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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Risiko handeln? Indessen kamen die Wahlen immer näher, und die Zeit drängte. Als sie den offenen Brief geschrieben und eine abschlägige Antwort erhalten hatte, fühlte sie sich so frei wie an jenem Tag, als sie endgültig mit Lasarenko gebrochen hatte.
    »Ich hätte es gern, dass Viktor Juschtschenko mit uns geht«, bilanzierte sie die Lage in einem Interview. »Aber es soll wohl nicht sein.«
    Fünfzehntes Kapitel
Schönheit rettet die Welt
    Im Oktober 2001 kommt die Zeit, ernsthaft an den Aufbau einer Partei zu gehen. Zunächst wird ein Versuchsballon gestartet. Der Führer der dem »Forum zur Nationalen Rettung« angehörenden Ukrainischen Republikanischen Partei, Lewko Lukjanenko, legt Umfrageergebnisse vor. Die besagen, dass die Marke »Julia Timoschenko« im Lande populärer ist als die Namen aller anderen führenden Vertreter des Forums zusammen. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die Unversöhnlichen mit Julias Namen auf den Lippen und auf den Plakaten um den Einzug in die Rada kämpfen müssen. Am 22. Dezember wird der »Block Julia Timoschenko« Wirklichkeit. Ihm gehören vier Parteien an, die das Machtsystem im Lande verändern und Präsident Kutschma stürzen wollen: Julia Timoschenkos Batkiwschtschina, die Sozialdemokraten von Wassili Onopenko, die Republikaner von Lewko Lukjanenko und »Sobor« (Versammlung) von Anatoli Matwienko.
    Der Teufel steckt in der Abkürzung. Die Abkürzung des Blocks ­Julia Timoschenko »BJuT« oder »BJuTi« soll der fortgeschrittenen ukrainischen Jugend und anderen Anhängern von Lady Ju suggerieren, dass sie sich für »Beauty«, für die Schönheit, entschieden haben. Nach einem Ausspruch des russischen Klassikers Dostojewski aber rettet Schönheit die Welt. Wenn nicht die Welt, dann wenigstens die Ukraine. »Schönheit« ist ein weiterer Schlüsselbegriff im Wortschatz Julia Timoschenkos wie »Harmonie« oder »Gerechtigkeit«, was für sie nahezu das Gleiche bedeutet. »Schön« nennt sie zuweilen die Beziehungen zwischen Staaten, einen politischen Sieg oder auch ihr Regierungsprogramm für 2005.
    Der Aufbau der Partei kommt gut voran. Bis zur Parlamentswahl bleiben wenige Monate. Sofort nach Neujahr findet der Kongress der neuen Vereinigung statt, wo eine Liste mit 225 Kandidaten und ein weiteres Verzeichnis von 57 Politikern feierlich verabschiedet werden, die der Block zur Direktwahl in den Wahlkreisen aufstellen will.
    Zugleich denkt die Anführerin des Blocks darüber nach, wie sie ihr Image verändern kann. Die neue politische Zeit und die neuen politischen Aufgaben fordern ein neues Frauenbild. Die »Freiheit, die das Volk führt«, wirkt abschreckend auf die Mitbürger und geht den Behörden auf die Nerven? Also gut, wenn nötig, wird sie sich eben weicher, fraulicher, behutsamer geben. Seit sie aus dem Gefängnis heraus ist, hat sie sich das Haar bis auf Schulterlänge wachsen lassen und ihm eine neue Farbe verpasst. Aus dem Schwarz, das auf eine verdächtige kaukasische oder noch problematischere jüdische Herkunft hinweisen könnte, ist ein warmes Brünett geworden. Sie trägt das Haar offen, um Anmut und Unschuld anzudeuten. Die strengen Kostüme sind passé, jetzt zeigt sie sich dem Volk in Pulli und knappen, weißen Hüfthosen. Aber als der Herbst kommt, geschieht etwas, das die Ukraine erschüttert.
    Julia Timoschenko hat sich einen Zopf zugelegt.
    Das musste man sehen, wie sie dem Publikum zum ersten Mal in neuer Gestalt erschien, das Haar zu einer unvorstellbar anmutigen Silhouette aufgesteckt, in der alles zusammenfloss: ihr neues Image, die archaische Weiblichkeit einer Bäuerin und die Anspielung an die Kultdichterin Lessja Ukrainka. Der im Lande bekannte Historiker und literarische Provokateur Wolodymyr Jeschkilew fand für die neue Frisur der Prinzessin den Vergleich mit einem Brot aus dem Kuban-Gebiet, womit er offenbar nicht nur den an goldene Ähren erinnernden blonden Haarkranz, sondern ihre ganze appetitliche Erscheinung im Auge hatte. Als der erste Schock vorüber war, flogen auch schon Pfeile aus der Umgebung des Präsidenten. Der Zopf wurde für falsch erklärt. Das hörte Julia Timoschenko mit unverhülltem Vergnügen. Die Gegner waren ihr in die Falle gegangen! Auf der nächsten Pressekonferenz wartete sie nur auf eine entsprechende Frage, um unter fröhlichem Lachen und allgemeiner Begeisterung die Nadeln aus ihrem Haar zu ziehen und ihre üppige Mähne zu präsentieren.
    Die Diskussionen über den Zopf, den Brotlaib und

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