Kleider schon im Schrank? Wie viel hatte Kahlil investiert, während er auf ihre Rückkehr wartete?
    Ihr Schmuckkasten war gut gefüllt. Im Schrank hingen die herrlichsten Gewänder im Überfluss. Goldene Pantoffeln.
    Es war genau so, wie es früher gewesen war. Und genau so wollte Kahlil es auch jetzt wieder haben. Alles hatte sich geändert, doch nichts war anders.
    Unglaublich. Unerträglich. Bryn wurde von einem schlechten Gewissen gequält. Sie erkannte jetzt, wie schwer es für Kahlil gewesen sein musste, auf sie zu warten. Sie begriff jetzt auch, dass er nie die Absicht gehabt hatte, ihre Ehe zu beenden. Er hatte ihr nur Zeit gegeben.
    Er wollte sie zurückhaben. Das war immer sein Ziel gewesen.
    Lalia schloss leise den Schrank und drehte sich zu Bryn um. „Alles bereit. Kommen Sie, wir lassen jetzt das Bad ein.“
    Als Bryn sich in dem marmornen Badezimmer auszog, fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Sie fühlte sich schrecklich, und so sah sie auch aus.
    „Prinzessin, das Bad ist bereit, ja? Bitte, steigen Sie in die Wanne.“ Lalia deutete auf die in den weißen Marmorboden eingelassene Badewanne.

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