JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
in den ledernen Clubsessel, sodass er sie anschauen konnte. „Was ist passiert?“
„Ich musste zusammen mit einem Dutzend junger Hühner warten. Musste Formulare ausfüllen. Und wieder warten. Dann wurden wir alle zusammen in einen Konferenzsaal gebracht, wo ein Redaktionsassistent namens Frank, er war höchstens siebzehn, uns einzeln gefragt hat, auf welche Highschool wir gegangen sind.“
Trish holte tief Luft. „Er wollte natürlich auch wissen, wo wir bisher gearbeitet haben und warum wir den Job unbedingt haben wollen. Es handelte sich um einen Aushilfsjob bei der Recherche. Nichts Besonderes. Lausig bezahlt. Wir hatten ungefähr sechzig Sekunden Zeit, Frank zu antworten. Dann meinte er, er würde uns benachrichtigen, falls wir es eine Runde weiter geschafft haben. Das war alles.“
„Hat er dir verraten, wann er sich bei dir meldet?“
„Nein. Ich habe keine Chance. Ich war so unscheinbar, wie man nur sein kann. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, mit einem Redakteur persönlich zu sprechen, hätte vielleicht etwas daraus werden können.“
„In meinen Ohren klingt es so, als hättest du die gleiche Chance gehabt wie alle anderen Bewerber.“
„Eigentlich nicht. Es waren zwei Leute dabei, die viel mehr Erfahrung hatten als alle anderen. Der Rest von uns waren Landeier von überall her.“
„Es tut mir sehr leid, dass es nicht besser gelaufen ist. Andererseits war es doch erst die erste Bewerbung. Du warst noch nicht bei der Times und bei den anderen Zeitungen, oder?“
Trish nickte. „Stimmt. Ich sollte mich also ein bisschen ins Zeug legen.“ Sie schaute auf ihre Uhr, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. „Gwen kann jeden Augenblick anrufen. Außerdem habe ich noch nichts gegessen.“
„Soll ich den Zimmerservice benachrichtigen?“
Trish dachte kurz nach. „Nein. Ich glaube, ich möchte raus aus dem Hotel. Ich werde Gwen anrufen und mich nach dem Programm erkundigen. Danach werde ich einen echten New Yorker Lebensmittelladen suchen. Ich habe Hunger auf einen Bagel mit Frischkäse.“
Mark lachte, als er ihren texanischen Akzent hörte. „Oy“, erwiderte er.
Trish musste ebenfalls lächeln. „Oje, mit diesem Akzent gehen wir nie als New Yorker durch.“
Mark kam zur Couch und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Nein, das wird wohl nichts.“
Als er sich wieder entfernen wollte, griff Trish nach seinem Arm und suchte seinen Blick. „Danke für die Unterstützung.“
„Ich will nur dein Bestes. So war es schon immer.“
Trish wollte etwas sagen, schwieg aber. Stattdessen ließ sie Mark los und eilte ins Schlafzimmer.
Noch lange starrte Mark sehnsüchtig auf die geschlossene Tür.
8. KAPITEL
Die Nacht breitete sich wie ein roter Teppich in der Stadt vor Trish aus. Mark und sie hatten noch ein paar Interviews gegeben, waren dann zum Lunch gegangen, und auch wenn sie den kleinen Laden, der ihr vorschwebte, nicht gefunden hatten, war es ein zauberhafter Nachmittag gewesen. Doch jetzt waren sie endlich allein, nur sie, Mark und der Verlobungsring.
„Was möchtest du dir zuerst anschauen?“
Mark wippte auf den Fersen hin und her und beobachtete den Verkehr auf der Madison Avenue. „Darling, ich habe keine Ahnung.“
„Gibt es denn nichts in New York, was du schon immer mal sehen wolltest? Das Rockefeller Center? Den Times Square? Den Rainbow Room?“
Mark schaute sie lächelnd an. Sofort fühlte Trish sich an das erste Jahr in der Highschool erinnert. Seit ihrem sechsten Lebensjahr kannte sie Mark, und er war sich immer treu geblieben. An ihm war damals nichts Besonderes, er war nicht der Nervigste der Nachbarsjungen und dennoch ein kleiner Angeber.
Dann war Trish auf die Highschool in Briscoe gegangen, hatte unverschämt kurze Röcke getragen und eine Bluse für zwölf Dollar aus dem örtlichen Supermarkt. Ganz zu schweigen von dem teuren Mascara und dem glänzenden Lippenstift. Sie hatte sich eingebildet, so scharf zu sein, dass jeder Junge schwach werden musste.
Sie war in ihre erste Englischstunde hereinstolziert, und Mark hatte sich in seinem Stuhl nach ihr umgedreht. Hatte seinen Blick von ihren hohen Schuhen bis zu ihrem glamourösen Haarschnitt gleiten lassen und gelächelt. Dieses ganz bestimmte Lächeln.
Trish stand kurz vor dem Sprung in ein ganz neues Leben, war bereit, Manhattan zu erobern, und trotzdem, wie schon immer, setzte ihr Herz ein paar Schläge aus, tanzten die Schmetterlinge in ihrem Magen, war sie kurz davor, einfach
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