JULIA SOMMERLIEBE Band 21
nicht willst, werde ich dich verlassen …“
Mit einem Aufschrei brach sie ab, als seine Hände schmerzhaft ihre nackten Schultern umklammerten. „Du tust, was ich gesagt habe!“ Mit finster zusammengezogen Augenbrauen sah er sie entschieden an. „Indem ich dich geheiratet habe, bin ich verantwortlich für dich – für dich und das Kind, das du vielleicht in dir trägst. Das, was geschrieben steht, ist immer noch gültig, auch wenn eine Hand es auslöscht. Und bis ich anders entscheide, bleibst du in meinem Haus. Und wenn der Same auf fruchtbaren Boden gefallen ist, wirst du mein Kind austragen.“
„Ein Kind, das du genauso verachten wirst wie mich.“ Ihre Stimme brach, während sie gegen ihn sackte und seine Wärme und Kraft wieder andere Gefühle in ihr aufsteigen ließen. Ob er das Gleiche fühlte? Ob er sich auch wünschte, dass sie sich wieder küssten, berührten und in leidenschaftlichem Verlangen zueinander fanden?
Aber seine unbewegte Miene zeigte ihr, dass er sich völlig unter Kontrolle hatte. In seiner Entschiedenheit war er genauso stark wie in seiner Leidenschaft. Im Gegensatz zu ihr war ihm die Leidenschaft nichts Neues. Er war ein erfahrener Mann und jetzt, da sie für ihn tabu war, würde er seine Bedürfnisse wahrscheinlich woanders stillen.
Als sie von ihm abrückte, ließ er sie. Während sie mit zitternden Fingern durch ihre Haare fuhr, spürte sie, dass sein Blick auf ihrer Brust ruhte. Plötzlich hatte sie das rücksichtslose Verlangen, sich auf den Rücken fallen zu lassen und damit seinen Widerstand zu brechen, sie nicht zu berühren. Oh Gott, sie wollte ihn, trotz des Abgrunds aus Kälte, der sich zwischen ihnen aufgetan hatte. Sie wollte ihn ganz nah spüren, voller Verlangen und ihr willenlos ergeben.
Doch sie spürte, dass Karim nicht nachgeben würde.
„Also muss ich bleiben, obwohl du mich gar nicht haben willst?“
„Du bist nicht unerwünscht“, kam seine überraschende Antwort.
Mit klopfendem Herzen sah sie zu ihm hoch, doch seine Miene wirkte immer noch hart, ohne den kleinsten Schimmer von Freundlichkeit. Fragend sah sie ihn mit großen, schimmernden Augen an, ohne zu wissen, wie verführerisch sie in diesem Moment wirkte.
„Du bist tabu“, sagte er, dann ging er ins angrenzende Zimmer und ließ sie in dem verschwenderisch ausgestatten Schlafzimmer allein.
Erneut stieg maßlose Wut in Linda auf. Sie lief zu der Tür, riss sie auf und trat ein. „Tabu? Was soll das heißen, Karim? Es klingt wie aus einem anderen Jahrhundert, obwohl du ein Mann von Welt sein willst. Oder ist das nur eine Pose und du bist tatsächlich wie deine Vorfahren, die ihre Frauen verschleiert in den Harem schickten und glaubten, sie wären nur zu einem gut – Sex?“
„Sex ist nur eine Form von Realitätsflucht“, erwiderte er.
„Karim, ich will, dass du meine Frage beantwortest und dich nicht in eine Behauptung über das flüchtest, was du so sehr genossen hast.“
„Ich leugne nicht, dass ich es genossen habe, Linda.“
„Aber du verleugnest mich, obwohl ich für den Grund nicht verantwortlich bin. Sieh mich an. Bin ich deshalb ein anderer Mensch als der, den du damals auf der Straße gerettet hast? Der Tag, an dem du entschieden hast, dass du mich willst?“
„Wir haben eben beide falsche Erwartungen gehabt“, sagte er brüsk.
„Du klingst, als ob ich dich absichtlich in die Irre geführt hätte.“ Linda sah ihn an und konnte kaum glauben, dass er tatsächlich derselbe Mann war, der sie in den Armen gehalten und ihr das Gefühl gegeben hatte, sie unendlich zu begehren.
„Vielleicht hast du mich ja tatsächlich in die Irre geführt.“
„Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen? Als Nächstes wirst du wahrscheinlich behaupten, ich hätte dich geheiratet, weil du reich bist.“
„Für viele Frauen ist das ein Beweggrund.“
„Willst du vielleicht damit bezwecken, dass ich dich hasse, Karim?“
„Es wäre vielleicht besser.“
„Ich verstehe.“ Ihre Miene wirkte nun trostlos, da ihr Ärger langsam verflog und der Hoffnungslosigkeit Platz machte.
„Vermutlich würde es dein Gewissen erleichtern, Karim, wenn ich dich hassen würde, weil du dein Handeln dann eher rechtfertigen könntest.“
„Du wirst es nie verstehen, Linda.“ Plötzlich lag Grausamkeit in seinem Blick. „Vielleicht würdest du es verstehen, wenn du Araberin wärest.“
„Daran hättest du zu Anfang denken sollen, Karim. Habe ich dir nicht immer wieder gesagt, dass du eine Frau
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