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Julia Gold Band 51

Julia Gold Band 51

Titel: Julia Gold Band 51 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers , Michelle Reid , Lucy Gordon
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versuchte, das einzuordnen, was sie hier angetroffen hatte.
    Jalal hielt hier seinen angekündigten Selbstverteidigungsunterricht ab. Wie dumm konnte sie noch werden?
    Er trug eine weiße Judohose. Deutlich konnte sie jede seiner Regungen fühlen. Umgekehrt blieb ihm sicher auch nichts verborgen. Unter dem offenen Bademantel hatte sie nur ein kurzes, seidenes Nachthemd an. Seine Hand lag sanft auf ihrem Rücken, doch sie wünschte sich, er würde sie tiefer sinken lassen und sie an sich pressen.
    „Lass mich los“, flüsterte sie.
    Doch die anderen übertönten sie und verlangten eine Erklärung, was sie eigentlich vorgehabt habe. Sie schüttelte den Kopf. Denn natürlich konnte sie ihnen nicht die Wahrheit sagen. Schließlich wollte sie nicht als die größte Närrin dastehen.
    „Lass mich los!“, wiederholte sie nachdrücklicher.
    Fragend hob er eine Braue. Natürlich, er versuchte ja gar nicht, sie festzuhalten. Dass sie sich gefangen fühlte, lag allein an ihr. Sie riss sich von ihm los und stand auf, richtete ihren Bademantel und warf ihr offenes Haar in den Nacken. Nachdem sie noch einen Blick riskiert hatte, gebot sie sich, nicht wieder zwischen seine Lenden zu schauen.
    Obwohl ein widerstrebendes Lächeln über sein Gesicht huschte, richtete Jalal sich auf.
    „Was für eine Art Angriff war das?“, wollten die Kinder wissen.
    Clio wurde erst jetzt klar, dass die ganze Szene, die sich zwischen Jalal und ihr abgespielt hatte, nur wenige Augenblicke gedauert hatte, auch wenn es ihr wie eine kleine Ewigkeit erschienen war.
    „Vergesst es!“, erklärte Clio. „Es hat nicht funktioniert, weil ich nicht im richtigen Moment reagiert habe.“ Sie wollte keines der Kinder wissen lassen, wie sehr sie Jalal misstraut hatte. Sie wären verwirrt und unglücklich, dass sie tatsächlich geglaubt hatte, Jalal würde versuchen, sich Rosalie aufzuzwingen.
    Das konnte sie einfach nicht machen. Sie würde ihr Vertrauen in einen Freund erschüttern. Und dann, mit einer Klarheit, wie sie manchmal in der Folge sehr starker Gefühle entsteht, erkannte Clio, wie es wirklich war.
    Jalal war nicht ihr Feind. Er hatte recht: Sie hatte sich das aus Angst eingeredet. Tatsächlich fürchtete sie sich vor ihren eigenen Gefühlen. Es machte ihr Angst, dass sie sich so stark zu ihm hingezogen fühlte.
    Indem sie sich das eingestand, fiel eine schwere Last von ihr ab, und damit verbesserte sich auch schlagartig ihre Stimmung. Sie fühlte sich leicht und beschwingt. Es war, als befänden sich Körper und Geist in völliger Harmonie. Eine wunderbare Erfahrung, die sie das erste Mal machte.
    Die Kinder redeten durcheinander und lachten immer noch über Clios verrückten Auftritt.
    „Bis nächstes Mal!“, rief Jalal und bedeutete ihnen damit, dass für den Abend Schluss war.
    Zu Clios Verwunderung kam kein Widerspruch von den Kindern. Sie verabschiedeten sich diszipliniert und sogar mit einer Verneigung und verließen im Vergleich zu ihrem sonstigen stürmischen Verhalten ruhig den Raum. Selbst Donnelly.
    „Komm mit, Donnelly. Du musst ins Bett!“, rief Rosalie.
    „Ja. Gute Nacht, Prinz Jalal.“
    „Gute Nacht, Donnelly“, erwiderte er.
    „Sie verneigen sich also vor Prinz Jalal?“, meinte Clio, nachdem Ben, der als Letzter den Raum verließ, die Tür hinter sich zugemacht hatte.
    „Sich respektvoll vor dem Lehrer zu verneigen gehört zur Disziplin eines Kämpfers“, antwortete Jalal. „Ebenso muss man seinen Willen zurückstellen und nach dem rechten Weg trachten, ehe man die Kräfte und Fähigkeiten einsetzt, die man beigebracht bekommen hat.“
    „Hast du deinen Willen jemals zurückgestellt?“, fragte sie und suchte nach einem Halt in dieser für sie fremden Gedankenwelt.
    „Nein“, erwiderte Jalal leise. „Nein, Clio, entzieh dich mir nicht wieder“, hielt er sie zurück, als sie sich zum Gehen wandte.
    Die Sonne ging unter und tauchte den Raum in ein weiches, warmes Licht.
    „Warum tust du das, Clio?“, fragte er. „Warum versuchst du erst, mich zu verführen, und läufst dann vor mir weg, als wäre ich ein Ungeheuer? Warum hast du solche Angst?“
    Es war viel zu früh. Sie hatte noch nicht die Zeit gehabt, ihre neuen, überraschenden Gedanken zu ordnen.
    Doch Jalal ließ sich nicht beirren und glitt mit der Hand geschickt in die Öffnung ihres Bademantels. Sie begann am ganzen Körper unkontrolliert zu zittern.
    „Was wünschst du dir?“, raunte er an ihrem Ohr.
    „Ich wünsche mir nichts“, antwortete sie

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