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Julia-Weihnachten Band 23

Julia-Weihnachten Band 23

Titel: Julia-Weihnachten Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JUDY DUARTE SHARON KENDRICK CATHERINE GEORGE
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du mir weismachen, dass du nie daran gedacht hast, Clemmie? Kein einziges Mal?“, fragte er leise.
    Auf keinen Fall konnte sie jetzt die Wahrheit sagen. Doch als Clemmie zu sprechen versuchte, kam kein Wort über ihre Lippen.
    „Ich weiß genau, dass du es getan hast“, fügte er hinzu. „Was damals zwischen uns geschehen ist, gehört zu den Erinnerungen, die niemand einfach so vergessen kann.“
    Seine Worte erregten Clemmie und machten ihr gleichzeitig Angst. Trotzdem hielt sie seinem eindringlichen Blick stand. Sie spürte, wie ihr Körper auf seine ganze Ausstrahlung reagierte, wie ihre Knospen sich aufrichteten und sich an ihren Spitzen-BH drängten. „Wieso?“, fragte sie stolz. „War es denn so wunderbar?“
    „Es blieb unvollendet. Wir wurden vor dem Höhepunkt gestört.“ In seinen Augen funkelte Verlangen. „Unerfüllte Leidenschaften verschwinden nie aus dem Gedächtnis, wusstest du das nicht? Es sind die süßesten Früchte auf Erden.“
    „Du bist zynisch“, flüsterte sie.
    „Zynisch?“, wiederholte er. „Nicht eher realistisch?“
    Clemmie schluckte schwer. Dieses Gespräch führte zu nichts und verwirrte sie nur noch mehr. „Wie dem auch sei: Alisons Tod tut mir leid“, wiederholte sie. „Wirklich.“
    Diesmal schien sie zu ihm durchzudringen: Der misstrauische Ausdruck wich aus seinem Gesicht. Alec nickte und deutete auf eines der beiden blauen Sofas. Dabei wirkte er so verlegen wie jemand, der gesellschaftliche Umgangsformen nicht gewöhnt war. „Willst du dich nicht setzen?“
    Clemmie hatte vorgehabt, mit ihm zu reden und danach gleich wieder zu gehen. Doch sie war total verblüfft, dass er sich plötzlich so entspannt zeigte. Verblüfft und mehr als neugierig. Deshalb nahm sie vorsichtig auf der Vorderkante eines Sofas Platz – so als fürchtete sie, sie könnte Flecken auf dem Bezug hinterlassen. „Danke.“
    Alec stellte sich mit dem Rücken zum Marmorkamin. Mit einem Mal fiel Clemmie auf, dass er in den lässigen Jeans und dem Pullover ebenfalls nicht in diesen eleganten, aber farblosen Raum passte. Sie betrachtete die silbern gerahmten Fotos hinter ihm: Alison mit einem Baby auf dem Arm; Alison mit Stella als Kleinkind; Alison und Stella gemeinsam auf einem Porträtfoto, auf dem beide in cremefarbene Seide gehüllt waren und ein professionelles Lächeln aufgesetzt hatten …
    Clemmie musterte Alec, und Mitleid erfüllte ihr Herz. Was er alles durchgemacht haben musste! Wollte er darüber reden, was geschehen war? Falls er es nicht wollte, konnte er das Gespräch jederzeit abbrechen. Hatten andererseits nicht alle ihre Bekannten, die einen geliebten Menschen verloren hatten, über dasselbe geklagt – dass es den Leuten unangenehm war, über die Toten zu reden? Die meisten schwiegen lieber, so als hätten die Verstorbenen nie existiert.
    „Wann ist Alison gestorben?“, fragte sie ruhig.
    „Fünfeinhalb Jahre ist das jetzt her“, antwortete er leise.
    Erstaunt sah sie ihn an. „Ich dachte …“
    Alec warf ihr einen eisigen Blick zu. „Ja? Was hast du gedacht, Clemmie?“
    Hilflos zuckte sie die Schultern. Sie war unfähig, die Augen von ihm abzuwenden. „Dass es erst kürzlich passiert wäre.“
    „Wie bist du auf diesen Gedanken gekommen?“
    „Keine Ahnung. Wahrscheinlich wegen deiner Reaktion, als ich … als ich deine Frau neulich bei mir zu Hause erwähnte. Du wirktest so verletzt.“ Als sie merkte, wie er bei diesen Worten innerlich zusammenzuckte, nahm sie allen Mut zusammen. „Wie ist Alison gestorben?“
    „Hat man es dir nicht erzählt?“, fragte er. „Ich will sagen: Hat sich wirklich niemand bemüßigt gefühlt, dich mit sämtlichen Fakten auszustatten? Da haben die örtlichen Klatschmäuler aber schwer versagt.“
    „Es war niemand da, den ich hätte fragen können“, antwortete Clemmie. „Vergiss nicht, dass ich nur sehr wenige Leute hier kenne. Ich bin mit sechzehn nach Ashfield gekommen und habe die Stadt zwei Jahre später wieder verlassen. Selbst wenn ich mit jemandem hätte reden können: Ich bin keine Klatschtante.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein.“
    Alec stieß einen langen schmerzlichen Seufzer aus. „Wir waren in der Schweiz“, erklärte er sachlich. „Alison wurde unter einer Lawine begraben.“
    Entsetzt schlug Clemmie die Hand vor den Mund und brauchte einen Moment, um seine Worte zu erfassen. „Das ist ja furchtbar“, flüsterte sie. „So plötzlich und so grausam.“
    Alec reagierte nicht auf ihr Mitgefühl.

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