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JULIA SOMMERLIEBE Band 21

JULIA SOMMERLIEBE Band 21

Titel: JULIA SOMMERLIEBE Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN NAPIER VIOLET WINSPEAR SARA CRAVEN
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gerade.
    Sie schlug die Augen auf und sah den unverhohlenen Triumph in seinem Blick.
    „Erkennst du auch, welche überragende Gerechtigkeit sich mir in dieser Situation bietet, Vivian? Auge um Auge ist für einen Mann mit meinem lustvollen Charakter eine eher mäßige Form der Rache. Ich bevorzuge eine intimere, vergnüglichere und fruchtbarere Art der Vergeltung …“

5. KAPITEL
    „Hast du etwas verloren, Rotschopf?“
    Sie stapfte gerade aus dem baufälligen alten Bootshaus heraus – es hatte sie mehr als eine halbe Stunde gekostet, da überhaupt einzubrechen – und blieb wie angewurzelt stehen. Ihre schlechte Laune war ihr deutlich anzusehen.
    Ja, meinen Verstand, wollte sie schon sagen, verkniff es sich aber im letzten Moment. Sie musste völlig verrückt sein, ihm zu erlauben, diese Spielchen mit ihr zu treiben. Ja, sie musste völlig übergeschnappt sein, denn sie genoss sie insgeheim sogar.
    Nicholas Thorne hatte ihr auf die elementarste Art gedroht, in der ein Mann einer Frau drohen konnte. Dennoch lag es nicht an der Angst, dass ihr Herz raste und ihr Magen vibrierte, wenn er in ihrer Nähe war.
    Sie sah auf und musste blinzeln, weil die Strahlen der untergehenden Sonne sie blendeten.
    Er lehnte an der Ecke des vom Meersalz verwitterten Holzgebäudes, das ihr schon bekannte spöttische Lächeln auf seinem schmalen Mund. Es machte sie wahnsinnig, wenn er sie so ansah! Über seinem grauen Fischerpullover und seinen üblichen Jeans flatterte eine geöffnete Öljacke. Irgendwie fiel es ihr schwer, ihn sich in einem gut geschnittenen Anzug vorzustellen. Doch als skrupelloser Kopf eines weit verzweigten Firmenimperiums unterwarf er sich der üblichen Kleiderordnung ganz sicher.
    „Suchst du vielleicht ein Boot?“ Die Frage riss sie aus ihren Gedanken.
    „Du musst irgendwo eins haben“, fuhr sie ihn an, wie immer verwirrt von seinem heuchlerischen Humor. „Du kannst nicht auf einer Insel leben, ohne ein Boot zu besitzen.“
    „Bitte, nur zu.“ Er machte eine ausladende Bewegung. „Sieh dich um“, bot er an und verzog erneut seine Lippen.
    „Danke, das werde ich“, gab sie bissig zurück.
    Vivian war froh, dass sie einen unförmigen Strickpullover und ihre grüne Wollhose trug, denn in Nicholas’ Gegenwart war sie sich ihres eigenen Körpers auf unangenehme Weise bewusst. Es war die Art, wie er sie ansah: selbstgefällig, besitzergreifend, wissend …
    Wenigstens war sie dieses Mal bekleidet und fühlte sich in ihrer Befangenheit nicht schutzlos ausgeliefert.
    Nachdem er ihr unmissverständlich und erschütternd klargemacht hatte, dass er ein Kind von ihr wollte, hatte Nicholas ihr mit unbewegter Miene ihr Kostüm, ihre Bluse und ihren BH gezeigt. Alles lag verstreut und zerknittert unter dem Bett. Dann führte er sie, das Bündel Kleidung umklammernd, die stählerne Treppe hinab in den darunter liegenden Raum. Dort fand sie ihre leere Aktentasche und den kleinen Koffer, den sie im Motel in Port Charles zurückgelassen hatte. Nicholas musste veranlasst haben, dass er auf die Insel gebracht wurde. Darin befanden sich ihre Toilettenartikel, ihr Nachthemd und eine Garnitur Wäsche zum Wechseln. Das alles vermittelte ihr ein trügerisches Gefühl der Sicherheit.
    Der Pullover, den sie trug, gehörte allerdings ihm. Es war unvermeidlich gewesen, dass sie ihn annahm. Wenn sie schon auf der Insel herumlaufen musste, wollte sie sich bei diesem stürmischen Wetter nicht den Tod holen. Es hatte ihn amüsiert, ihr das Kleidungsstück zu leihen, ebenso wie es ihn erheiterte, ihr überallhin zu folgen. So konnte sie sich nicht davonschleichen und nach einem Fluchtweg suchen, sondern musste es ganz offen vor seinen Augen tun. Und sie verausgabte sich dabei völlig. Währenddessen gab sich Nicholas überfürsorglich; er unterbreitete ihr irritierend hilfreiche Ratschläge, er zog sie mit Informationshäppchen über sich selbst auf, die sie verblüfften und die ihre Neugier über diesen Mann zu einem gefährlichen Verlangen steigerten.
    Je mehr sie über ihn erfuhr, desto stärker flüsterte Vivians teilnahmsvolles Herz, dass Nicholas im Grunde ein guter Mann war. Und dass seine Fixierung, grausame Vergeltung an ihr zu üben, lediglich ein Schrei war. Ein Hilfeschrei, der aus der Wüste seiner kalten Gefühlswelt nach außen drang. Ihm war es unmöglich gewesen, den Verlust seiner geliebten Frau und seines ungeborenen Kindes hinzunehmen. Also hatte er es einfach nicht akzeptiert. Er war ein Mann, der sich immer im

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