JULIA VALENTINSBAND Band 19
gewesen. Sie hatte in ihrer Wohnung gekocht. Es war ein kleines italienisches Festessen gewesen, Antipasti und Lasagne. Dazu Kerzen … und Lacey hatte für Evan seinen Lieblingsrotwein besorgt. Und er brachte ihr einen prächtigen Strauß blassrosa Pfingstrosen mit. „Du musst ja sämtliche Rosen in ganz Kalifornien aufgekauft haben“, freute sie sich. Evan hatte sie mit seinen blauen Augen angeschaut und gesagt: Du bist es wert. In diesem Moment war es ihr bewusst geworden.
Sie hatte sich in ihn verliebt.
Ja, er war immer noch ein Mann, der sich streng an die Vorschriften hielt. Aber er war auch ein Mann, auf den man zählen konnte. Und genau das hatte sie bei all ihren früheren Bekanntschaften schmerzhaft vermisst. Ja, Evan war nach wie vor der Meinung, dass ihre Schaufensterdeko für das Fairfax zu gewagt war. Aber wie immer, wenn sie verschiedener Meinung waren, hatten sie sich geeinigt – und zwar darauf, verschiedener Meinung zu sein.
„Du lieber Himmel, ich darf gar nicht daran denken, dass wir ohne Madame Karma immer noch die schlechteste Meinung voneinander hätten“, murmelte sie, während die Fahrstuhltüren aufgingen. In den letzten Wochen hatte nicht nur ihre Pechsträhne aufgehört. Der Schaden, der ihnen vorher zugefügt worden war, hatte sich auf wundersame Weise selbst beseitigt. Sasha nagte nicht mehr an Schuhen – ausgenommen Hausschuhe –, und Evans Hemden waren im Trockner wieder aufgetaucht. Die Zeitschaltuhr an Laceys Herd funktionierte plötzlich wieder, und sie entdeckte ein neues Paar ihrer Lieblingssandalen, an denen der Absatz abgebrochen war – im Schlussverkauf. Vor ein paar Monaten hatte sie Madame Karma noch für verrückt erklärt. Heute glaubte sie an die Prophezeiung. Evan war ihr Mr. Right.
Lacey betrat den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf in den fünften Stock. Ja, Evan war Mr. Right. Aber dachte er auch so über sie? Als ihr gestern Abend so deutlich wurde, dass sie ihn liebte, hätte sie ihm am liebsten von ihrem überwältigenden Gefühl erzählt. Trotzdem hatte sie sich zurückgehalten. Weil sie befürchtete, dass es zu früh war. Sie hatte Angst, dass er – wie die meisten Männer – in Panik ausbrechen könnte, wenn sie von Liebe sprach. Er würde sich vollkommen zurückziehen und so tun, als sei nichts geschehen – trotz all der magischen Momente, die sie miteinander verlebt hatten … jede Minute davon hätte kaum schöner sein können.
Den ganzen Tag schon zerbrach sich Lacey darüber den Kopf. Und sie beschloss, ihm ein Geständnis zu machen und ihm ihre Liebe zu offenbaren. Konnte es einen besseren Zeitpunkt geben als ein romantisches Wochenende in San Francisco? Die letzten Wochen hatten sie einander immer die ungeschminkte Wahrheit gesagt. Jetzt, da es ernst wurde, wollte sie nicht anfangen, Spielchen mit ihm zu spielen. Schließlich liebte sie ihn. Und er sollte es wissen. Mit etwas Glück würde er ihr antworten, dass es ihm genauso ging. Und wenn nicht, dann … nun, auch das könnte sie verkraften. Aber so weit würde es nicht kommen. Weil sie wusste, dass sie ihm etwas bedeutete. Es war unübersehbar. In seinen Worten und Taten. Reichten seine Gefühle genauso weit wie ihre? Sie hatte keine Ahnung. Aber sie wollte es herausfinden, und dafür musste sie ihr ganzes Herz in die Waagschale legen.
Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich wieder. Lacey eilte den Flur entlang zu seinem Büro. Ihr Puls schlug schneller, wenn sie nur daran dachte, ihn gleich wiederzusehen. Sie unterdrückte den Impuls, vor Glück laut aufzulachen, und zwickte sich in den Arm. Sie träumte nicht. Es war die Realität, obwohl sie sich fühlte wie im Märchen …
Die Tür zu Evans Büro stand offen. Sie hatte den Raum schon halb durchquert, als sie stehen blieb, weil sie bemerkte, dass er gerade telefonierte. „Ja, verstehe“, sagte er in den Hörer und kniff die Augenbrauen zusammen. „Ich werde mich darum kümmern.“
Dann schaute er auf. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich, und ihre Blicke verloren sich ineinander. Ihr Herz schien sich mit seinem in warmen Schwingungen zu bewegen. Lacey verspürte ein flaues Gefühl im Magen, wie jedes Mal, wenn er sie anschaute. Evan ließ sie nicht aus den Augen, während er das Telefonat beendete, aufstand und zu ihr hinüberging. Und auch dann nicht, als er bei ihr angekommen war. Stattdessen hob er sie hoch, trug sie zur Wand und hatte immer noch den brennenden Blick fest auf sie gerichtet, als er sie mit dem Rücken
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