JULIA VALENTINSBAND Band 19
der Wahrsagerei.“
„Auch gut. Dann frage ich sie für dich.“ Paul grinste. „Aber erst muss ich Lacey stecken, dass du total verrückt nach ihr bist.“
Evan rieb sich die Schläfen, um den pochenden Schmerz zu besänftigen. Vergeblich. „Du bist wie der anhängliche kleine Bruder, den ich nie hatte. Und auch nie gewollt habe. Bist du schon immer so nervtötend gewesen?“
Paul lachte über das ganze Gesicht. „Wenn du dich erst hast flachlegen lassen, wirst du nicht mehr denken, dass ich nervtötend bin. Und ich wette, dass du danach viel bessere Laune haben wirst.“
Evan hätte protestieren können. Aber warum sollte er? Paul hätte ihn in Grund und Boden diskutiert, und genau das machte ihn zu einem ausgezeichneten Anwalt. Außerdem … er gab es ungern zu, aber Paul hatte recht. Eine heiße Nacht zwischen verschwitzten Laken hätte seine Unzufriedenheit verscheucht. Seine innere Anspannung auch. Aber die Hilfe einer Wahrsagerin in Anspruch nehmen? Lächerlich. Am besten, er ließ sich einfach durch die Nacht treiben. In irgendeinem der zahlreichen Clubs in Los Angeles würde er schon die passende Frau finden.
Als ob dir nicht klar wäre, wer sich dort herumtreibt, flüsterte seine innere Stimme müde, wie oft bist du schon da gewesen und hast dich auf ein Date eingelassen.
Es stimmte. Und der Gedanke daran, wieder auf die Piste zu gehen, erfüllte ihn nicht unbedingt mit freudiger Erwartung. Aber wenn er verhindern wollte, dass Paul seine Drohung wahr machte – und aus Erfahrung zweifelte er nicht eine Sekunde daran, dass sein Freund nicht zögern würde –, dann musste er sich langsam in Bewegung setzen.
Paul durchquerte den Innenhof in großen Schritten, und nun rannte Evan los, um ihn einzuholen. Kaum näherten sie sich dem Tisch der Wahrsagerin, die sich den lächerlichen Namen „Madame Karma“ zugelegt hatte, erhob Lacey sich von ihrem Stuhl und drehte sich herum. Ihr Blick fing sich in Evans, und beinahe stolperte er, so heftig stießen sie innerlich zusammen. Sie musterte ihn mit deutlicher Missbilligung, und er verkniff sich ein grimmiges Lächeln. Gut. Warum sollte er der Einzige sein, der die Nerven verlor?
Dann wandte Lacey sich Paul zu, und ihr frostiger Gesichtsausdruck schmolz zu einem warmen Lächeln. „Paul, wie nett, Sie hier zu sehen“, grüßte sie und hob die flache Hand an die Stirn, um sich die Augen zu überschatten. „Haben Sie Lust auf Ihren doppelten Latte macchiato, ohne Schaum, wie immer?“
„Ja. Und auf einen Ihrer köstlichen Kekse.“ Er rieb sich mit der Hand über die Magengegend. „Die besten, die ich jemals probiert habe.“
Sie schenkte Paul ein strahlendes Lächeln – und lenkte Evans Blick unwillkürlich auf ihre vollen Lippen. Und auf die süßen Grübchen in beiden Mundwinkeln … Verdammt, für Frauen mit Grübchen hatte er sich immer begeistern können. Pure Verschwendung, dass ausgerechnet diese Frau zwei sexy Grübchen auf den Wangen hatte … Ihr Lächeln verschwand wieder, und ihr Blick lastete tonnenschwer auf ihm. Er hob den Kopf und bemerkte, dass sie ihn anstarrte. „Evan.“
Natürlich hatte er nicht mit einer enthusiastischen Begrüßung gerechnet. Insofern war es so schon ganz in Ordnung. Trotzdem versteifte sich sein Körper, und der Anzug fühlte sich plötzlich an, als wäre er zwei Nummern zu klein. „Lacey.“
Ihr Blick schweifte zwischen ihm und Paul hin und her. „Sie beide kennen sich?“
„Wir sind eng befreundet“, erklärte Evan, „seit dem College.“
Lacey zog die Augenbrauen hoch. „Sie beide?“, fragte sie, ließ Evan keine Sekunde aus den Augen und versuchte, mit ihrem Zeigefinger eine Verbindung zwischen den beiden herzustellen, die als Freunde wohl unterschiedlicher nicht sein konnten.
Evan wusste nicht genau, ob ihre Fassungslosigkeit ihn eher nervte oder amüsierte. „Es scheint Sie zu überraschen, dass ich einen Freund habe.“
„Das bin ich auch. Und Sie scheinen sogar ziemlich vertraut mit ihm zu sein.“
„Ich gehe mit allen Menschen ziemlich vertraut um, die ich mag. Solange sie meine Geduld nicht übermäßig strapazieren.“
„Vielleicht sind Sie ja auch die Ungeduld in Person. Sie sollten mehr koffeinfreien Kaffee trinken. Zur Entspannung.“
„Ich glaube“, konterte Evan und fixierte sie mit seinem Blick, „dass ich sogar ein sehr geduldiger Mensch bin, wenn ich mir vor Augen führe, was Sie mir in letzter Zeit alles zugemutet haben.“
„Geduldig? Einen Mann, der sich
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