JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
Schlaf.“ Der allerdings machte sich zurzeit rar. Seitdem sie wusste, dass sie mit Vale nach Cape May fahren würde, gestalteten sich ihre Nächte unruhig. Und jetzt in diesem Moment dachte sie nicht über die Forschungsdaten nach, sondern darüber, was sie zur Hochzeit anziehen sollte. Aber das würde sie Vale nicht auf die Nase binden.
Unauffällig sah sie auf ihre Uhr. Kurz nach sieben. Mit etwas Glück blieb noch genug Zeit für einen kleinen Shoppingbummel. Bevor sie Vales Familie gegenübertrat, musste sie ihr Selbstvertrauen dringend noch etwas aufpolieren.
Faith blickte in die Runde. Alle schienen in die Unterlagen vertieft. Sie seufzte auf.
„Wir wollen dich natürlich nicht von dringenden Dingen abhalten. Hast du noch ein heißes Date?“, erkundigte Vale sich süffisant. Er hatte leise gesprochen, doch Faiths unterdrückter Aufschrei sorgte dafür, dass sich ihr alle zuwandten. Marcus Fishe, Vales Geschäftspartner in der Klinik, blickte interessiert zwischen ihr und Vale hin und her.
„Hat Kay dir den Ablaufplan für die Feier geschickt?“ Vale musterte sie jetzt aufmerksam. So aufmerksam, dass Faith nervös wurde.
„Ja, natürlich, Kay ist doch immer zuverlässig.“ Außerdem war Vales Assistentin in Faiths Augen auch klüger als so mancher der hochgebildeten Ärzte und Neurologen in der Klinik. „Sieht nach einer ganz normalen Hochzeit aus. Generalprobe morgen Abend, dann Dinner. Samstag die Hochzeitszeremonie, hinterher Empfang mit Champagner, Tanz und einem romantischen Sonnenuntergang am Strand.“
Vale schüttelte belustigt den Kopf. „Ich verspreche dir, an meiner Familie ist nichts normal.“
„Das überrascht mich nicht.“
Er sprach nur selten über seine Familie, das war auch nicht nötig. Über den Wakefield-Clan sickerte auch so genug durch. Seine Cousine Sharon, vor einigen Jahren noch Miss Pennsylvania, hatte ihren Titel verloren, nachdem sie für Nacktfotos posiert hatte. Das Honorar für die Bilder hatte sie einer Wohltätigkeitsorganisation gespendet. Eine andere Cousine von Vale war Kongressabgeordnete, ein Cousin Senator, und seine Mutter war Vorsitzende von etlichen karitativen Organisationen. Die Wakefields waren erfolgreich und berühmt – Vale machte da keine Ausnahme.
„Nein? Mich würde sehr interessieren, was genau du damit meinst.“ Unter Vales amüsiertem Blick spürte Faith, wie sie errötete. Warum hielt sie nicht einfach den Mund?
Schnell wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Datenmaterial vor ihr auf dem Tisch zu und versuchte, nicht an ihre Shoppingtour zu denken oder an den Mann neben sich.
Zwei Stunden und einige Tassen Kaffee später ließ Faith die verspannten Schultern kreisen. Heute würde sie wohl nicht mehr zum Shoppen kommen, und auch Yoda würde sein Frauchen vermutlich bald nicht mehr wiedererkennen. Zumal er auch das Wochenende bei Faiths Nachbarin Mrs Beasley verbringen musste.
Die meisten Kollegen verabschiedeten sich schließlich in den Feierabend. Faith und Vale jedoch arbeiteten weiter, bis er endlich die Brain-Mapping-Unterlagen zur Seite schob und verkündete: „So, für heute reicht’s.“
Faith schaute resigniert auf die Uhr. Tja, jetzt war mit Sicherheit auch die letzte Boutique geschlossen.
Sie würde einfach das schwarze Cocktailkleid tragen, das sie für die Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr gekauft hatte. Schwarz zu einer Hochzeit war natürlich alles andere als stilvoll, aber was sollte sie machen? Für den Empfang musste dann eben einer ihrer zahlreichen Hosenanzüge herhalten.
„Meinst du, er wartet noch auf dich?“
Sie blinzelte verwirrt. „Wer?“
Vale schaute sie unverwandt an. „Na ja, wer immer der Kerl ist, mit dem du verabredet bist und den du versetzt hast.“
Fast klang er, als würde ihm dieser Gedanke Vergnügen bereiten. Tatsächlich hatte er sie außergewöhnlich lange aufgehalten, nachdem die anderen bereits gegangen waren. War das etwa Absicht gewesen?
Unsinn, rede dir doch nicht so was ein.
Faith atmete tief durch. „Egal, wie spät es wird, er freut sich immer, mich zu sehen.“
Das war nicht gelogen. Nicht wirklich. Allerdings würde Yoda schon bald nicht mehr wissen, wie sie eigentlich aussah, wenn sie sich nicht schleunigst um ihn kümmerte.
„Dann mach dich auf den Weg“, forderte Vale sie mit undurchdringlicher Miene auf. „Ich erledige das hier.“
Er schickte sie nach Hause? War das etwa ein Test, um herauszufinden, wie ernst sie ihre Arbeit wirklich nahm?
„Oh, ich
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