JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
hatte dich so verstanden, dass wir beide für heute genug getan haben“, erwiderte sie diplomatisch. „Ich möchte dich nicht mit dem Rest der Arbeit allein lassen.“
Vale lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lachte auf. „Glaubst du nicht, dass ich selbst für mich sorgen kann?“
Gedankenverloren ließ Faith den Blick über seine breiten Schultern, die gebräunten Unterarme und seine schlanken Hände wandern.
Oh verdammt, sie liebte seine Hände.
Sie waren kräftig und feingliedrig zugleich. Und er trug keinen Ring. An diese Tatsache klammerte sie sich, obwohl er vermutlich früher oder später eine seiner Affären heiraten würde. Was dann? Würde sie weiterhin mit ihm arbeiten können, in dem Wissen, dass er endgültig einer anderen gehörte?
Diese Frage stellte Faith sich selbst von Zeit zu Zeit, und die Antwort darauf erfüllte sie mit Angst: Dann würde sie Wakefield and Fishe verlassen.
Sie hob den Blick, bemerkte ein seltsames Flackern in Vales blauen Augen. Fast schien es, als könnte er ihre Gedanken lesen. Als wüsste er, dass sie ihn nicht als Angestellte, als Chirurgin, sondern mit den Augen einer Frau betrachtet hatte.
Schnell sah Faith zur Seite und räusperte sich verlegen. Vergeblich suchte sie nach einer unverfänglichen Bemerkung, die die Situation entspannen würde, aber ihr fiel nichts ein.
Die Vorstellung, Vale könnte ahnen, was sie für ihn empfand, war erschreckend und verlockend zugleich.
2. KAPITEL
Vale beendete das Handygespräch mit seiner Cousine Sharon und wandte sich Faith zu. Sie hatten gerade die Klinik verlassen, wo sie eine erfolgreiche Gehirnstimulation am Pallidum hinter sich gebracht hatten. Jetzt waren sie auf dem Rückweg zum Wakefield Tower, der auch Vales Institut beherbergte.
Er genoss die warme Frühsommerluft und die belebten New Yorker Straßen, an denen Straßenhändler Designermode ebenso anboten wie billige T-Shirts. Als sie an einem Hot-Dog-Stand vorbeikamen, schlug Vale spontan vor: „Essen wir schnell einen Happen, okay?“ Normalerweise gingen sie zum Lunch in ein Restaurant, um während des Essens ihre Fälle zu besprechen.
„Nein.“ Faith schüttelte den Kopf. Das Haar trug sie wie immer streng zurückgekämmt. „Ich habe heute keine Zeit.“
In Gedanken überflog Vale ihren Terminkalender. Später würden sie nach Cape May fahren, daher fiel ihre Nachmittagssprechstunde aus. Hatte Faith sich etwa vor der Abfahrt noch mit dem geheimnisvollen Mann in ihrem Leben verabredet? Dem Mann, der gestern Abend auf sie gewartet hatte?
Warum erfuhr er erst jetzt, dass sie einen Lover hatte? Und warum machte ihm dieser Gedanke so sehr zu schaffen?
Lag es daran, dass sein Körper gestern sofort reagiert hatte, als sie ihn mit ihren Blicken förmlich ausgezogen hatte? Was sie sah, hatte ihr offensichtlich gefallen, und das wiederum hatte Vale erregt.
Ein großer Fehler. Niemals, das hatte er sich geschworen, würde er sich mit einer Kollegin einlassen, und erst recht nicht mit einer Angestellten.
Außerdem war sie gar nicht sein Typ.
Sex mit Faith war ein No-Go, denn sie würde mehr von ihm erwarten, als er zu geben bereit war. Vale hielt sich an Sex mit unkomplizierten Frauen, von denen er sich problemlos trennen konnte, sobald sie mehr wollten.
Dennoch … Es verstörte ihn, dass er plötzlich ständig bewusst den Duft ihres Parfüms zu riechen und ihr helles Lachen zu hören meinte. Sogar, wenn er allein zu Hause im Bett lag.
„Ich denke, ich habe das Recht auf eine Mittagpause ohne meinen Chef.“ Faith rückte ihre Brille zurecht und musterte ihn verärgert.
„Du hättest es mir vorher sagen sollen.“ Warum reagierte sie so ausweichend? Mit wem war sie zum Lunch verabredet? „Kannst du deine Verabredung nicht verschieben?“
Das zornige Funkeln in ihren Augen überraschte ihn. Für gewöhnlich erfüllte Faith seine Bitten anstandslos, und wenn ein gemeinsames Mittagessen ausfiel, dann weil Vale andere Pläne hatte.
Sie warf einen resignierten Blick auf ihre Armbanduhr. „Na, schön. Wahrscheinlich war es ohnehin naiv zu glauben, dass ich es in einer Stunde schaffen würde, zum Friseur zu gehen und auch noch ein Kleid für die Hochzeit zu finden.“
Abrupt blieb Vale stehen, während die Menschen um ihn herum einfach weitereilten. Ihm wurde klar, wie recht seine Mutter mit dem hatte, was sie ihm gern vorhielt: Er konnte verdammt egoistisch sein. Faith hatte sich bereit erklärt, ihn zur Hochzeit seiner Cousine zu begleiten. Sie tat
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