Julia Gold Band 51
und wusste selbst, dass es eine Lüge war.
„Wirklich nicht?“ Jalal schaute ihr prüfend in die Augen. „Du bist nicht höflich. Du fragst mich nicht, was ich mir wünsche, Clio.“
Sie hielt es für klüger, nichts dazu sagen. Sie wollte sich zwingen, zu gehen. Doch vergebens. Es hätte der Kraft von zehn Pferden bedurft, sie aus dem Raum zu bewegen und aus Jalals Armen zu zerren.
„Was soll jetzt geschehen, Clio? Bei euch muss ich ja erst um Erlaubnis fragen, wenn ich dich küssen möchte. Das gefällt mir aber nicht. Eine Frau weiß doch, was sie will. Warum kann sie da nicht auch den Mann um Erlaubnis bitten? Oder Forderungen an ihn stellen? Warum sollte nur der Mann Verlangen verspüren? Bei mir zu Hause sind die Leute da klüger.“
Sie befeuchtete sich die Lippen. Sie hatte kaum auf seine Worte geachtet, dafür umso mehr auf seine Stimme, die verführerisch rau klang und ihr einen Schauer über die Haut sandte. Da wäre es wohl besser, sie würde Jalal nicht antworten. Doch sie konnte sich nicht zurückhalten.
„Frauen können auch Forderungen stellen“, sagte sie.
„Dann bitte mich, dass ich dich küsse“, verlangte er in einem Tonfall, der atemraubende Empfindungen in ihr weckte.
Clio konnte sich nicht erinnern, etwas Derartiges jemals erfahren zu haben. Sie kam sich vor wie neu geboren, und sie gestand sich ein, dass sie sich nach diesen Gefühlen gesehnt hatte. Und das nicht erst seit gestern.
Die ganze Zeit hielt Jalal sie in den Armen, und sie spürte seine Körperwärme. Eine Hand hatte er auf ihren Rücken gelegt, die andere auf ihre Hüfte, und mit einem leichten Druck seiner Finger gab er ihr zu verstehen, dass es eine Kleinigkeit für ihn wäre, ihr kurzes Nachthemd ein paar Zentimeter hochzuschieben, um ihre Schenkel zu entblößen.
Wollte sie das? Sollte sie sich nicht mehr Zeit lassen? Es war alles so neu für sie. Sollte sie es nicht erst überdenken?
„Nein“, antwortete sie leise auf seine Aufforderung.
Lächelnd zog Jalal Clio dichter an sich, damit sie seine Hitze spürte und damit, falls sie es immer noch nicht aussprechen wollte, zumindest ihre Körpersprache ihm ihr Verlangen verriet.
Clio holte tief Luft und schaute ihm ebenso verwundert wie sehnsüchtig in die Augen. Unbewusst lud sie ihn ein, sich ihr zu nähern. Das Begehren in seinem Blick wurde stärker.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Männer hier solche Dummköpfe sind, wie du behauptest“, flüsterte Jalal, beugte sich zu ihr und bedeckte ihren Mund mit seinen Lippen.
Ein wunderbares Gefühl prickelnder Wärme durchflutete sie. Er ließ seine Hände unter dem Bademantel über ihr Nachthemd gleiten, sodass der Stoff ihre Haut streichelte. Den Stoff hatte sie schon vorher gespürt, nicht aber Jalals Hitze, die sich nun auf sie übertrug. Sie schien bis in jede Faser ihres Körpers zu dringen, raubte ihr jeden klaren Gedanken und erzeugte ein unvergleichliches Glücksgefühl in ihr.
Jalals Geschick im Küssen glich der Fertigkeit eines Malers mit seinem Pinsel. Er streifte ihre Lippen so sacht, als würde er Farbtupfer setzen. Es war nur eine hauchzarte Berührung, doch so innig und intensiv, dass es hinter Clios geschlossenen Lidern zu flirren begann, als sähe sie eine Farbpalette vor sich, von kräftigem Blau, dunklem Türkis, tiefem Grün, sinnlich anregendem Rosa bis hin zu erotisierendem Rot. Sie versank in einem Farbenmeer der herrlichsten Töne. Noch nie hatte sie so etwas erlebt.
Clio fühle sich wie befreit. Lachen und Freude stiegen in ihr hoch. Ungezwungen schlang sie die Arme um Jalals Nacken, spielte mit seinem Haar, strich über sein Ohr und sein Kinn.
Jalal drückte ihr kleine Küsse auf die Wange bis hinauf zur Schläfe und den Augen. Mit der Zunge streifte er ihre dichten Wimpern, um Clio zu zeigen, dass jeder Punkt ihres Körpers eine Quelle der Lust sein konnte, von der aus sich die Wogen ausbreiteten.
Sie küsste ihn auf den Hals und atmete Jalals Duft ein, der sogleich ihre Sinne betörte.
Er drückte sie fester an sich und ließ sich mit ihr auf die Matratze fallen. Noch stärker als eben spürte Clio seinen Körper an ihrem, und als Jalal ihren Nacken umfasste und sie dichter an sich zog, um sie erneut zu küssen, schmiegte sie sich weich an ihn.
Er küsste sie so heiß und tief, als könnte er nicht genug von ihr bekommen, und wie ausgehungert wollte sie immer mehr. Die Hände um sein Gesicht gelegt, die Fingerspitzen in seinen schwarzen Locken, erwiderte sie seinen
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