JULIA VALENTINSBAND Band 19
nachweisen können. Sie wissen nur, dass er nicht allein gearbeitet hat.“ Steve grinste Chloe an, die panisch reagierte. „Da kam ich auf die Idee, dass du gierig werden könntest. Ich denke, es hat sich so abgespielt … du hast dich um unsere Finanzen gekümmert. Um beide Aktenordner. Du weißt, wie viel Gewinn wir gemacht haben. Dann hast du dich entschieden, an Bord zu kommen. Du hast es sogar verlangt. Entweder wir beteiligen dich, oder du lieferst uns an die Polizei aus. Dann habt ihr zwei mich ausgebootet. Das heißt, dass ich das Opfer bin.“
„Nein …“
„Oh, doch“, stieß Steve hervor und schleppte sie quer durchs Wohnzimmer zu ihrem Tisch mit dem Laptop. Er klappte den Deckel hoch, öffnete eine Textdatei und zwängte sie auf den Stuhl. „Los, schreib schon: An alle, die es angeht.“
Chloe starrte ihn panisch an.
Steve fuchtelte mit dem Gewehr vor ihr herum. „Hallo? Wird’s bald?“
Sie zuckte zusammen und begann zu tippen.
An alle, die es angeht
„Ich habe große Schuld auf mich geladen. Ich habe Steve betrogen …“ Steve brach ab, als sie nicht weitertippte, und presste ihr das kalte Metall des Gewehrs gegen die Schläfe. „Ich habe große Schuld auf mich geladen“, wiederholte er scheinbar geduldig, während seine Hand auf ihrer Schulter das Gegenteil bewies.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und die Tränen in den Augen verschleierten ihr die Sicht. Chloe begann zu schreiben, als Steve plötzlich erstarrte. „Hast du das auch gehört?“, flüsterte er.
Außer ihrem eigenen Herzschlag hatte sie nichts gehört. Aber dann … hörte sie, wie an der Eingangstür gerüttelt wurde.
Ian.
Bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, riss Steve sie aus dem Stuhl hoch und presste sie an seinen Körper. Das Gewehr drückte er immer noch an ihre Schläfe. „Keinen Ton“, zischte er, zerrte sie um den Tisch herum bis zur Wand, wo sie beide von der Tür aus nicht gesehen werden konnten.
Wieder wurde an der Tür gerüttelt. Chloe hörte es leise rascheln und stellte sich vor, wie er die Taschen nach dem Schlüssel durchsuchte, den sie ihm gegeben hatte. Ihr Blick fiel auf den Tisch. Neben dem Laptop lag der Schlüssel.
Ian war sich treu geblieben. Er hatte den Schlüssel vergessen.
„Chloe?“, rief er durch die Tür. „Bist du noch da?“
Sie öffnete den Mund, aber Steve verstärkte seinen Griff und drückte ihr den Gewehrlauf gegen die Schläfe.
„Chloe!“ Ian pochte gegen die Tür.
Und dann herrschte Schweigen.
Chloe spannte sämtliche Muskeln an und lauschte angestrengt, um kein Geräusch zu verpassen. Nichts. Dann begriff sie. Ian war auf die Rückseite des Gebäudes gerannt, um zur Küchentür zu gelangen. Es würde einen Kampf geben, und niemand konnte garantieren, wie er ausging.
Das durfte sie nicht geschehen lassen. „Mir ist so übel“, flüsterte sie Steve zu.
„Zum Teufel noch mal. Wehe, du übergibst dich“, erwiderte er und lockerte den Griff. Chloe wirbelte herum, rannte zum Tisch und schnappte sich den Laptop. Steve zielte mit dem Gewehr auf sie, aber sie nutzte den Moment der Überraschung und schleuderte ihm das harte Plastikgehäuse ins Gesicht.
Der Computer stürzte zu Boden. Steve hatte vollkommen die Kontrolle über die Situation verloren und starrte sie entgeistert an. Das Gewehr lag nutzlos neben seinen Füßen.
Lauf weg, befahl Chloe sich selbst, aber ihre Beine bewegten sich nicht.
Steve starrte sie immer noch an, blinzelte verständnislos und stürzte dann rückwärts hin, sodass sein Hinterkopf dumpf aufschlug.
Die Küchentür wurde aufgerissen. Ian kam hereingerannt und stoppte abrupt, als er sah, wie Chloe sich – nur mit einem Handtuch bekleidet – über Steves Körper beugte.
„Ich bin nicht verletzt“, erklärte sie und zeigte auf Steve. „Aber bei ihm bin ich mir nicht so sicher.“
Ian rollte Steve auf den Rücken und fesselte ihn mit Handschellen. Mit einem Tritt kickte er das Gewehr beiseite und zog Chloe in die Arme. Noch nie war sie so glücklich gewesen, in den Arm genommen zu werden.
Polizisten kamen in die Wohnung. Auch Ians Partner war dabei, und ein paar Minuten lang herrschte wieder das blanke Chaos. Fragen wurden gestellt, Antworten gegeben und neue Fragen gestellt.
Chloe schwirrte der Kopf, so viel hatte sie seit gestern erlebt. Ian ließ sie nicht los, wenn man davon absah, dass er sich das Hemd auszog und ihr überstreifte. Er hielt sie so sehr in seiner Nähe, dass sie es noch nicht einmal geschafft
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