JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN BAND 56
verblüfftes „Aber wollen Sie meine Referenzen denn gar nicht prüfen?“ klang noch immer in seinen Ohren.
Er hatte in ihre großen grünen Augen geschaut, die ihn irgendwie an die grünen Bonbons mit Apfelgeschmack erinnerten, die er als Junge so geliebt hatte. Hinter dem langweiligen, dunklen Brillengestell war die Aufrichtigkeit in ihrem Blick unverkennbar gewesen. Wie auch heute noch.
Seine Entscheidung hatte er keine Sekunde bereut.
Inzwischen war Faith seine rechte Hand. Nachdem ihm die Gelder für sein innovatives Forschungsprojekt genehmigt worden waren, hatte er sie sofort an Bord geholt. Inzwischen waren sie ein eingespieltes Team. Obwohl sie lange Arbeitsschichten absolvierten, hatte Faith ihn nie enttäuscht, sondern überraschte ihn oft mit ganz neuen Gesichtspunkten. Mittlerweile verließ er sich immer mehr auf ihre Kenntnisse und Ideen.
Wie er sich auch darauf verlassen hatte, dass sie ihm bei dem kleinen Problem mit seiner Familie aus der Klemme helfen würde. Als seine Mutter ihn gestern Abend angerufen hatte, um ihm vorzuschwärmen, wie viele unverheiratete Frauen er auf der Hochzeit treffen würde, hatte er ihren Verkupplungsversuchen sofort ein Ende gemacht. Und zwar, indem er Faith als Begleitung für das kommende Wochenende ankündigte.
Sicher, er hätte diese vorher fragen müssen, aber bisher hatte sie nie abgelehnt, wenn es darum ging, abends oder am Wochenende zu arbeiten. Drei Tage im Strandhaus seiner Mutter waren allerdings nicht ganz dasselbe wie Arbeit nach Feierabend.
„Bist du eigentlich mit jemandem zusammen?“
Sie sah ihn aus großen Augen an. „Was hat das denn mit der Sache zu tun?“
„Na ja, falls es einen Mann in deinem Leben gibt, ist er vielleicht nicht so begeistert davon, wenn wir das Wochenende zusammen verbringen. Aber ich versichere ihm gern, dass ich keine Konkurrenz darstelle.“
Faith biss sich auf die Unterlippe, während sie ihn weiter wortlos anschaute.
Vale verspürte ein seltsames Flattern im Bauch. So ähnlich fühlte es sich an, wenn er während einer OP einer unerwarteten Herausforderung begegnete. Gab es einen Mann in Faiths Leben? Jemanden, bei dem sie sich darüber beschwerte, dass ihr Chef ein Unmensch war? Und warum missfiel ihm diese Vorstellung so sehr?
Ihre grünen Augen funkelten, als sie energisch das Kinn hob. „Vielen Dank, Doktor Wakefield, aber ich bin durchaus imstande, mich selbst um mein Privatleben zu kümmern und zu entscheiden, wer für wen eine Konkurrenz darstellt.“
Jetzt musste er ein Grinsen unterdrücken. Seine sonst so gelassene und unterkühlte Assistentin hatte ihm deutlich ihre Meinung gesagt. „Ich wollte dich nicht verärgern, Faith. Manchmal vergesse ich einfach, dass nicht jeder so in seiner Arbeit aufgeht wie ich.“
Auch keine geschickte Antwort.
Faith presste die Lippen zusammen. „Ich habe dir wohl kaum Anlass gegeben, an meinem Engagement für die Arbeit zu zweifeln.“
„Stimmt. Und genau deswegen wirst du mich an diesem Wochenende auch begleiten. Ich werde Kay bitten, dir das genaue Hochzeitsprogramm zu schicken, damit du weißt, was du einpacken musst.“
Es war Donnerstagabend, und Faith hatte noch immer keine Zeit gefunden, sich etwas zum Anziehen zu kaufen. Wie hatte das nur passieren können?
Natürlich kannte sie die Antwort darauf. Weil sie arbeiten musste. Vale hatte es offenbar darauf angelegt, jede freie Sekunde ihrer Zeit zu füllen. Es war sogar schlimmer als sonst. Ob er verhindern wollte, dass sie sich einen Vorwand einfallen ließ, um dem Wochenende doch noch zu entgehen?
In diesem Moment saß sie mit ihm, zwei weiteren Neurochirurgen, zwei Neurophysiologen und einigen Forschungsassistenten rund um den großen Konferenztisch im Besprechungsraum der Klinik. Obwohl sie seit Wochen die Daten aus dem Brain Mapping auswerteten, würde noch viel Zeit vergehen, bis sie so weit waren, ihre Forschungshypothesen in der Praxis zu testen. Wenn sie allerdings Erfolg hatten, war das die Anstrengung wert.
Faith strich sich erschöpft über das Gesicht.
„Alles in Ordnung?“, flüsterte Vale ihr zu.
Sein warmer Atem sandte einen erregenden Schauer über ihre Haut.
Faith musterte ihn prüfend. Woher nahm er nur seine Energie? Obwohl er noch mehr arbeitete als sie, fand er die Zeit, mit seinen Modelfreundinnen an den Strand zu gehen oder sie in exklusive Restaurants auszuführen, wie die Fotos in den Hochglanzmagazinen bewiesen.
„Sicher“, antwortete sie. „Ich brauche nur etwas
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