JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 01
Annäherungsversuch gemacht.“
Seine Miene wurde undurchdringlich, und seine Stimme klang ätzend. „Und Sie haben das erlaubt?“
„Wenn ich es erlaubt hätte, säße er jetzt noch hier“, erwiderte sie.
„Aber Sie haben sich mit ihm unterhalten.“
Sie schob den Teller beiseite und leerte ihre Tasse. „Warum nicht? Er war nicht aufdringlich“, betonte sie.
„Demnach lassen Sie sich von fremden Männern ansprechen und den Hof machen?“
„Das ist doch nicht wahr! Ich bin ihn schließlich losgeworden.“ Sie hob den Kopf und schenkte Raphael ein charmantes Lächeln. „Es war ganz einfach, ihn loszuwerden.“
Ihr Tonfall forderte ihn geradezu heraus, und Raphael wusste das. Er zögerte einen Moment, ehe er sich erkundigte: „Und wie haben Sie das geschafft?“
Bryony stand auf und blickte strahlend auf ihn herab. „Er erkannte Ihren Wagen. Also habe ich ihn in dem Glauben bestärkt, Sie wären mein Liebhaber.“ Seine Verblüffung war unverkennbar. „Auf Wiedersehen, Signor Cavalleri.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zum Gehen.
Sie hatte noch keine drei Schritte zurückgelegt, als er sie eingeholt hatte, ihren Arm ergriff und sie zu sich herumwirbelte. Bryonys Triumphgefühl schwand unter dem wütenden Glitzern seiner Augen dahin.
„Sie halten das wohl für einen gelungenen Scherz“, knurrte er. „Binnen kürzester Zeit wird es auf der ganzen Insel herum sein.“
„Wie bedauerlich“, konterte sie kühl.
„Wirklich? Und wie wird es Ihnen gefallen, wenn man mit dem Finger auf Sie zeigt, weil man Sie für meine Geliebte hält? Oder stört Sie das nicht?“ Raphael hob zynisch die Brauen. „Wenn Sie auf offener Straße mit Fremden flirten, interessiert es Sie vermutlich nicht, was man von Ihnen denkt.“
Das Blut wich aus Bryonys Wangen, doch sie hatte sich schnell wieder in der Gewalt. „Er weiß nicht, wer ich bin.“
Raphael stieß ein kurzes bitteres Lachen aus. „Im Moment vielleicht noch nicht, aber es wird ihm ein Leichtes sein, das herauszufinden – besonders dann, wenn ich das Gerücht nicht leugne. Es würde Ettas Position auf der Insel bestimmt nicht stärken, wenn jeder wüsste, dass eine Frau von zweifelhaftem Ruf bei ihr wohnt.“
Bryony hob stolz den Kopf. „Sie drohen mir?“
Für den Bruchteil einer Sekunde leuchtete so etwas wie Bewunderung in seinen Augen auf, doch dann hob Raphael in einer typisch italienischen Geste die Hände. „Wenn Sie es so sehen wollen …“
Bryony erinnerte sich an das, was Etta ihr über ihn berichtet hatte. Nein, Raphael würde ganz gewiss keinen Skandal riskieren. „Nun gut, dann verbreiten Sie eben dieses Gerücht – aber vergessen Sie dabei nicht, dass man über Sie genauso klatschen wird wie über mich. Nichtsdestotrotz“, schloss sie, „muss ich jetzt wirklich gehen. Ich habe noch eine Verabredung mit einem anderen Mann.“ Sie spähte über seine Schulter. „Der Wirt beobachtet sie. Sollten Sie nicht lieber Ihre Rechnung bezahlen? Schließlich wollen Sie doch nicht verhaftet werden, oder?“ Diesmal konnte sie ungehindert ihren Weg fortsetzen.
Als sie zur Villa zurückkehrte, hielt Bryony es für klüger, Etta gegenüber nichts von dem Zusammentreffen mit Raphael zu erzählen. Nach dem Lunch zog sich die Contessa auf ihr Zimmer zurück, um ein paar Briefe zu schreiben.
Gelangweilt schlenderte Bryony durch den Garten, vorbei am Tennisplatz zu einem verträumten Zitronen- und Orangenhain. Hinter den Bäumen entdeckte sie einen Pfad, der in eine in den Fels geschlagenen Treppe mündete, die zu einer versteckten Bucht hinunterführte. Bryony zog die Schuhe aus und grub die Zehen in den warmen, weichen Sand. Vorgelagerte Felsen erstreckten sich zu beiden Seiten ins Meer und vermittelten den Eindruck völliger Abgeschiedenheit. Vielleicht gehörte der Strand ebenfalls zur Villa. Das wäre traumhaft, dachte Bryony und wunderte sich, warum Etta nichts davon erwähnt hatte. Es gab sogar einen hölzernen Bootssteg, der allerdings nicht mehr im besten Zustand war.
Bryony schaute sich kritisch um. Die Bucht wäre zweifellos ein großer Vorteil für das Hotel. Der Sand war erstaunlich weich und sauber. Vorsichtig wagte sie sich weiter vor. Das Wasser war kalt, aber Bryony ließ es sich trotzdem um die Fesseln spielen, während sie nach hübschen Muscheln Ausschau hielt. Hoch über ihr kreisten Möwen und stießen laute Schreie aus. Auf den Wellen tanzten weiße Schaumkronen, das vorhin noch so blaue Wasser hatte einen grauen
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