JULIA VALENTINSBAND Band 19
nicht mehr losgeworden. Wie ein Ohrwurm summten die Worte der Wahrsagerin ihm durch den Kopf.
Er hasste solche Zustände. Manchmal brauchte man Tage, bis man die Melodie wieder vergessen konnte. Als es ihm das letzte Mal passiert war, hatte ihn der Song „Itsy Bitsy Spider“ verfolgt. Mindestens ein Dutzend Mal hatte er ihn vor sich hin geträllert, sehr zur Freude seines vierjährigen Nachbarssohns, der ihm beim Autowaschen „geholfen“ hatte. Es hatte Evan mehr als eine Woche gekostet, seinen Kopf wieder von diesem Lied zu befreien.
Du liebe Güte. Was, wenn es ebenso lange oder noch länger dauerte, bis er die verrückten Fantasien über Lacey wieder loswurde? Fantasien, in denen er ihren unglaublich kurvigen Körper langsam aus der nassen Kleidung schälte. Fantasien, in denen er ihre vollen, geschürzten Lippen schmeckte, die nur Zentimeter von seinem Mund entfernt gewesen waren. Und wenn er ganz ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er heute Nacht nicht das erste Mal fantasiert hatte, ihr die Kleidung vom Leib zu reißen … das erste Mal hatte er daran gedacht, als sie ihm A Slow Glide into Pleasure angeboten hatte. Zum Glück war er bis heute in der Lage gewesen, seine Gedanken zu zügeln. Meistens jedenfalls. Und jetzt?
Sein Blick fiel auf sie. Die nasse Kleidung klebte an ihr wie eine zweite Haut. Der Anblick riss ihm beinahe den Boden unter den Füßen weg, und das hatte nichts mit dem rutschigen Gras zu tun. Lieber Himmel, flehte Evan inständig, lass ein Wunder geschehen. Hilf mir, dass ich die Nacht überstehe, ohne ihr den Mund auf die Lippen zu drücken. Dass es mir gelingt, die Finger von ihr zu lassen …
Es war klar, warum er beinahe den Verstand verlor. Lacey war tropfnass, und tropfnasse Frauen, oder nur die Vorstellung von ihnen, hatten ihn schon immer beinahe in den Wahnsinn getrieben. Wenn sie sich erst mal abgetrocknet hatte, war er in Sicherheit. Ganz bestimmt.
Hoffentlich.
Nachdem die Bewässerungsanlage ihm ein letztes Mal eine Wasserfontäne über den Rücken gesprüht hatte, erreichte er das Constant Cravings und streckte Lacey die verdorbene Handtasche entgegen.
„Danke“, murmelte sie.
Kaum hatte sie aufgeschlossen, hob er sie wieder in die Arme – ohne darauf zu achten, wie unglaublich sanft und weich es sich anfühlte, wenn er sie an sich presste.
„Nicht nötig, dass Sie sich so ausgiebig um mich kümmern“, protestierte sie halbherzig. Ihre Stimme klang irgendwie atemlos. Und heiser. Und unglaublich sexy.
Krampfhaft befahl ihm sein Verstand, sie nicht anzuschauen, aber seine Augäpfel wollten nicht recht gehorchen und gewannen den Kampf. Evan schaute zu ihr hinunter, schaute in die großen Augen, betrachtete die vollen Lippen, die nasse Lockenpracht, die ihren Kopf einrahmte … wow.
Es kostete ihn die größte Anstrengung, sich aus der heißen Erstarrung zu reißen, in die sie ihn geworfen hatte. Er betrat das Café und stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu.
„Mag sein, dass es überflüssig ist, Sie zu tragen. Aber wenn ich Sie schon so weit geschleppt habe, kommt es auf ein paar Meter mehr oder weniger auch nicht an.“ Hm. Obwohl es schon darauf ankam, ob er ihren fantastischen Körper noch länger an sich presste oder nicht. Evan räusperte sich. „Ich möchte Ihren Knöchel untersuchen. Dann wissen wir genauer, ob Sie auf meine Hilfe verzichten können.“
Neben der Tür befand sich ein Ledersofa, auf das er zusteuerte. Lacey schüttelte den Kopf und verteilte lauter kleine Wassertröpfchen auf seinem Gesicht. „Nein, dort nicht. Ich möchte mein antikes Sofa nicht ruinieren. Der Tresen ist besser.“
Er folgte ihrem Vorschlag und setzte sie auf den glänzenden Tresen neben die Kasse. „Wo ist der Lichtschalter?“
„Rechts neben der Tür.“
Evan schaltete das Licht an und kniff die Augen zusammen, so hell war es plötzlich. Dann ging er zurück zum Tresen. Lacey hatte sich bereits den Schuh ausgezogen, streckte ihm das Bein entgegen und ließ den Knöchel langsam kreisen.
Sein Blick heftete sich an die feuchte Haut ihres Beins. Ihr wohlgeformtes, feuchtes Bein. Die kreisende Bewegung des Knöchels schien ihn irgendwie in Trance zu versetzen … seine Gedanken drehten sich … Lacey hatte sich die Fußnägel knallrot lackiert … verdammt, sogar ihre Füße sind sexy, schoss es ihm durch den Kopf.
Mühsam riss er den Blick von ihrem nackten Fuß los. Aber es verschaffte ihm keine Erleichterung, als seine Augäpfel aufwärts schauten.
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