Julia Gold Band 51
fiel sie ihm ins Wort und öffnete die Haustür. „Mir wird er nichts tun, aber was er mit dir anstellt, kann ich nicht garantieren.“
Eine silberne Limousine fuhr langsam am Haus vorbei.
„Hören Sie auf den Rat der Lady“, sagte eine tiefe Stimme. „Sie weiß, wovon sie redet.“
Evie und Harry drehten sich erschrocken um und sahen sich Raschid gegenüber.
6. KAPITEL
Ganz in Schwarz gekleidet – schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt und schwarze Lederjacke –, sah Raschid bedrohlich und atemberaubend attraktiv zugleich aus. Evies Herz pochte bei seinem Anblick schneller.
„Raschid …“
Er beachtete sie gar nicht, sondern sah Harry an, dessen Wangen sich hektisch röteten.
„Evie brauchte eine Mitfahrgelegenheit.“ Harry hatte wohl angriffslustig klingen wollen, aber was herauskam, war allenfalls trotzig.
„Und wir bedanken uns für Ihre Bemühungen“, erwiderte Raschid ausgesucht höflich. „Soweit ich informiert bin, bedarf jedoch auf Ihrem Gestüt eine wertvolle Stute Ihrer persönlichen Aufmerksamkeit. Wir haben deshalb Verständnis dafür, dass Sie sofort aufbrechen wollen …“
Das war eine unmissverständliche Aufforderung zu gehen. Was Evie jedoch verblüffte, war die Tatsache, dass Raschid offenbar auch von Harrys trächtiger Stute wusste. Besaß Raschid vielleicht doch übersinnliche Kräfte?
„Warten Sie …“ Harry gab sich noch nicht geschlagen.
Evie blickte ihn besorgt an. Trotz seines eher schüchternen und zurückhaltenden Wesens war Harry sich wie Raschid seines privilegierten Standes bewusst und konnte sehr dickköpfig sein.
„Sie können nicht einfach …“
„Nein, Harry“, mischte Evie sich ein. In einer Auseinandersetzung mit Raschid würde Harry in jeder Hinsicht den Kürzeren ziehen. Sie musste verhindern, dass ihr Freund das Gesicht verlor. Spontan ging sie zu ihm, berührte sanft seine Wange und lächelte ihn entschuldigend an. „Bitte, Harry, du hast genug für mich getan …“
„Aber er …“
Diesmal brachte Evie ihn mit einem zarten Kuss auf den Mund zum Schweigen. Sie spürte Raschids wütenden Blick, dass sie es wagte, vor seinen Augen einen anderen zu küssen, doch sie ignorierte ihn einfach.
„Ich bin dir sehr dankbar, aber es ist wirklich besser, wenn du jetzt gehst. Bitte, Harry!“ Sie blickte flehentlich in sein eigensinniges Gesicht.
„Und du kommst wirklich allein zurecht?“, fragte er zweifelnd.
Evie nickte. „Ich rufe dich an“, versprach sie rasch. „Heute noch.“
Harry zögerte noch einen Moment und gab dann widerstrebend nach. Doch bevor er sich umdrehte, legte er Evie beide Hände auf die Schultern und küsste sie sacht zum Abschied. Dann nickte er Raschid frostig zu, verließ das Cottage und ging zu seinem Wagen.
Evies Erleichterung währte nur kurz, denn als sie sich nun Raschid zuwandte, verhieß sein Blick nichts Gutes.
„Wirklich rührend“, sagte er spöttisch, betrat das Cottage und schloss die Tür hinter sich zu. „Angesichts solcher Szenen komme ich ins Grübeln, ob ich gestern Abend vielleicht die falschen Fragen gestellt habe.“
„Ich kann mich nicht erinnern, dass du überhaupt irgendwelche Fragen gestellt hättest“, erwiderte Evie verächtlich.
„Ach nein?“ Er kam drohend auf sie zu. „Dann erlaube mir doch diese: Ist das Baby von mir?“
Evie blickte ihn ungläubig an. Maßlose Wut stieg in ihr auf. „Wie kannst du es wagen?“, stieß sie gekränkt hervor.
„Beantworte meine Frage“, befahl er kalt.
„Es ist nicht von dir“, sagte sie, wandte sich ab und ließ ihn stehen.
Das Cottage war nicht groß. Im Erdgeschoss bestand es im Grunde nur aus einem großen Wohnraum, von dem die Küchenzeile durch eine Frühstücksbar abgeteilt war. Evie ging zum rückwärtigen Fenster und blickte starr hinaus in den kleinen Hinterhofgarten, der im Moment in herrlicher Blüte stand.
„Lügnerin“, hörte sie Raschid hinter sich arrogant sagen.
Es überraschte sie nicht im Geringsten, dass er sie sofort durchschaut hatte. Sie drehte sich zu ihm um. Er hatte die Lederjacke ausgezogen und lehnte lässig an der Frühstücksbar.
Was für ein Mann! dachte Evie bewundernd, während sie den Blick langsam über ihn schweifen ließ. Für sie konnte es keinen anderen geben, und Raschid wusste das genau. Deshalb hatte er ihr die Lüge auch nicht abgenommen.
„Es geht das Gerücht, dass die Heirat mit der entfernten Cousine für dich in drohende Nähe rückt“, sagte sie herausfordernd.
Seine goldbraunen
Weitere Kostenlose Bücher