JULIA VALENTINSBAND Band 19
löste den Finger aus ihrer Handfläche und strich an der Innenseite ihres Oberschenkels entlang.
Der Schmerz zuckte auf, und sie spürte, wie ihre Muskeln weich wurden. Das Herz schlug auf einmal gefährlich schnell und schien sie ermahnen zu wollen, einen Gang zurückzuschalten.
„Hey“, hielt Erin ihn zurück und schob seine Hand wie beiläufig in seine Hälfte des Wagens zurück. Dann deutete sie auf ein Straßenschild, das ankündigte, dass sie sich dem Kreuzfahrtterminal Long Beach näherten. „Wir wollen doch nicht die Abfahrt verpassen, weil du deine Finger nicht von mir lassen kannst.“
Erin spürte, wie sein Blick auf ihr ruhte, schwer und verführerisch. Aber sie wusste, dass sie jetzt auf keinen Fall zurückschauen durfte. Er brachte es mühelos fertig, dass sie schon beim ersten heißen Blick dahinschmolz. Schon so oft hätte sie beinahe die Beherrschung verloren. Aber …
Aber würde sie nicht sowieso bei der ersten Gelegenheit nachgeben? Und die würde nicht lang auf sich warten lassen. Deswegen saß sie doch neben ihm im Wagen und fuhr zum Kreuzfahrtterminal. Weil sie das Wochenende mit dem Mann genießen wollte, der zu garantieren schien, dass eine Frau glücklich war, wenn sie sein Schlafzimmer wieder verließ. Der Himmel wusste, dass sie ein bisschen Abwechslung gebrauchen konnte, nachdem sie so lange Zeit mit ein und demselben Mann zusammen gewesen war.
„Also, was hat es noch mit dieser Prophezeiung auf sich?“, hakte Wes nach. Er gehorchte wie ein kleiner Junge und hielt den Blick geradeaus auf die Straße gerichtet. „Bis jetzt klingt das, was die Frau gesagt hat, doch ziemlich einleuchtend. Außerdem warst du es doch, die auf die Idee kam, Madame Karma überhaupt aufzusuchen.“
„Nein, ich habe sie nicht aufgesucht. Sie kam ins Fairfax-Shopping-Center, wo sich mein Laden befindet. Am letzten Wochenende fand dort eine Party zum Valentinstag statt, und außerdem wurde die Renovierung des Centers gefeiert. Sie hatte dort einen Tisch aufgestellt und den Leuten die Zukunft vorhergesagt. Es war eine Menge los, und wir haben prächtigen Umsatz gemacht.“
„Aber du bist doch zu ihr gegangen, wenn ich recht verstanden habe. Oder?“
Erin verschränkte die Finger in der Handfläche und genoss die Erinnerung an seine Berührung. „Cheryl hat mich förmlich an Madames Tisch gezwungen. ‚Es ist doch lustig, sich die Hand lesen zu lassen!‘, hat sie gesagt.“ Wes schaute sie verständnislos an, und Erin fügte hinzu: „Cheryl. Du hast sie kennen gelernt, als du mich letzten Dienstag im Shop abgeholt hast. Wir wollten zum Dinner.“
„Bitte entschuldige, es hat einen Moment gedauert. Ja, natürlich, Cheryl. Lange, blonde Haare, Sommersprossen, strahlendes Lächeln. Deine beste Freundin. Deine Komplizin. In guten wie in schlechten Zeiten. Ja, ich erinnere mich.“
Erin hielt inne. Cheryl war der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und die Tatsache, dass Wes sich nicht auf Anhieb erinnern konnte, machte ihr klar, wie wenig sie miteinander vertraut waren.
Aber trotzdem werde ich das Wochenende mit ihm verbringen, dachte sie, und ihr Herz pochte heftig.
Wes hatte sich wieder zu Wort gemeldet. „War das alles, was die Prophezeiung dir zu bieten hatte? Gab es keine rosigeren Aussichten? Wie zum Beispiel ein Wochenende voller Abenteuer und Leidenschaft auf dem Meer?“
„Das hättest du wohl gern gehabt.“ Erin zwang sich zu einem Lachen. Aber insgeheim wollte sie nicht weiter darüber sprechen.
Denn bevor an jenem Abend das Gewitter über Baxter Hills hereingebrochen war, hatte Madame Karma tatsächlich eine Prophezeiung gewagt, die weit über das Geschäft und ein langes Leben hinausreichte …
Die alte Dame hatte Erins Hand getätschelt, und die tiefen Falten um ihre Augen herum hatten gute Neuigkeiten angekündigt. „Die Liebe muss heute einfach in der Luft liegen. Ich weiß, dass ich es schon so oft gesagt habe, aber trotzdem … Sie können aufhören, nach dem Mann Ihrer Träume zu suchen. Sie haben den Mann Ihres Lebens bereits gefunden.“
Cheryl hatte auf dem Stuhl neben ihrer Freundin gesessen und ihr auf die Schulter geklopft. „Glückwunsch! Ich hoffe nur, dass der Mann fürs Leben den Weg zum Altar finden wird, bevor sechs Jahre vergangen sind.“ Cheryl wandte sich verschmitzt an Madame Karma. „Mit ihrem letzten Mann ist sie nämlich sechs süße Jahre zusammen gewesen.“
Erin hatte sich ebenfalls an Madame Karma gewandt. „William und ich sind nie so weit
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