JULIA GOLD Band 32
berührte sie und nahm sie mit Leidenschaft, doch die Leere in ihrem Herzen blieb.
Wenn er nur ein liebes Wort gesagt oder ihr ein Zeichen gegeben hätte, dass seine Gefühle tiefer gingen. Aber seine Gefühle blieben ihr verborgen, er schenkte ihr nur seinen Körper.
Sein Körper. Ihr Körper. Er tat alles, um ihre Beziehung auf das Sexuelle zu reduzieren.
Bryn schloss die Augen, lehnte sich gegen den Türrahmen und atmete tief durch. Sie wollte Kahlil, doch sie wollte ihn so, wie es einst zwischen ihnen gewesen war. Sie wollte, dass Kahlil sie liebte. Aber er tat es nicht.
Und sie fürchtete, dass er es nie wieder tun würde. Sie versuchte, ihre Angst in den Griff zu bekommen. Jetzt nur nicht in Panik geraten, sagte sie sich. Damals war sie vor ihrer Angst davongelaufen. Heute tat sie es nicht mehr.
Bryn hatte bereits gebadet und war angezogen, als Ben erwachte. Seine Freude darüber, seine Mutter zu sehen, rührte sie zu Tränen. Er umarmte sie stürmisch und drückte sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam.
„Ich liebe dich, Mommy. Ich liebe dich!“
„Und ich liebe dich. Ich habe dich vermisst.“ Sie küsste ihn auf den Mund, auf die Stirn und die Nasenspitze. „Wie geht es dir? Was hast du gemacht?“
Er erzählte ihr von seinen Aktivitäten, plauderte fröhlich weiter, während sie ihn anzog, und hörte auch beim Frühstück nicht auf. Ohne Punkt und Komma berichtete er, was er seit seiner Ankunft in Zwar erlebt und gesehen hatte. Junge Hunde, eine Miniatureisenbahn, Cousinen, Fußball und Kartenspiele. Sogar auf einem wunderschönen Pony war er geritten.
„Das alles hast du in zwei Tagen erlebt?“, neckte Bryn ihn, als er kurz nach Luft schnappte.
Sie nahmen sich Zeit für ihr Frühstück auf der Terrasse. Immer wieder kletterte Ben auf ihren Schoß, um mit ihr zu kuscheln.
Nachdem das Geschirr weggeräumt worden war, begann er, den Garten zu erforschen.
Bryn blickte auf, als sie Schritte auf dem Steinboden hörte. Sie glaubte, dass es Lalia mit dem versprochenen Kaffee war, da sie sich nicht an den Pfefferminztee gewöhnen konnte. Doch sie irrte sich.
Es war ein Mann. Breite Schultern, schmale Hüften, dunkelhäutig und gut aussehend wie Kahlil, doch kleiner. Amin stand lächelnd in einem teuren grauen Anzug vor ihr, weißes Hemd, Seidenkrawatte. „Hallo, schöne Frau.“
Bryn wurde kreidebleich. Sie versuchte aufzustehen, doch sie schaffte es nicht. „Was machst du hier?“
„Begrüßt man so einen Freund, den man jahrelang nicht mehr gesehen hat?“ Amin steckte eine Hand in die Hosentasche. Er neigte den Kopf ein wenig. Seine kurz geschnittenen Haare und die perfekte Symmetrie seiner Gesichtszüge verliehen ihm das Aussehen eines Hollywood-Filmstars. Er sah in der Tat noch besser aus als Kahlil, doch seine Eleganz und die Vollkommenheit widerten Bryn an. Hinter dieser äußerlichen Schönheit steckte das Herz eines Satans.
„Du hast hier nichts zu suchen.“
„Ich wohne hier.“ Er lächelte. Es war ein ausdrucksloses, unangenehmes Lächeln.
„Nicht in diesem Teil des Palastes. Dies sind meine Privaträume, und sie sind Teil der Frauengemächer.“ Das hatte ihn jedoch das letzte Mal auch nicht gestört.
Amin hob die Hand und deutete in den Himmel und zur Sonne. „Wir sind draußen, und all dies gehört Allah.“
Schließlich fand sie die Kraft aufzustehen. Sie schob ihren Stuhl zurück und warf einen Blick auf Ben, der, auf allen Vieren krabbelnd, einem Käfer unter den Frühstückstisch folgte. „Lass uns hineingehen.“
„Es überrascht mich, dass du dich nicht mehr darüber freust, mich zu sehen. Es gibt noch – unerledigte Dinge zwischen uns.“
Sie erstarrte. „Zwischen uns gibt es nichts, und ich werde mir mein Leben nicht wieder von dir ruinieren lassen.“
Amin folgte ihrem Blick und betrachtete Ben mit zusammengekniffenen Augen. „Ein hübsches Kind.“ Er zog die Tischdecke ein wenig hoch. „Es hat Ähnlichkeit mit mir.“
Das Herz blieb ihr fast stehen. Sie konnte nicht glauben, dass Amin die Frechheit besaß, so etwas zu sagen. „Ich kann keine Ähnlichkeit feststellen.“
Doch Amin hatte schon nach Bens Schultern gegriffen und ihn auf die Füße gezogen. Bryn lief es kalt über den Rücken, als Amin ihren Sohn anfasste.
„Doch, die Augen“, entgegnete Amin und zog Bens Kopf zurück, bevor er ihn erst in die eine, dann in die andere Richtung drehte. „Seine Nase. Und der Mund. Genau wie meiner. Er könnte mein Kind sein, nicht wahr?“
Fahr
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