Julia Sommerliebe Band 24
und anscheinend ohne jegliches Interesse ansah. Ihr Herz pochte wie verrückt.
Dimitri lehnte sich zurück, nachdem seine Assistentin leise das Büro verlassen hatte, und taxierte Louise von oben bis unten. Ihre Wangen brannten. Sie kämpfte gegen den Drang an, am Saum ihres Rocks zu zupfen, ihn herunterzuziehen, damit er länger wirkte.
Anders als ihre Mutter, die immer im Mittelpunkt hatte stehen wollen, war Louise mehr als zufrieden damit, sich anzupassen und nicht aufzufallen. Sie war es nicht gewohnt, so angesehen zu werden, wie Dimitri sie nun ansah – als ob sie eine attraktive Frau wäre, eine nackte attraktive Frau! Ihr Gesicht brannte noch heißer. Blödsinn, selbstverständlich stellte er sich sie nicht nackt vor. In seinen Augen blitzte keinerlei Anzeichen von Erregung auf. Das war nur das Sonnenlicht, das durch die Jalousien hereinfiel und seine Augen zum Glitzern brachte.
Er hat mich mal attraktiv gefunden, wisperte eine Stimme in ihrem Kopf. Damals hatte er gesagt, sie sei schön. Aber das hatte er nicht so gemeint, sagte ihr gesunder Menschenverstand. Das war nur ein Teil des grausamen Spiels gewesen, das er mit ihr getrieben hatte, und die Erinnerungen an Eirenne und was dort zwischen ihnen passiert war, weckte man besser nicht.
„Bist du verheiratet? Ist Frobisher der Name deines Manns?“
Die kurzen Fragen überraschten sie. „Nein – ich bin nicht verheiratet. Ich habe immer so geheißen. Meine Mutter hat mir einen Spitznamen gegeben, als ich klein war, aber ich mag meinen richtigen Namen lieber. Und ich habe den Nachnamen meines Vaters bekommen, auch wenn Tina nie mit ihm verheiratet war. Sie haben sich getrennt, als ich ein paar Monate alt war, und er hat sich geweigert, sie oder mich zu unterstützen.“
Dimitris Gesicht wurde hart, als sie von ihrer Mutter sprach. „Überrascht mich nicht, dass dein Vater einer auf der langen Liste ihrer Liebhaber war. Du hast Glück, dass sie sich an seinen Namen erinnert hat.“
„Das musst du gerade sagen“, schoss Louise sofort zurück.
Zugegeben, Tina war nicht gerade die beste Mutter der Welt gewesen. Den größten Teil ihrer Kindheit war Louise in verschiedenen Internaten untergebracht, während ihre Mutter mit dem gerade aktuellen Kerl quer durch Europa zog. Aber jetzt war Tina krank, und es spielte keine Rolle mehr, dass Louise sich als Kind oft so gefühlt hatte, als wäre sie nur ein Störfaktor in Tinas umtriebigem Leben. Das Wort Krebs löste auch heute noch Furcht aus, trotz aller medizinischer Fortschritte. Und die Vorstellung, ihre Mutter zu verlieren, hatte Louise bewusst gemacht, wie viel Tina ihr trotz allem bedeutete.
„Nach dem, was man liest und hört, hast du einen beträchtlichen Verschleiß an schönen Frauen, die auf milliardenschwere Playboys stehen. Ich habe akzeptiert, dass meine Mutter nicht perfekt ist, aber bist du denn besser, Dimitri?“
„Ich zerstöre keine Ehen“, entgegnete er barsch. „Ich habe nie jemandem die Partnerin weggenommen oder eine perfekte, glückliche Beziehung kaputtgemacht. Deine Mutter aber hat meiner das Herz gebrochen.“
Seine bitteren Worte trafen Louise hart. Und auch wenn sie keinen Grund hatte, sich schuldig zu fühlen, wünschte sie sich zum wohl millionsten Mal, ihre Mutter hätte keine Affäre mit Kostas Kalakos gehabt.
„Zu einer Beziehung gehören zwei Menschen“, sagte sie ruhig. „Dein Vater hat sich entschieden, deine Mutter für Tina zu verlassen …“
„Nur, weil die ihn ununterbrochen verfolgt hat und ihn mit jedem Trick aus ihrem bestimmt sehr umfangreichen sexuellen Repertoire verführt hat.“ Dimitris Stimme troff vor Verachtung. „Tina Hobbs hat genau gewusst, wer mein Vater war, als sie ‚zufällig mit ihm zusammengestoßen ist‘ auf dieser Party in Monaco. Das ist keineswegs Zufall gewesen, wie sie dich hat glauben machen. Sie wusste, dass Kostas dort sein würde, und hat sich eine Einladung zur Party erschlichen, einzig und allein in der Absicht, sich einen reichen Liebhaber zu angeln.“
Dimitri versuchte, die Wut in den Griff zu bekommen, die immer noch aufflammte, wenn er an die Geliebte seines Vaters dachte. Beim ersten Blick auf Tina Hobbs hatte er sie durchschaut – sie war nichts als eine geldgierige Hure, die sich wie ein Blutegel an jeden reichen Mann heftete, der dumm genug war, sich von zwei großen Brüsten und dem Versprechen auf ein sexuelles Nirwana verführen zu lassen.
Am meisten hatte ihn die Erkenntnis verstört, dass sein
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