Julia Gold Band 51
lieber hinfahren?“
„Nein, vielen Dank. Diesmal ist es wirklich völlig ungefährlich.“
„Und wenn er dich hinauswirft?“, gab Joey zu bedenken.
„Das wird er nicht tun.“
„Immerhin hast du ihn lächerlich gemacht und bist ohne ein Wort verschwunden.“
„Es wird ihn gelehrt haben, dass er mit mir nicht so umspringen kann wie mit anderen. Glaub mir, Joey, ich habe absolut nichts zu befürchten.“
Hinterher wunderte Alexis sich, woher sie dieses unerschütterliche Selbstvertrauen genommen hatte. Aber irgendwie war ihr alles so einfach erschienen, als sie ins Taxi stieg.
Zuerst ging ja auch alles glatt. Auf ihr Klingeln hin öffnete ihr der Portier vom letzten Mal. Er verbeugte sich und sah sie fragend an.
„Guten Morgen“, begrüßte ihn Alexis, „ich habe eine Verabredung mit Scheich Ali Ben Saleem.“
Ohne auf Antwort zu warten, ging sie an dem Portier vorbei in die Halle. Der Mann eilte ihr nach. Er sah beunruhigt aus.
„Würden Sie bitte Seiner Hoheit melden, dass Alexis Callam hier ist.“
In diesem Augenblick ging die Tür des Büros auf, und Ali kam heraus. Sichtlich erleichtert, kehrte der Portier zum Eingang zurück. Alexis atmete tief durch und blickte Ali lächelnd an.
Er stutzte, als er sie sah, dann hellte sich seine Miene auf, und er ging mit ausgestreckten Händen und einem warmen Willkommenslächeln auf sie zu.
Mit einer so herzlichen Begrüßung hatte Alexis nicht gerechnet. Es verdarb ihr den ganzen Spaß. Oder hatte Ali sie gar nicht erkannt? Leider doch, wie seine folgenden Worte bewiesen.
„Diamond! Meine wunderschöne Diamond. Was für eine Freude, dich wiederzusehen! Bitte, komm mit.“ Er ging ihr in Richtung Salon voran.
„Ich weiß, weshalb du hier bist“, sagte er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Du … weißt es?“
„Du bist verärgert. Ich gebe ja zu, dass ich mich dir gegenüber nicht sehr galant verhalten habe. Als Entschuldigung kann ich nur anführen, dass mir die Geschäfte dazu keine Zeit ließen. Deshalb habe ich dir meinen Sekretär geschickt. Ich hoffe, er hat dich sicher nach Hause gebracht, obwohl ich es natürlich viel lieber selbst getan hätte.“
Alexis hatte es vor Wut die Sprache verschlagen, und sie hätte ihm liebend gern einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein versetzt.
Er war überhaupt nicht mehr zurückgekommen!
Wahrscheinlich hatte der Sekretär seinem Herrn angstvoll verschwiegen, dass die Frau, die er hatte heimbringen sollen, längst das Weite gesucht hatte.
Sie bemerkte, wie es in Alis Augen aufblitzte, und plötzlich beschlichen sie leise Zweifel. Hatte er etwa den Spieß einfach umgedreht und alles nur erfunden? Zuzutrauen war es ihm.
„Ich hoffe, wir können den unterbrochenen Abend demnächst nachholen“, fuhr er fort. „Im Moment habe ich leider keine Zeit für dich, da ich mit einem Journalisten verabredet bin.“
„Ich dachte, du empfängst keine Leute von der Presse“, sagte Alexis und wartete genüsslich auf das, was nun folgen würde.
„Normalerweise nicht, aber Mr Callam kommt von einer sehr angesehenen Zeitung.“
„Sagtest du … Mr Callam?“
„Mr Alexis Callam. Ich habe dem Interview mit ihm zugestimmt, weil ich Verschiedenes klarstellen wollte.”
„Was denn?“, erkundigte sie sich unschuldig.
Sein Lächeln gab ebenso wenig preis wie eine verschlossene Tür. „Nicht im Traum würde ich daran denken, dich mit Einzelheiten zu langweilen.“
„Auch wenn ich nur eine dumme Frau bin“, sagte sie gespielt bescheiden, „so weiß ich doch, wie man Finanzen buchstabiert. F-i-e … oder kommt nach dem I ein N?“
Er lachte. „Du hast einen bezaubernden Humor. Aber für weitere Spielchen ist jetzt leider keine Zeit, da ich Mr Callam jeden Augenblick erwarte.“
„Willst du nicht wenigstens noch meinen Namen wissen?“
„Ich habe bereits Schritte unternommen, um ihn zu erfahren. Sobald ich Zeit habe, werde ich mich bei dir melden.“
„Die Mühe kannst du dir sparen“, sagte Alexis. „Mein Name ist Alexis Callam, Miss Alexis Callam.“
Sie kam voll auf ihre Kosten, als sie seinen Gesichtsausdruck sah.
„Soll das etwa heißen …?“
„Dass ich der Journalist bin, den du erwartest“, bestätigte sie nicht ohne Genugtuung.
„Du hast mich getäuscht.“ Seine Stimme klang eisig.
„Keineswegs. Ich habe deinem Sekretär am Telefon gesagt, dass Alexis Callam dich interviewen möchte. Es ist nicht meine Schuld, wenn ihr beide angenommen habt, es könne
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