JULIA GOLD Band 32
mit dem Theater aufhören, Miss Gordon. Sie haben Ihren Brief. Nehmen Sie ihn mit ins Bett und denken Sie an die Nächte, die Sie mit meinem Neffen verbracht haben. Faisal sind die Freuden des Fleisches nicht fremd, aber daran brauche ich Sie ja wohl nicht zu erinnern.“
„Nein, das brauchen Sie nicht“, pflichtete Felicia ihm bei und unterdrückte das Bedürfnis, seine Anschuldigungen abzustreiten. Sie fühlte sich sicherer, wenn sie Rashid glauben machte, sie wäre Faisals Geliebte.
Sie bemerkte, wie sich seine Miene verfinsterte. Ärger und Verachtung standen ihm ins Gesicht geschrieben. Aber mittlerweile war ihr das gleichgültig. Tief in ihrem Herzen kamen ihr allmählich Zweifel, ob sie wirklich die Frau war, die Faisal glücklich machen könnte, aber ihr Stolz verbot ihr, Rashid diese Entdeckung mitzuteilen.
In ihrem Zimmer riss Felicia mit zitternden Fingern den Umschlag auf. Jetzt würde sie endlich die tröstende Gewissheit bekommen, die sie so nötig brauchte. Faisals liebende Worte würden alle Zweifel in ihr zerstreuen.
Doch der Brief war enttäuschend kurz und enthielt nur ein paar belanglose Sätze. Seine Zeilen schienen an eine Freundin gerichtet zu sein, nicht an die Frau, die er liebte. Ein Satz sprang ihr besonders ins Auge: „New York ist viel interessanter, als ich es mir vorgestellt habe!“ Felicia musste an Rashids Bemerkung denken, dass Faisal sich schnell in eine Frau verliebte, sie aber auch ebenso schnell wieder vergaß. Damals war sie davon überzeugt gewesen, dass er sie nur ärgern wollte, aber jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Faisals Brief war nicht Ausdruck einer unveränderlich tiefen Liebe, er war eine einzige große Enttäuschung.
Hätte sie das nötige Geld gehabt, sie hätte gleich am nächsten Morgen ein Flugzeug nach England genommen. Einen Augenblick lang spielte sie mit dem Gedanken, ihre Tante um Hilfe zu bitten, verwarf ihn jedoch gleich wieder. Den einzigen Menschen jedoch, der ihr das Geld für den Rückflug nur allzu gern gegeben hätte, würde sie nie im Leben darum bitten.
Nein, so ungern sie es auch tat, sie würde Faisal schreiben und ihm die Lage erklären müssen. Wenn er erst wusste, dass sie nicht mehr erwartete, seine Frau zu werden, würde er ihr das Rückflugticket vielleicht sogar gern bezahlen.
Als sie zwischen die kühlen Laken schlüpfte, fragte sie sich, wie es kam, dass ihr die Zweifel an Faisals Liebe so wenig ausmachten. Vor weniger als einer Woche hatte er ihr alles bedeutet, und jetzt wollte sie nur noch zurück nach England, obwohl sie, wie sie sich eingestehen musste, dieses Land lieb gewonnen hatte. Wäre ihre Liebe zu Faisal stark genug gewesen, sie wäre nur zu gern für immer in Kuwait geblieben.
Obwohl Felicia keine Gewissensbisse dabei empfand, Rashid über ihre wahren Absichten zu täuschen, fiel es ihr schwer, Zahra etwas vorzumachen. Sie hätte sie gern als Schwägerin gewonnen, musste sie sich eingestehen, als Zahra sie voller Ungeduld beim Frühstück erwartete.
„Sieh mal, was Rashid mir schon als Namenstagsgeschenk gegeben hat!“, rief sie aufgeregt aus und schwenkte einen Scheck durch die Luft. „In Kuwait gibt es ein Geschäft, wo man ganz tolle Wäsche kaufen kann.“ Zahra verdrehte verzückt die Augen. „Hast du Lust, heute Nachmittag mit mir zu kommen?“
Felicia mochte Zahra nicht absagen und nickte.
Ali fuhr sie in die Stadt und parkte.
Zahra zeigte auf ein Geschäft. „Dort ist der Laden, von dem ich dir erzählt habe. Ali wartet auf uns.“
Sie betraten das kleine, sehr elegante Geschäft, und die Verkäuferin breitete eine Auswahl exquisiter Seiden- und Spitzenunterwäsche vor Zahra aus.
Ein bisschen beneidete Felicia sie schon um ihren reichen und großzügigen Onkel, obwohl sie niemals geduldet hätte, dass Rashid ihre Unterwäsche bezahlte. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz heiß. Sie ließ das Nachthemd, das sie in den Händen hielt, so plötzlich los, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
„Ist was?“
„Wie bitte? O nein, nichts. Ich finde, du solltest das pfirsichfarbene Nachthemd nehmen … und das hellblaue mit dem Negligé.“
„Und was hältst du hiervon?“
Felicia begutachtete das Nachthemd, das Zahra hochhob. Es war ein hauchdünner, seegrüner Traum aus feinstem Chiffon. „Es ist wunderschön.“
„Möchtest du so etwas nicht für deine eigene Hochzeit haben?“, fragte Zahra, und Felicia wurde verlegen. Sie stellte sich vor, wie sie, nur mit dem Nachthemd
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