Julia-Weihnachten Band 23
und strich mit einem Kamm durch das Haar, damit es in glänzenden kastanienbraunen Wellen über ihren Rücken floss. Die junge Lehrerin half ihr, die Perlen darin zu befestigen, und schlang ein einzelnes Band um ihre Stirn.
„Das wär’s, Julia“, erklärte sie befriedigt.
Felicia lächelte nervös. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als Miss Nesbitt die Tür für eine hoch gewachsene Gestalt in Wams und Strumpfhose öffnete.
„Sehr hübsch, Romeo. Wirklich. Ihre Julia ist bereit und erwartet Sie schon.“
Und bekommt bei seinem Anblick kaum noch Luft, fügte Felicia stumm hinzu.
„Du siehst fantastisch aus, Flick“, sagte Gideon in einem Ton, bei dem ihr Puls zu rasen begann.
„Ja, das stimmt. Ebenso wie Sie.“ Miss Nesbitt winkte sie weiter. „Hals- und Beinbruch für Sie beide.“
Gideon fasste Felicias Hand und hielt sie fest, während sie schweigend die verlassenen Korridore entlang schlichen, um in der Diele hinter der Bühne zu warten.
„Sie sehen beide fantastisch aus“, flüsterte der Schauspiellehrer bei ihrer Ankunft. „Sobald der Wald von Athen sich in einen Obstgarten in Verona verwandelt hat, steigen Sie auf den Balkon, Julia. Schaffen Sie das in diesem Kleid?“
Felicia strahlte ihn an und nickte. Heute Abend würde ihr alles gelingen. Gideon drückte ihr aufmunternd die Hand. Kurz darauf begann sie auf das Signal der Souffleuse, vorsichtig die Leiter hinaufzusteigen – Gideon zu ihren Füßen bereit, sie aufzufangen, falls sie ausrutschte. Sie erreichte ihr „Zimmer“ und blieb halb hinter dem Fenster verborgen, während der Vorhang sich öffnete und Romeo durch den „Obstgarten“ über die Bühne schritt.
Die Strumpfhose umschloss seine muskulösen Sportlerbeine wie eine zweite Haut, und das kurze Brokatwams betonte seinen fantastischen Oberkörper. Alle jungen Mädchen im Saal seufzten heimlich, während er sehnsüchtig zu dem Balkon hinaufblickte.
„Doch still, was schimmert durch das Fenster dort? Es ist der Ost, und Julia ist die Sonne.“
Julia betrat den Balkon, beugte sich hinab und lächelte Romeo zu. Sie war zurückversetzt in das Verona des fünfzehnten Jahrhunderts, riskierte den Zorn ihrer Familie und hieß ihren Geliebten willkommen. Kein Laut war zu hören, während sie die berühmte Szene spielten. Doch als Romeo das Spaliergitter zum Balkon hinaufkletterte und Julia in seine Arme schloss, brach wilder Jubel los.
Ruhelos warf sich Felicia jetzt in ihrem Bett hin und her und überlegte, ob die Szene wirklich so perfekt gewesen war, wie sie sich erinnerte. Beide waren stilecht gekleidet gewesen. Sie besaß immer noch Fotos, die es bewiesen.
Keiner von ihnen war mit seinem Text stecken geblieben oder hatte die sorgfältigen Regieanweisungen des Lehrers missachtet. Doch am nächsten Abend, der Vorführung für die Eltern, hatte Gideon etwas hinzugefügt. Als Romeo seine Julia auf dem Balkon in die Arme schloss, hatte er sie vor allen geküsst. Die Wirkung sowohl auf Felicia wie auf die Zuschauer war umwerfend gewesen.
Immer noch verwirrt, war sie wieder auf die Bühne hinabgestiegen, Hand in Hand mit Romeo vor den Vorhang getreten und hatte den Beifall entgegen genommen. Gideon hatte sich mit der natürlichen Anmut eines Athleten verbeugt, und sie, Felicia, war in einen tiefen Knicks gesunken, den sie wochenlang vor dem Drehspiegel ihrer Mutter geübt hatte.
Anschließend hatte sie sich rasch wieder umgezogen und war zum gemeinsamen Weihnachtsliedersingen mit dem Chor und den Zuschauern ins wirkliche Leben zurückgekehrt. Die nächste Woche war ihr furchtbar leer vorgekommen ohne die Proben. Der einzige Lichtblick war die bevorstehende Weihnachtsparty gewesen.
Die Tage erschienen ihr wie eine einzige Kraftprobe. Ihre Freundinnen hatten sie mit Adleraugen beobachtet und waren sicher gewesen, dass Gideon die Eisprinzessin „aufgetaut“ habe. Doch zu Felicias Enttäuschung hatte er nicht den geringsten Versuch unternommen, Kapital aus dem zu schlagen, was die Balkonszene in solch einen Triumph verwandelt hatte.
Am Tag vor der Party hatte Gideon sie gefragt, ob er sie nach dem Fest nach Hause fahre dürfte, und ihr Herz hatte vor Aufregung schneller geschlagen. Sie hatte gewusst, dass er den Wagen seines Vaters regelmäßig nutzen durfte, um Medikamente für Patienten auszuliefern, die das Haus nicht verlassen konnten. Trotzdem war ihr der Gedanke, dass er sie nach Hause bringen könnte, nie gekommen. Glücklich hatte sie eingewilligt und sich plötzlich
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