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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Sellers
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dein Gedächtnis wiederzuerlangen.“
    Das wollte sie gern tun. Denn bestimmt war er eine verwandte Seele und hatte sie verstanden, als sie es ihm irgendwann einmal erzählt hatte, oder? Sie hatte doch sicher keinen Mann geheiratet, dem sie nicht ihre tiefsten Gefühle mitteilen konnte?
    „Ich wurde ungewollt schwanger.“ Fragend blickte sie ihn an. Er mochte modern und aufgeschlossen sein, aber er kam aus einer anderen Kultur. „Schockiert dich das?“
    „Ich bin sicher, dass es jeden Tag tausendmal passiert“, erwiderte er.
    Das hatte sie nicht gemeint, aber sie hatte nicht den Mut, weiter darauf einzugehen.
    „Wir hatten es eigentlich nicht eingeplant, aber als es dann passiert war, war ich einfach glücklich. Plötzlich wusste ich, dass ich es mir gewünscht hatte. Es ist verrückt, aber ich war wirklich glücklich darüber. Jonathan sah das allerdings ganz anders. Er wollte nicht …“ Anna senkte den Kopf.
    „Er wollte das Kind nicht?“
    „Er wollte, dass ich die Schwangerschaft abbrechen lasse. Er sagte, es sei für uns beide nicht der richtige Zeitpunkt, jetzt ein Kind zu bekommen. Seine Karriere sei noch nicht weit genug fortgeschritten und meine ja auch nicht. Oh, er hatte hundert Gründe, das Kind abzulehnen, vernünftige Gründe, aber …“ Anna hob hilflos die Schultern. „Ich konnte es einfach nicht tun. Wir stritten uns heftig deswegen. Ich verstand ihn, aber er verstand mich nicht. Hat es auch nie versucht.“
    „Und hat er dich schließlich überzeugt?“
    „Er hat mich bei einer Abtreibungsklinik angemeldet, aber auf der Fahrt dorthin bin ich an einer roten Ampel einfach ausgestiegen“, sagte Anna tonlos. „Ich habe mich nicht einmal umgedreht, und Jonathan hat auch nicht versucht, mich zurückzuholen. Er hat sich nie wieder gemeldet.“
    Sie sah aus dem Fenster. „Wo sind wir?“
    „Nördlich von London. Sag mir, was dann passierte.“
    Ihre Stimme klang rau. „Meine Freundinnen haben mir wirklich sehr geholfen. Du kennst doch Cecile und Lisbet, oder?“
    „Wie sollte dein Mann deine Freundinnen nicht kennen?“
    „Sind Cecile und Philip verheiratet?“
    „Erzähl weiter, Anna“, sagte er daraufhin nur und sah sie unverwandt an.
    Da war etwas in seinem Augenausdruck, das Unbehagen in ihr auslöste. „Es tut mir leid, wenn du das alles nicht gewusst hast. Vielleicht hättest du es wissen sollen.“
    „Bestimmt.“
    „Hast du es gewusst?“
    Er zögerte. „Nein.“
    Anna biss sich auf die Unterlippe. Vielleicht lag es an einem unbewussten Schuldgefühl, weil sie es ihm verschwiegen hatte, dass gerade diese Erinnerung als Erste wieder aufgetaucht war.
    „Alles lief gut“, fuhr sie fort zu erzählen. „Manchmal war ich natürlich ziemlich gestresst, aber ich hatte keinen Zweifel daran, dass ich das Richtige tat. Aber ganz am Schluss, da lief irgendetwas schief. Die Wehen dauerten endlos, und dann war es zu spät für einen Kaiserschnitt. Sie benutzten die Saugglocke.“
    Anna schluckte schwer. „Dabei kam es zu einer Gehirnblutung. Mein Baby ist gestorben. Es war ein Sohn. Ich durfte ihn im Arm halten, aber er war nicht mehr … nicht mehr warm.“
    Ob sie wohl deshalb ihr nächstes Kind in einem Taxi zur Welt gebracht hatte? Hatte sie aus Angst, dass sich alles wiederholen könnte, die Fahrt zur Klinik zu lange hinausgezögert?
    „Warum warst du nicht da?“, fragte sie leise. „Warum hast du mich nicht zur Klinik gefahren?“
    „Ich bin erst heute Abend mit dem Flugzeug gekommen. Und das alles soll vor sechs Wochen gewesen sein?“, hakte er nach.
    „So kommt es mir jedenfalls vor. Mir kommt es so vor, als sei dies das Wochenende, an dem ich nach Frankreich fahren wollte, um mit dem neuen Auftrag anzufangen, und als sei die Geburt meines toten Babys sechs Wochen her. Wie lange ist das wirklich her?“
    „Hast du jemals daran gedacht, ein Kind zu adoptieren, Anna? Um die Lücke zu füllen, die dein totes Kind hinterlassen hat?“
    „Nein. Ich glaube auch nicht, dass mir das geholfen hätte. Aber warum fragst du das? Haben wir nicht …“
    „Hast du wirklich nie daran gedacht, auf irgendeine Weise nach einem Ersatz zu suchen?“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Manchmal, wenn ich eine Frau mit einem kleinen Kind sehe, dann möchte ich schreien: ‚Es ist nicht fair!‘ Aber, nein, ich wurde nur ziemlich deprimiert. Ich habe mich hängen lassen, bis Lisbet mir eines Tages erzählte, ein Bekannter von ihr wünsche sich ein Wandgemälde in seinem Haus in

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