JULIA VALENTINSBAND Band 19
die Pupille nicht von der Iris unterscheiden konnte, und sie schien ihn mit dem Blick förmlich zu durchbohren. „Ihre Aura …“, murmelte sie und umschloss seine Hand immer noch mit ihrer, „… ist außergewöhnlich hell und klar. Und stark. Gestatten Sie, dass ich Ihnen die Karten lege?“
„Deswegen bin ich zu Ihnen gekommen“, erwiderte Evan höflich. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Paul breit grinste, achtete aber nicht weiter darauf.
Madame ließ den Blick zwischen ihm und Lacey hin und her schweifen und nickte dann feierlich. „Ausgezeichnet. Dann lassen Sie uns anfangen.“ Sie ließ seine Hand los und scheuchte Lacey mit einem Kopfnicken weg. „Fort mit Ihnen, meine Liebe. Mr. Sawyer und ich haben viel zu besprechen.“
Evan wusste zwar nicht, was Madame Karma und er zu besprechen haben könnten. Aber offenbar gab es keine Möglichkeit, ihr zu entkommen, also brachte er den Zauber am besten hinter sich. Er würde zuhören und brav nicken und dann verschwinden.
Was konnte das schaden?
3. KAPITEL
Es war beinahe Mitternacht, als Lacey das Constant Cravings abschloss und quer über den Innenhof zum mehrstöckigen Parkhaus hastete. Vor kurzem war ein Gewittersturm losgebrochen. Es hatte geblitzt und gedonnert. Inzwischen hatte sich das Wetter zwar einigermaßen beruhigt, aber die dampfende Feuchtigkeit waberte immer noch durch die Luft. Zum Glück war die Party rechtzeitig beendet worden. Sie konnte sogar behaupten, dass der Sturm ihren Umsatz noch mal in die Höhe getrieben hatte, weil viele Gäste im Constant Cravings Schutz vor dem Gewitter gesucht hatten.
Obwohl ihr die Füße und der Rücken nach dem langen Tag wehtaten, hatte sie beste Laune. Die Party zum Valentinstag hatte ihr nicht nur blendende Umsätze beschert, sie war für drei Partys engagiert worden und hoffte auf weitere Aufträge.
Um neun Uhr abends hatte sie das Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ ins Fenster gehängt, hatte Sandkuchen für den kommenden Tag gebacken und sich mit dem Papierkram beschäftigt. Es war nicht unbedingt romantisch, den Abend des Valentinstags auf diese Weise zu verbringen. Aber sie hatte die Erfahrung gemacht, dass es viel weniger Ärger einbrachte als Männer.
Wenn Sandkuchen, Gebäck und Papierkram ihr warme und kuschelige Nächte hätten verschaffen können, hätte sie nichts dagegen einzuwenden gehabt …
Warme Nächte, dachte sie versonnen, draußen könnte es wirklich ein paar Grad wärmer sein. Eine kalte Brise, die es in dieser Jahreszeit nur selten gab, ließ ihre nackten Arme frösteln. Sie beschleunigte ihren Schritt und ärgerte sich, dass sie kein Sweatshirt übergezogen hatte.
Im Parkhaus eilte sie zum Fahrstuhl, drückte auf den Knopf und lehnte sich müde gegen die Wand. Lacey hörte, wie ein Motor ansprang, und ein paar Sekunden später bemerkte sie, wie ein cremefarbener Geländewagen auf den Ausgang zufuhr. Als der Wagen auf ihrer Höhe war, entdeckte sie Evan Sawyer am Steuer.
„Endlich bin ich ihn los“, murmelte sie und schaute dem Wagen nach, dessen Rücklichter hinter der nächsten Kurve verschwanden. Es passte. Was sollte ein Workaholic wie er anderes tun als sich von Samstag auf Sonntag bis Mitternacht im Büro herumzuquälen? Ganz egal, ob Valentinstag war oder nicht. Kein Wunder, dass der unsympathische Kerl den romantischsten Tag des Jahres ohne weibliche Begleitung verbringen musste. Ja, allerdings, es ist der romantischste Tag des Jahres, meldete ihre nervtötende innere Stimme sich zu Wort, aber du hast auch kein Date.
Okay. Es stimmte. Aber sie hätte ein Date haben können, wenn sie eins gewollt hätte. Barbara hatte versucht, sie mit einem Verkaufsmanager aus ihrem Büro zu verkuppeln. Lacey hatte das Angebot ihrer besten Freundin abgelehnt. Sie war nicht in der Stimmung, sich auf ein verklemmtes Treffen mit einem Verkaufsmanager einzulassen, der ganz bestimmt nichts anderes im Kopf hatte als seine Karriere. Wie alle Manager, mit denen sie es in ihrem Leben jemals zu tun gehabt hatte. Er ist einfach nicht mein Typ, entschied sie, ohne ihn in Augenschein genommen zu haben. Ihr letztes Date lag schon lange zurück. Viel länger, als sie beabsichtigt hatte. Aber ihr war kein Mann begegnet, der sie so sehr interessierte, dass sie an diesem endlosen Zustand etwas ändern wollte. Und überhaupt, warum stehe ich schon endlos lange vor diesem dummen Fahrstuhl? fragte sie sich plötzlich.
Lacey drückte wieder auf den Knopf und wartete. Nach fünf
Weitere Kostenlose Bücher