Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
Frankreich.“
Anna beugte sich über das Baby und strich zärtlich über seine Wange. „Oh, du bist ja so wunderschön!“, wisperte sie und küsste die Kleine auf die Stirn. „Ich hoffe sehr“, sagte sie lächelnd zu Ishaq, „dass ich mich bald wieder an meine Schwangerschaft mit ihr und ihre Geburt erinnere.“
Er wollte etwas sagen, aber da hielt die Limousine an. Es goss mittlerweile in Strömen, und man konnte so gut wie nichts von der Umgebung erkennen.
„Sind wir da?“, fragte Anna.
„Ja.“
Die Wagentür auf ihrer Seite wurde geöffnet, und der dunkelhäutige Fahrer stand vor ihr mit einem geöffneten Regenschirm. Sie stieg aus. Das Wasser stand fast zentimeterhoch auf der Straße. Anna hörte, dass hinter ihr ein weiterer Regenschirm geöffnet wurde. Man führte sie eine erstaunlich schmale Treppe hinauf und durch einen niedrigen Gang. Sie blickte sich um. Ishaq war mit dem Baby direkt hinter ihr.
Merkwürdig, das sollte eine Klinik sein? Der Raum, den sie dann betrat, war relativ niedrig, aber luxuriös ausgestattet. Alles war mit wertvollen Hölzern und Stofftapeten verkleidet. Eine Reihe kleiner Vorhänge bedeckte eine der Wände. Offenbar befanden sich dahinter viele kleine Fenster. Am Ende des Raums war eine Bar, und davor stand ein kleiner Tisch mit Stühlen. Weiter vorn bemerkte Anna einen niedrigen Tisch umgeben von Polstersesseln. Verzweifelt versuchte sie sich diese Umgebung zu erklären, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen.
Eine orientalisch gekleidete Frau trat auf sie zu und deutete lächelnd auf einen der Polstersessel.
Gehorsam ließ Anna sich hineinsinken.
Eine zweite Frau erschien, trat ehrerbietig auf Ishaq zu und wechselte lächelnd ein paar Sätze mit ihm, bevor sie das Baby aus seinen Armen nahm und hinter einer Tür verschwand.
„Was geht hier vor?“ Plötzlich stieg wieder Panik in Anna auf.
„Dein Bett ist bereit“, murmelte Ishaq, der sich nun über sie beugte und neben ihre Hüften fasste.
In Erwartung, dass er sie hochheben wollte, lächelte sie.
„In ein paar Minuten kannst du dich hinlegen und schlafen.“
Sie blinzelte verständnislos, als er links und rechts von ihr zwei Gurte hervorzog und sie über ihren Hüften zuschnappen ließ. Im nächsten Augenblick spürte sie das Vibrieren von Motoren unter den Füßen …
„Das ist keine Klinik, das ist ein Flugzeug!“, schrie Anna.
3. KAPITEL
„Lass mich raus!“ Verzweifelt versuchte Anna, den Sicherheitsgurt zu lösen.
Ishaq, der sich neben sie gesetzt und sich ebenfalls angeschnallt hatte, legte eine Hand auf ihre. „Wir starten sofort.“
„Halt das Flugzeug an und lass mich aussteigen. Sag ihnen, dass sie anhalten sollen“, rief sie und stieß seine Hand weg. „Wohin bringst du uns? Ich will mein Baby!“
„Du hast das Kindermädchen doch gesehen. Sie kümmert sich um das Baby, es wird ihm nichts geschehen. Versuch, dich zu entspannen. Du bist krank, du hattest einen Unfall.“
Anna wusste auch kaum noch, wie sie die Übelkeit und die Kopfschmerzen ertragen sollte, aber das war jetzt unwichtig. „Warum tust du das?“ Entsetzt starrte sie Ishaq an. Es gelang ihr, den Sicherheitsgurt zu öffnen. Sie sprang auf und schrie: „Hilfe! Bitte helfen Sie mir!“
Sofort erschien die Stewardess. „Bitte, Madame, Sie hinsetzen, gefährlich!“
„Aber ich will aussteigen“, rief Anna verzweifelt. „Halten Sie das Flugzeug an! Sagen Sie dem Piloten, dass es ein Irrtum ist!“
Die Stewardess verstand offensichtlich kein Wort. Sie wandte sich an Ishaq und fragte ihn etwas auf Arabisch. Er erwiderte etwas in derselben Sprache und schüttelte ruhig den Kopf. Anna fühlte sich ihm völlig ausgeliefert, da die ganze Crew wohl nur Arabisch sprach. Plötzlich fiel ihr der Pilot ein. Sprachen nicht alle Piloten weltweit Englisch? Aber wie sollte sie es schaffen, ins Cockpit zu kommen? Und wenn es ein Privatjet war, dann war der Pilot ein Angestellter von Ishaq. Bestimmt wusste die gesamte Crew, dass er im Begriff war, seine eigene Frau zu entführen.
Ishaq stand auf, packte mit stählernem Griff Annas Handgelenke und setzte sich wieder hin, sodass sie nun auf seinem Schoß saß. Er legte die Arme um sie und ersetzte so den Sicherheitsgurt.
Anna spürte seine Wärme und seine Kraft. Überall, wo sein Körper ihren berührte, fühlte sie nur Muskeln. Es war, als säße sie auf einer Skulptur aus Bronze, frisch aus dem Brennofen gekommen, wenn die Bronze noch ein ganz klein wenig formbar war.
Weitere Kostenlose Bücher