JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
die Stirn runzeln und sie bitten, sich wieder anzuziehen, da noch eine MRT-Untersuchung auf dem Programm stand?
Als Medizinerin konnte Faith sich einreden, dass seine Anziehungskraft nur das Ergebnis verschiedener chemischer Prozesse war und es keinen anderen Grund gab, warum sie das dringende Bedürfnis verspürte, sich vorzubeugen und ihre Lippen auf seinen Hals zu pressen.
„Und? Hast du dieses Wochenende schon etwas vor?“, fragte er.
Faith unterdrückte ein frustriertes Stöhnen. Ein Nein würde er einfach nicht akzeptieren, das hatte sie von Beginn an gewusst.
„Also etwas, das dich ernsthaft davon abhält, mich zu begleiten?“ Er schaute sie so eindringlich an, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Nur zu gern hätte Faith gelogen und behauptet, dass sie am Freitagabend mit einem überaus attraktiven Mann verabredet war, der sie zum Essen ausführen, ihr die Sterne vom Himmel holen und ihre chemischen Prozesse durcheinanderwirbeln würde.
„Ich habe keine festen Pläne …“, ihr Apartment aufzuräumen und mit ihrem Zwergpudel Yoda Gassi zu gehen, zählte wohl kaum, „… aber das ist nicht der Punkt.“
Seine Miene hellte sich auf. „Sehr gut, dann kannst du ja mit mir nach Cape May fahren. Betrachte es als Arbeitszeit, wir werden uns die Daten des Brain Mapping noch einmal genau anschauen. Das ist doch perfekt.“
„Nein, es ist nicht perfekt.“ Faith wollte nicht ein ganzes Wochenende mit ihm am Meer verbringen. Auch wenn sie ihre Arbeit liebte, hätte sie gern einmal Zeit für sich.
Doch wozu diskutierte sie überhaupt mit ihm?
„Magst du denn keine Hochzeiten?“ Erstaunt sah Vale sie an. „Ich dachte, alle Frauen lieben Hochzeiten.“
In seiner Welt vielleicht.
„Nun, ich nicht.“
Ihr heftiger Tonfall blieb nicht unbemerkt, und Faith ärgerte sich über ihre unbedachten Worte.
„Nein? Warum nicht?“, wollte Vale wissen.
Faith würde ihm keinesfalls erzählen, bei wie vielen Hochzeiten sie als Brautjungfer an der Seite ihrer Mutter gestanden hatte. Zu viele. Inzwischen hatte sie schon fast eine Hochzeitsallergie.
„Ich hab nun mal keine Lust drauf.“ Mehr würde er von ihr nicht erfahren.
Vale betrachtete sie nachdenklich, dann entschied er offenbar, dass ihn ihre Motive nicht genügend interessierten, um weiter nachzubohren.
„Die hier wird dir gefallen. Sharon macht keine halben Sachen, und sie heiratet den Quarterback der Philadelphia Eagles. Du wirst dich amüsieren.“
„Ganz bestimmt. Deswegen bist du ja auch so scharf auf diese Hochzeit.“ Faith seufzte. Es war schon klar, wie es enden würde. Sie würde ihn ins Strandhaus seiner Familie begleiten, wo jede Menge Paparazzi die Heirat der ehemaligen Schönheitskönigin Sharon Wakefield begleiten würden.
„Erwischt.“ Vale grinste verlegen. „Auf Hochzeiten stehe ich auch nicht, aber Sharon ist meine Lieblingscousine, ich kann mich nicht davor drücken.“
„Wie du es sonst mit Familienfesten und ähnlichen Anlässen machst?“ Faith ahnte bereits, dass der Anblick von Vale in einem schwarzen Frack neben dem blumengeschmückten Altar ihr nur Kummer bereiten und sie an all das erinnern würde, was sie nicht haben konnte. Und an die Lektion, die sie in ihrer Kindheit gelernt hatte: Nichts hält ewig, auch wenn die Menschen einander ewige Treue schwören.
„Allerdings.“
„Okay, ich komme mit.“ Er würde ihr ohnehin keine Wahl lassen.
„Ich wusste es.“ Wieder grinste er, diesmal eindeutig triumphierend.
Er könnte sich wenigstens die Mühe machen, ein wenig Überraschung zu zeigen. Aber das war eben Vale. Immer selbstbewusst, immer siegessicher.
„Lass uns die Unterlagen durchsehen.“ Sie wies auf die letzten Daten ihres Forschungsprojekts, das hoffentlich irgendwann in der Zukunft einen Durchbruch in der Neurologie bringen würde. „Um neun Uhr habe ich Sprechstundentermine.“
Zwanzig Minuten später lehnte Vale sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete die Frau, die er vor anderthalb Jahren nur aus einem Bauchgefühl heraus angestellt hatte und die jetzt unentbehrlich für ihn war. In der Klinik hatten sie damals keine Neurologenstelle frei gehabt, aber die junge Ärztin, die es trotzdem geschafft hatte, ein Bewerbungsgespräch zu vereinbaren, hatte ihn von der ersten Sekunde an beeindruckt.
Vale hatte bei einigen Gelegenheiten in seinem Leben gelernt, seinem Instinkt zu vertrauen, und das hatte er auch in diesem Fall getan. Er hatte Faith noch am selben Tag einen Vertrag gegeben.
Ihr
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