Julia Gold Band 51
kleinere Felsen Motorboote und Wasserskiläufer ab.
Das bedeutete, dass Clio sicher sein konnte, hier nicht gestört zu werden. Abgesehen davon, dass sie mit einem der Boote hin und wieder an abgelegenere Orte fuhr, war dies ihr Lieblingsplatz, um sich zu entspannen. Und um nachzudenken.
Heute hatte sie viel, worüber sie nachdenken wollte. Als sie den flachen Felsvorsprung mitten in der Bucht erreichte, legte sie ihre Sachen ab und ließ sich wieder ins Wasser sinken.
Was bin ich dumm, dachte sie und tauchte tief unter. Nur wenig Sonnenlicht drang durch das Wasser, und aufgescheucht flüchtete ein Fisch.
Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Zweimal in ihrem Leben hatte sie sich wie verrückt zu einem Mann hingezogen gefühlt, der seine Augen auf ihre Schwester geworfen hatte. War das nur ein unglücklicher Zufall?
Unwahrscheinlich.
Welche geistige Verirrung war daran schuld, dass sie sich derart selbst bestrafte? War ihre große Schwester ein so fantastisches Vorbild für sie, dass sie nur einen Mann begehren konnte, der eigentlich Zara haben wollte?
Gestern Abend hatte sie ihr Leben seit jenem verletzenden Erlebnis mit Peter an sich vorbeiziehen lassen. Dabei hatte sie erkannt, dass jener Tag zu vielen falschen Schlussfolgerungen geführt hatte. Sie war offenbar nicht mit mangelndem sexuellem Interesse ausgestattet, sondern hatte nach dem damaligen Erlebnis ihre Gefühle nur verdrängt.
„Verdammt!“, zischte sie. Kleine Luftbläschen stiegen im Wasser auf, als hätte sie gelacht. Ihr war jedoch nicht danach zu Mute. Denn noch immer verspürte sie ein Verlangen, wie sie es nie zuvor gekannt hatte und wie sie es ganz offensichtlich nie zugelassen hatte seit jenem Abend.
Sie tauchte auf, schnappte nach Luft und ließ sich eine Weile auf dem Rücken treiben.
Lieber Himmel, sie war nahe daran verrückt zu werden. Wie sollte sie Jalal jetzt noch gegenübertreten, nachdem das, was sie für ihn empfand, so offen zu Tage getreten war?
Wie konnte sie jedoch andererseits ihren Empfindungen nachgeben, wenn sie damit erneut das Risiko einging, so gekränkt zu werden wie damals?
Das könnte sie kein zweites Mal ertragen. Und schon gar nicht bei Jalal.
Nun, zumindest hatte sie diesmal den Mut und so viel Vernunft gehabt, ihn entschieden von sich zu weisen. Sie hatte sich von Jalal nicht einfach als Ersatz für ihre Schwester benutzen lassen, wie sie das bei Peter getan hatte.
Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie es gewesen wäre, hätte er den Namen ihrer Schwester ein paar Momente später ausgesprochen – wenn es zu spät gewesen wäre.
Das wäre entsetzlich gewesen!
Hätte sie sich Jalal völlig hingegeben, um dann zu hören, dass er in Wirklichkeit Zara begehrte, wäre für sie eine Welt eingestürzt. Peters Betrug hatte ihr die Lust genommen, aber Jalals Verrat hätte ihr das Herz zerrissen.
Sie verdrängte den Gedanken, dass es so weit hätte kommen können. Doch das heftige Verlangen, das ihren Körper durchströmte, jedes Mal, wenn sie nur an Jalal dachte, ließ sich dadurch nicht ersticken.
In dem herrlichen Gebäude, das seit Jahrhunderten „Königspavillon“ genannt wurde, lagen drei junge Männer auf kissenbestückten Sofas und aßen in herrschaftlicher Einmut Süßigkeiten. Durch die hohen Fensterbögen auf der einen Seite war der Blick frei in einen riesigen, paradiesisch angelegten Garten mit Springbrunnen und prachtvollen Grünpflanzen.
Es war einer der wenigen Plätze in den Emiraten von Barakat, wo diese Männer sicher sein konnten, dass sie ganz unter sich waren. Durch Wachen war dafür gesorgt, dass niemand den Pavillon betrat, wann immer die Herrscher sich hierhin zurückzogen.
Obwohl der Pavillon täglich nach Abhörwanzen abgesucht wurde, achteten die Prinzen, Karim, Omar und Rafi, darauf, sich in der Nähe einer der Springbrunnen aufzuhalten. Denn fließendes Wasser erzeugt Störgeräusche bei Abhörgeräten.
Die drei Männer wirkten absolut entspannt. Niemand hätte vermutet, dass es sich um eine ernste Staatsangelegenheit handelte, die sie beschäftigte.
„Er ist angesprochen worden“, berichtete Prinz Karim. Der Königspavillon lag inmitten der Gärten seines Palastes an der Küste des Golfs von Barakat, und es war dieser Prinz, der die Nachricht erhalten hatte.
Einen Moment lang schwiegen sie alle drei.
Prinz Omar hob nachdenklich die Brauen. „Ich nehme an, das ist ein gutes Zeichen“, sagte er schließlich. Geistesabwesend griff er nach seiner polierten
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