JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Großeltern sind auf dem Weg hierher, um sich der Kinder anzunehmen. Sie haben fünf, stell dir das vor – seine vier aus erster Ehe und diesen Winzling, ihr erstes gemeinsames Kind. Sie sind erst seit knapp einem Jahr verheiratet.“
„Sie hat einen Mann mit vier Kindern genommen?“
„Richtig. Sie muss eine Heilige sein.“
„Oder ausgesprochen mutig“, meinte Daisy und wünschte, sie könnte auch so mutig sein …
Bis zum Wochenende klappte alles wie am Schnürchen, aber dann war im Krankenhaus der Teufel los, und es wurde kompliziert.
Freitagnacht musste Ben ein paar Mal los, und auch am Morgen wurde er bei einem Notfall gebraucht. Daisy hielt sich mehr in seinem als in ihrem Haus auf und bekam ein schlechtes Gewissen, dass sie Tabitha so oft allein ließ.
Oder machte sie sich umsonst Gedanken? Als Daisy in der Küche das Picknick vorbereitete und einmal aus dem Fenster sah, bot sich ihr ein ungewohntes Bild. Nicht was Florence betraf, die wieder einmal auf dem Rasen saß, neben sich ihren besten Freund, den Zementfrosch. Auf der anderen Seite jedoch lag, fast in Reichweite, Tabitha, die Pfötchen unter das Brustfell gesteckt, und schien zu überlegen, ob sie sich mit Florence anfreunden sollte oder nicht.
Daisy lächelte traurig. Es bestand kaum Aussicht, dass Tabitha sich an Florence gewöhnte, weil sie bald von hier wegziehen würden. Bisher hatte sie allerdings keinen Job gefunden, und ohne diese Absicherung würde sie nicht gehen.
Ihr Handy klingelte, und sie erkannte die Nummer auf dem Display. „Hi, Ben. Wie sieht’s aus?“, fragte sie betont munter, um sich nichts anmerken zu lassen.
„Gut. Wo bist du?“
„In der Küche, beim Picknick vorbereiten. Warum?“
„Weil ich hier fertig bin. Wann wollt ihr los?“
„In fünf bis zehn Minuten.“
„Mach mir auch ein Sandwich, ich komme mit.“
Daisy schob das Handy wieder in die Hosentasche und seufzte. Jetzt drohte aus einem harmlosen Picknick etwas zu werden, das sie absolut nicht gewollt hatte. Ihre Handflächen wurden feucht. Auf Florence aufzupassen war nicht das Problem. Aber mit ihr und ihrem Vater im Park ein Picknick zu veranstalten, das schon eher. Das eine war Babysitten im Notfall, das andere ein netter kleiner Familienausflug.
Sie griff nach dem Brot, und als sie wieder aufblickte, sah sie, dass Tabitha sich neben Florence zusammengerollt hatte. Das Mädchen strich mit seiner kleinen Hand ganz sanft über ihr Fell. Ohne Vorwarnung strömten Daisy plötzlich heiße Tränen über die Wangen …
Ben kam, als sie gerade die letzten Sachen in der Picknicktasche verstaute.
„Du kannst das Mittagessen tragen oder den Frosch“, sagte sie. „Such’s dir aus.“
„Den Frosch?“ Er lachte ungläubig auf. „Oh Gott, Daisy, wir haben ein Monster erschaffen!“
„Wir …“, betonte sie knapp, „… haben gar nichts geschaffen.“ Damit hievte sie die Tasche von der Arbeitsplatte und marschierte in den Garten.
Leicht verwirrt folgte er ihr.
„Gehen wir jetzt? Gehen wir jetzt?“, zwitscherte Florence aufgeregt.
Sie nahmen sie in die Mitte, als sie sich auf den Weg machten.
„Können wir ‚Engelchen flieg‘ spielen?“ Seine Tochter hob beide Arme.
„Nein!“, antworteten Ben und Daisy wie aus einem Mund. Ihre Blicke trafen sich über Florences Kopf hinweg, und die Erinnerungen an ihren letzten gemeinsamen Besuch im Park wurden wieder lebendig. Daisys Miene umwölkte sich.
„Wir müssen mit deinem Ellbogen noch ein bisschen vorsichtig sein“, erklärte Ben. „Aber du darfst gleich schaukeln.“
„Ganz hoch?“
„Ganz hoch“, versprach er.
„Kann Fröschchen mitschaukeln?“
Seine Tochter sprühte vor Energie und schien deutlich besserer Laune zu sein als Daisy. War sie sauer auf ihn, weil er sich zum Picknick eingeladen hatte? Dabei wollte er sie nur entlasten, weil sie sich schon seit heute Morgen um Florence kümmerte. Aber wie es aussah, hatte er alles nur noch schlimmer gemacht.
Er ging mit seiner Tochter schaukeln, während Daisy das Picknick vorbereitete. Sie legte eine Decke unter einen Baum und packte die Tasche aus. Als sie fertig war, winkte sie die beiden zu sich.
„Gibt’s jetzt Picknick?“, fragte Florence.
Er nickte, hob sie von der Schaukel, und sie rannte zu Daisy. Bei ihr angekommen setzte sie sich und klopfte auf den freien Platz neben sich.
„Fröschchen soll bei mir sitzen.“
Für Ben blieb der Platz neben Daisy. Neben einer Daisy, die ihn kaum eines Blickes würdigte.
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