JULIA GOLD Band 32
weißt.“
„Er hat mich daran erinnert, dass ihr beide damals gute Freunde wart.“
Sie fühlte sich krank, der Schweiß brach ihr aus. Schon wieder säte Amin seine giftige Saat! Sie überlegte, was sie Unverfängliches sagen konnte. Noch war sie nicht so weit, Kahlil von Amins Attacke zu erzählen. Zuerst musste sie einen Weg finden, ihm ihre eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen anzuvertrauen. „Ich … Es wäre mir nur lieber gewesen, du hättest ihm Ben vorgestellt.“
„Wir essen heute Abend zusammen. Ich werde dafür sorgen, dass Amin dabei ist. Und Ben auch.“
In ihrem Kopf schrillten die Alarmglocken. Sie würde Ben nicht wieder in Amins Nähe lassen. Solange Ben nicht dabei war und Ziel von Amins grausamen Spielen wurde, konnte sie mit ihm fertig werden. „Ich weiß, dass du gern spät isst. Aber für einen kleinen Jungen ist das wirklich nicht die richtige Zeit. Was hältst du davon, wenn nur wir drei zusammen essen? Vielleicht möchtest du auch lieber mit Amin allein sein.“
„Nein, wir drei“, bestimmte Kahlil. „Ohne dich wäre es keine Feier.“
„Was feiern wir?“
„Dass wir wieder alle zusammen sind. Wie in alten Zeiten.“
Lalia zauberte eine kunstvolle Krone aus Bryns silberblonden Haaren und brachte sie mit duftendem Gel zum Glänzen. Sie kleidete sie in ein enges, tief dekolletiertes Gewand, das vom Schnitt her gewagter war als die meisten anderen Kleider. Der Rock war mit Hunderten von winzigen Zuchtperlen übersät.
„Sie sehen aus wie eine Königin“, sagte Lalia bewundernd, als sie Bryn einen Spiegel reichte.
Doch als Bryn ihr Spiegelbild betrachtete, sah sie keine Königin – sie sah ein sorgenvolles Gesicht mit angstvoll geweiteten Augen, Kummerfalten auf der Stirn und fest zusammengepressten Lippen.
In einer halben Stunde sollte sie Kahlil im Esszimmer treffen. Doch sie musste unbedingt mit ihm sprechen, bevor Amin auftauchte.
Ohne Einladung betrat sie Kahlils Schlafzimmer. Er runzelte die Stirn über ihr unerwartetes Erscheinen, doch er tadelte sie nicht. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich jedoch, als sie erwähnte, dass sie lieber mit ihm allein essen würde. Ohne Amin.
„Du hast etwas gegen meinen Cousin?“, fragte er kurz angebunden, während er den schwarzen Gürtel mit der goldenen Schnalle schloss. Er warf ihr einen neugierigen Blick zu.
„Es wäre mir lieber, wenn wir beide allein wären.“ Sie ärgerte sich über ihre Unfähigkeit, direkter zu sein. Eigentlich wollte sie mit ihm über Amin sprechen, doch sie musste das Thema vorsichtig angehen. Zuerst benötigte sie Kahlils Vertrauen.
„Ich habe ihn bereits gebeten, uns Gesellschaft zu leisten. Es wäre sehr unhöflich, die Einladung zurückzunehmen. Es sei denn, es gäbe einen wichtigen Grund, warum er nicht dabei sein sollte.“ Es entstand eine bedeutungsvolle Pause. „Bryn?“
Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und fragte sich, ob dies eine Art Test sein sollte. Was wollte Kahlil ihr sagen? „Ich … ich habe heute Abend keine große Lust auf Gesellschaft. Das ist alles.“
„Aber du siehst wunderschön aus.“
Sie schluckte nervös. Irgendetwas stimmte nicht. Kahlil war nicht er selbst, oder zumindest war er nicht der Mann, neben dem sie heute Morgen erwacht war.
„Amin ist bereits auf dem Weg hierher. Was soll ich ihm sagen? Dass ich meine Meinung geändert habe? Dass ich ein intimes Essen mit meiner Frau einem gemeinsamen Mahl vorziehe?“
„Du bist der Scheich“, flüsterte sie.
Er antwortete nicht sofort, sondern musterte sie aufmerksam. „Okay. Ich werde ihm eine Nachricht schicken, dass ich mit dir allein speisen möchte. Doch ich kann ihn nicht völlig vor den Kopf stoßen. Ich werde ihn zu einem Kaffee nach dem Essen einladen. In einer Stunde.“
Das war immerhin etwas. Und vielleicht geschah in dieser Stunde ein Wunder und sie konnte Kahlil genau berichten, was vor drei Jahren geschehen war.
Gegrilltes Lamm, Paprika, Safranreis. Das Mahl war einfach, aber köstlich. Sie saßen sich auf dem Teppich gegenüber, Kissen im Rücken, einen niedrigen Tisch zwischen sich. Kahlil war ganz entspannt, plauderte locker mit ihr, erzählte amüsante Geschichten und füllte ständig ihr Glas mit dem schweren Rotwein nach.
„Es reicht“, protestierte sie lachend, als er den Kelch erneut füllen wollte. „Sonst mache ich vielleicht irgendwelche Dummheiten.“
„Klingt interessant“, erwiderte er. „Vielleicht könnte ich ein paar Vorschläge machen.
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