Julia Saison Band 05
KAPITEL
„Ich mag keinen Brokkoli. Und Lizbetta und Lorenzo auch nicht“, verkündete der zehnjährige Juan am nächsten Abend.
Damit hatte Ashley nicht gerechnet. Als Kind war das ihr Lieblingsgemüse gewesen.
„Na gut, wie wär’s dann mit Mais? Oder Erbsen? Nein? Grüne Bohnen? Rosenkohl?“
Als die drei Kinder hartnäckig den Kopf schüttelten, schloss Ashley seufzend das Gefrierfach und schaute in den Kühlschrank. „Möhren vielleicht?“
„Auch nicht“, sagte Juan düster. „Wann kommt Beatrice wieder?“
„Keine Ahnung“, antwortete Ashley ehrlich. Auch sie hatte sich heute mehrmals sehnsüchtig das Kindermädchen herbeigewünscht.
„Beatrice soll wiederkommen!“, rief die fünfjährige Lizbetta und brach in Tränen aus. Prompt folgte der zweijährige Lorenzo ihrem Beispiel.
Ashley nahm ihn auf den Arm, doch das nützte nicht viel. Währenddessen rümpfte Juan vor der Pfanne auf dem Herd die Nase. „Und das riecht auch komisch!“
Lizbetta heulte noch lauter.
Kopfschüttelnd stellte Ashley die Herdplatte ab und setzte sich an den Küchentisch, zog Lizbetta auf ihren Schoß und balancierte Lorenzo auf dem Arm. Noch nie im Leben hatte sie sich so überfordert und hilflos gefühlt.
„Ich gehe schon!“, rief Juan.
„Wohin?“, fragte sie verblüfft.
„Die Tür aufmachen“, gab er zurück.
Ashley hatte die Klingel bei dem Geschrei der Kinder gar nicht gehört.
„Nein, lass mich das …“, setzte sie an, doch Juan war schon draußen, und die anderen beiden klammerten sich an sie, während sie versuchte aufzustehen.
Als sie es endlich zur Tür schaffte, hatte Juan schon aufgemacht, und Cal kam herein – in der Hand zwei große Tüten einer Fast-Food-Kette.
Juan sah aus, als wäre er gerade aus einem Katastrophengebiet gerettet worden, und Ashley konnte es ihm nachfühlen. Der Tag war die Hölle gewesen – dabei mochte sie Kinder. Doch diese drei schienen genau zu spüren, dass sie absolute Anfängerin im Babysitten war, und reagierten entsprechend. Anstelle der Kinder hätte sie auch den ganzen Tag nach dem Kindermädchen gebrüllt.
Cal folgte ihr ins Haus und stellte die Tüten auf den Küchentisch. Dann küsste er Ashley auf die Stirn und nahm Lizbetta an sich. Sobald die Kleine auf seinem Arm war, ließ ihr Weinen nach, und sie blickte treuherzig zu Cal auf.
„Kennst du zufällig jemanden, der Pommes frites mag?“, fragte Cal lächelnd.
Sofort breitete sich ein Lächeln auf dem verheulten Kindergesicht aus. „Ich“, schniefte sie, „und Lorenzo auch.“
„Und ich!“ Juan lief zum Kühlschrank und holte Ketchup.
„Das ist aber eine schöne Überraschung“, seufzte Ashley erleichtert. Cal hatte nichts davon gesagt, dass er kommen würde.
„Carlotta und Mateo schaffen es nicht, zum vereinbarten Zeitpunkt hier zu sein“, erklärte er. „Mateo hat vor einer Stunde einen Notfall reinbekommen und Carlotta eine ungeplante Entbindung. Sie waren ganz aufgelöst, weil sie dich nicht hängen lassen wollten, aber wir wissen ja beide, wie das bei Ärzten so ist. Ich habe ihnen gesagt, dass ich dir zu Hilfe eile, und das hat sie etwas beruhigt.“
Cal setzte Lorenzo in seinen Hochstuhl und gab ihm klein geschnittene Pommes frites, um ihn zu beschäftigen, während sie den Tisch deckten. Kurz darauf saßen alle zufrieden auf ihren Plätzen und ließen sich Chicken Nuggets und Pommes schmecken.
„Ich wusste allerdings nicht, dass du schon mit dem Kochen angefangen hast“, bemerkte Cal entschuldigend.
„Die Kinder essen immer so früh“, sagte Ashley. Das hatte zumindest Juan behauptet. „Aber von meinen Kochkünsten waren sie sowieso nicht begeistert. Möchtest du vielleicht Hähnchen süßsauer?“
„Klingt herrlich, ja!“
Mit Cals Hilfe wurde es ein ziemlich entspannter Abend, und als die Kinder im Bett waren, schmiegte sich Ashley dankbar an ihn. „Du warst toll.“
„Du aber auch.“
Sie setzten sich auf die Couch, wo Cal den Arm um Ashley legte und sie an sich zog.
„Du hättest mich sehen sollen, bevor du hier warst“, klagte sie, „eine einzige Katastrophe. Lorenzo wollte seinen Mittagsschlaf nicht machen, und die anderen beiden haben nur rumgequengelt. Ich habe mir solche Mühe gegeben, aber es hat irgendwie alles nichts genützt.“
Cal zuckte die Achseln. „Nimm’s nicht persönlich. Sie sind wahrscheinlich ein bisschen durch den Wind, weil Beatrice nicht da ist. Kinder reagieren empfindlich auf Veränderungen im Tagesablauf, besonders die
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